Dortmund. . Shinji Kagawa entscheidet mal wieder ein Spiel. Borussia Dortmund bezwingt Werder Bremen 1:0 - wohl bemerkt: ungewohnt uninspiriert und seltsam unentschlossen. Jetzt freut sich der BVB aufs Pokal-Halbfinale bei dem Tabellenführer der 2. Liga.

Nein, ein rauschendes Fest war es nicht. Dazu war die zweite Hälfte zu wenig berauschend.Gefeiert wurde aber trotzdem. Weil Shinji Kagawa sich selbst (zum Geburtstag) und vor allem Borussia Dortmund (mit drei Punkten) reich beschenkte. 1:0 ge­gen Werder Bremen. Kagawa hatte den genialsten Spielzug der Partie über Lewandowski, Großkreutz und den in dieser Szene sensationellen Gündogan veredelt. Hatte so mit seinem Treffer den Unterschied ausgemacht. Wieder einmal.

Wie schon gegen Hoffenheim (3:1), gegen Leverkusen (1:0) und gegen Mainz (2:1). Der BVB hatte erneut knapp, aber verdient gewonnen. Wie schon gegen Leverkusen und Mainz und wie in Berlin (1:0). Wichtige Siege. Und ein Haufen Punkte. Pures Glück.

Findet auch Kagawa. Der nicht nur mit der Leichtigkeit des Seins zum Solo ansetzt, sondern auch ebenso kommentiert. „Da ich immer noch Single bin, musste ich mir halt selbst ein Geschenk machen“, ließ der 23-Jährige übersetzen.

Ungewohnt uninspiriert und seltsam unentschlossen

So fiel es nicht ins Gewicht, dass er selbst noch den Pfosten (24.) und Sebastian Kehl nur die Unterkante der Latte (35.) traf; dass abermals Kagawa, aber auch Jakub Blaszczykowski und Robert Lewandowski weitere Großchancen liegen ließen; dass die Dortmunder in Hälfte zwei ungewohnt uninspiriert und seltsam unentschlossen zu Werke gingen.

Ihnen hatte schlicht ein wenig von dem gefehlt, was sie sonst auszeichnet: Etwa „die allerletzte Präzision“, wie Kagawa feststellte. Und „die Durchsetzungskraft im Sechzehner“, wie Lukasz Piszczek anmerkte. „Das zweite Tor“, wie Sven Bender wissen ließ. Und auch ein Stück Laufleistung. Die Dortmunder sind – und das ist bemerkenswert, weil quasi noch nie dagewesen – weniger gelaufen als der Gegner. Als Mannschaft sogar fünf Kilometer weniger.Das ist viel. Dadurch haben sie sich das Leben selbst schwer gemacht

Weil zugleich die Bremer in Durchgang zwei immer mehr Durchgänge versperrten und sich in Anbetracht ihres beinahe letzten Aufgebots beachtlich gegen eine höhere Niederlage stemmten,blieb es bis zum Ende eng. Gefährlich aber wurde es zu keinem Zeitpunkt. Dazu war Werder vorne zu harmlos. Dafür stand der BVB hinten zu sicher. Und auch das kann als Qualitätsmerkmal herhalten.

Es ist Neven Subotic jedenfalls zuzustimmen, wenn er sagt: „Wir haben dazu gelernt im Vergleich zu vergangenen Jahren. Da hätten wir so einem Gegner am Ende noch ein paar Standards zugestanden.“ Haben sie den Bremern nicht.

Hexenkessel in Fürth

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Und so bleibt unterm Strich dreierlei: Erstens der Lieblingssieg des Verteidigers, wie Mats Hummels bekannte („weil hinten die Null steht“). Zweitens die Hausaufgabe, die Kagawa seinen Kollegen mit auf den Weg gab: „Unsere Aufgabe ist es, dass wir an unserer Torgefährlichkeit arbeiten“ – eigene Standards bitte eingeschlossen. Und drittens, die Vorfreude aufs Pokal-Halbfinale am Dienstag in Fürth.

„Da erwartet uns sicher ein Hexenkessel“, vermutet Marcel Schmelzer. Womit er Recht behalten dürfte. Das Duell des Tabellenführers der Ersten Liga mit dem Tabellenführer der Zweiten Liga ist seit Wochen ausverkauft. 15 500 Fans in der Trolli-Arena. Am Samstag erst haben die Fürther 1860 München mit 4:1 abgefiedelt. Nach der Auslosung bereits hatte Gerald Asamoah, der ehemalige Schalker, der noch immer Schalker ist, seine Vorfreude mitgeteilt: „Lüdenscheid ist nur ein Bonus.“

Es wird hoch hergehen. Und genau deshalb wird es wichtig sein, das abzustellen, was Ilkay Gündogan, der sich mit regelrecht fiesen Pässen als Ketten-Aufreißer empfahl, nach dem Sieg gegen Bremen bemängelte: „Wir waren irgendwann zu hektisch, zu unruhig, wollten zu früh den entscheidenden Pass spielen.“

Manchmal muss man eben nüchtern sein, um später ein rauschendes Fest feiern zu können. Das gilt für die Liga, und erst recht für den Pokal.