Bad Ragaz. Für Borussia Dortmund verlief die vergangene Saison überaus erfolgreich. Für Sven Bender gilt das nur teilweise: Wegen diverser Verletzungen verpasste er viele Spiele. Im Interview gibt er sich aber zuversichtlich, was die kommende Saison angeht.

Die Betten im Hotel seien hervorragend. Sagt Sven Bender. Was sich zunächst schlapp anhören mag, ist in Wahrheit von größter Bedeutung. „Viel mehr als den Trainingsplatz, den Essensraum und eben das Bett sehen wir hier ja nicht“, sagt Dortmunds Dampfhammer.

Herr Bender, das Trainingslager neigt sich dem Ende. Alle schwärmen von den Bedingungen. Wie im vergangenen Jahr. Sind sie denn wieder meisterwürdig?

Sven Bender: Damals haben wir hier den Grundstein für eine sehr gute Saison gelegt. Und die Bedingungen sind wieder optimal. Daraus kann man aber nicht ableiten, dass wir zwangsläufig wieder Meister werden. Was wir tun können: Wir können einen weiteren Grundstein legen, um dann das Maximale rauszuholen.

Was ist das Maximale, nach zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg?

Bender: Wir haben keine Prioritätenliste. Für uns ist jeder Wettbewerb gleichwertig, wir wollen in jedem so lange wie möglich mitspielen. In der Champions League haben wir ein paar Wünsche der Fans offen gelassen. Das wissen wir. Wir wollen eine bessere Rolle spielen als im letzten Jahr.

Viel Verletzungspech

Die vergangene Saison lief für Sie persönlich nicht optimal. Hüftprobleme, Bänderriss, doppelter Kieferbruch, Bänderriss, eine angebrochene Rippe: Ihre Krankenakte hatte Buchstärke. Immer wieder haben Sie sich zurückgekämpft – und doch einiges verpasst.

Bender: Das war kein einfaches Jahr. Ich hatte sehr, sehr viel Pech, weil ich oft Verletzungen hatte, für die ich überhaupt nichts konnte. In Situationen, in denen es Schicksal war, dass es mich erwischt hat und vor allem wie es mich erwischt hat. Damit musste ich umgehen. Eine wichtige Erfahrung. Ich habe daraus gelernt.

Was denn?

Bender: Dass ein Mensch und sein Körper manchmal eben auch Zeit brauchen. Ich wollte immer möglichst schnell wieder zurück auf den Platz. Die Häufigkeit der Verletzungen ging dann aber irgendwann an die Substanz. Daraus habe ich gelernt, noch besser in meinen Körper hineinzuhören und die Auszeit auch zu nehmen, die er dann offensichtlich benötigt.

Ihr Spiel, genau wie Sie es gespielt haben, ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit, hat der Mannschaft sehr viel gegeben. Ihnen aber auch einiges genommen.

Bender: Natürlich habe ich durch die Verletzungen viel verpasst, was mir wichtig gewesen wäre. Aber ich sehe es trotzdem nicht als verlorenes Jahr. Es hat mich eher nach vorne gebracht.

Weiterhin dazwischenklopfen

Schon mal über eine Änderung Ihres Spielstils nachgedacht? Vielleicht aus Selbstschutz. Wäre es das wert?

Bender: Nein, gar nicht. Klar, die eine oder andere Verletzung zieht man sich auch zu, wenn man sehr, sehr hart in die Zweikämpfe rockt. Aber das ist eben meine Spielweise. Wenn ich das nicht mehr machen würde, würde ich mir meine eigene Stärke nehmen. Dann würde ich nach dem Spiel nach Hause gehen und sagen: Hey, irgendwas hat gefehlt, ich bin nicht zufrieden, weil ich nicht das rausgehauen habe, was ich könnte. Und das ist nun mal: dazwischen klopfen.

Klopfen wir die Zukunft ab: Vor zwei Jahren gab es beim BVB das Duo Bender/Sahin, in die vergangene Saison ist man mit Bender/Kehl gestartet. Sehen Sie eine derart eindeutige Kombination auch für die kommende Saison?

Bender: Wir haben gerade auf meiner Position viele Spieler, die eine enorm hohe Qualität mitbringen. Aber wir haben das doch in der letzten Saison gesehen: Erst habe ich gespielt, dann war ich verletzt und sofort war jemand anderes da.

Der Kader ist nicht mal exorbitant groß, aber extrem ausgeglichen. Teilen Sie diese Einschätzung?

Bender: Wir haben in der Breite noch einmal brutal an Qualität zugelegt. Wir haben jede Position gleichwertig doppelt besetzt. Das ist ein Luxus, den nicht viele Mannschaften haben.

Sven Bender will weiter im zentralen Mittelfeld spielen

Gibt es eigentlich die Option, dass Sven Bender auch auf einer anderen Position spielt? Es gibt ja einen Zwillingsbruder, der hat das vorgemacht...

Bender: ... soll ich jetzt Rechtsverteidiger spielen, oder was?

Zum Beispiel.

Bender: Ne, ne, ich hab mein Leben lang noch nirgendwo anders gespielt. Ich fühle mich auf dieser Position am wohlsten und finde, dass die Position auch am besten zu mir passt. Ich weiß auch nicht, was sich da viel für mich anbieten würde. Was gäbe es denn noch für Positionen?

Frage an mich?

Bender: Joa.

Torwart wohl eher nicht. Oder?

Bender: Belassen wir es mal bei der zentralen Position im Mittelfeld.

Gerne. Belassen Sie es auch nach Doppelmeisterschaft und Double bei der Gier, die diese Mannschaft bislang ausgezeichnet hat?

Bender: Diese Gier, diese Vorfreude aufs Fußball spielen, die ist bei jedem wieder da. Man merkt, dass jeder Bock hat zu kicken, dass alle scharf auf den Ball sind. Ich glaube, dass das Grundvoraussetzung ist. Wenn einer keine Lust auf Fußball hat, dann kann er auch nicht gierig sein.

Die Bayern wollen auch gierig sein. Zeigen das aber zunächst mal durch Sprüche.

Bender: Die Bayern haben ihre Herangehensweise, wir unsere. Ob die Bayern jetzt gierig sind oder nicht, das weiß ich ja nicht. Ich rede nur für uns. Und wir sind es auf jeden Fall.