Düsseldorf/Frankfurt. . Für den BVB ist nach dem Gewinn des Meistertitels noch lange nicht Schluss: Mit einem Sieg gegen Freiburg am Samstag könnten sie den Bundesliga-Punkterekord von Bayern München toppen und sind zudem auf dem besten Weg, die HSV-Serie aus den 80ern einzustellen.

Da kann Uli Hoeneß dreimal sagen, dass ihm der Titel in der Champions League näher steht. Vielleicht in diesem Jahr, in dem das Finale im Wohnzimmer seines sportlichen Lebenswerks Bayern München stattfindet - mit dem deutschen Fußball-Rekordmeister. Im stillen Kämmerlein aber wird es den Ex-Manager und jetzigen Präsidenten nerven, dass Borussia Dortmund Deutschlands Vorzeigeklub im Meisterschaftsrennen zum zweiten Mal in Folge das Nachsehen gab. Und nicht nur das. Der BVB streut mit einer Rekord-Saison nun weiteres Salz in die Bayern-Wunden.

Mit einem Sieg gegen den SC Freiburg zum Saisonfinale kann sich die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp ein Denkmal setzen. "Ihr habt jetzt die Chance, euch schon in jungen Jahren unsterblich zu machen", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf dem Meisterbankett nach dem 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach. Mit dann 81 Punkten käme der BVB auf die beste Punktausbeute in 49 Jahren Bundesliga. Und mit dann 25 Siegen in einer Saison zögen Klopps gierige Profis mit den Bayern gleich.

BVB steht kurz davor die Rekordleistung von Müller, Beckenbauer und Co. zu toppen

"Wir wollen den Rekord auf jeden Fall", sagte BVB-Kapitän Sebastian Kehl zu der "Schallmauer" und fügte an: "Solche Rekorde gehen in die Geschichte ein". Auf jeden Fall. Wie diese beiden unglaublichen Spielzeiten der Münchner Übermannschaft mit Bomber Gerd Müller, Kaiser Franz Beckenbauer, Paul Breitner und eben Uli Hoeneß, um nur ein paar der späteren Weltmeister von 1974 zu nennen. 1971/1972 gab es 24 Siege der Bayern bei sieben Unentschieden und nur drei Niederlagen. Machte nach damaliger Zwei-Punkte-Rechnung nie mehr erreichte 55:13 Punkte, nach der Drei-Punkte-Regel 79. 101 Tore stehen nach wie vor als einsamer Rekord. Im Folgejahr dann schafften die Bayern 25 Siege bei vier Unentschieden und fünf Niederlagen, 54:14 Zähler entsprechen nach der heutigen Rechnung ebenfalls 79 Punkten.

Das kann nun am Samstag in einem schwarzgelben Schatten stehen. Dortmund hier, Dortmund da, wie toll, wie wunderbar. Die Elogen auf Borussia müssen in den Ohren der Bayern-Macher so grausam klingen wie quietschende Kreide auf einer Tafel. Haben die Münchner in der laufenden Saison doch bereits zwei 0:1-Pleiten gegen Dortmund sowie vier in Folge in den vergangenen zwei Spielzeiten ertragen müssen. Ganz zu schweigen von den 44 Punkten in der Rückrunde, selbstverständlich auch Bundesligarekord. So wie die 27 Spiele in Folge innerhalb einer Saison. Und über 80.000 Zuschauer im Schnitt bei Heimspielen: Rekord! Furchtbar!

Auch der HSV-Rekord rückt für den BVB näher

Bei einer derartigen Serie und dem offenbar nicht nachlassenden Hunger der Dortmunder Spieler, rückt nun ein weiterer Uralt-Rekord immer mehr ins Blickfeld. Vom 30. Januar 1982 bis zum 29. Januar 1983 blieb der Hamburger SV in 36 Liga-Spielen ungeschlagen. In diesen beiden Jahren wurde der HSV auch deutscher Meister. Einer, der in dieser Phase als Aktiver dabei war, ist Holger Hieronymus. "Mich beeindruckt die an jedem Wochenende wiederkehrende Unbekümmertheit, mit der die Dortmunder Spieler die Partien angehen. Das ist vielleicht ein Stück weit die Begründung dafür, warum schon 27 ungeschlagene Spiele in Folge zusammengekommen sind. Deshalb kann ich mir auch vorstellen, dass die alte Marke geknackt werden kann", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) der Nachrichtenagentur dapd zum BVB.

Der Ex-Nationalspieler, auch Europapokalsieger der Landesmeister 1983 unter Erfolgscoach Ernst Happel, erklärte, dass er seinerzeit nie über die Serie nachgedacht habe. Die Dortmunder Herangehensweise, sich nur auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren, sei der Schlüssel. Hieronymus ist grundsätzlich der Meinung, dass Borussia Dortmund aber jetzt schon in dieser Wertung auf einer Stufe mit dem HSV steht. Die Konkurrenz in der Bundesliga sei heutzutage größer: "Für mich wiegen deshalb 27 Spiele in der heutigen Zeit mindestens so schwer wie 36 Spiele in der Vergangenheit."
(dapd)