Dortmund. . Alle reden von den 20-Tore-Bayern, während der BVB weiter an seiner unglaublichen Erfolgsserie bastelt. Seit 20 Spielen ist Borussia Dortmund nun schon ohne Niederlage, das hat in der fast 103-jährigen Geschichte dieses Vereins noch keine seiner Mannschaften geschafft.

Neven Subotic schob die Unterlippe nach vorn und nickte mit dem Kopf, um vage Zustimmung zu signalisieren. Zustimmung für das Wort, das jemand zwischen Kabine und Spielertunnel als Beschreibung für den 1:0-Sieg von Borussia Dortmund gegen Werder Bremen gebraucht hatte: Arbeitssieg.

Arbeitssieg - das klingt nach einem leidenschaftlichen ­Duell zweier Mannschaften, nach matschigen Trikots, nach blutigen Striemen im Gesicht und nach unendlicher Erleichterung beim Schlusspfiff. Tatsächlich aber registrierten Neven Subotic und die meisten seiner Mannschaftskameraden die drei Punkte mit der Routine eines langjährigen Buchhalters. Mit der Routine des Seriensiegers.

Seit 20 Spielen ist Borussia Dortmund nun schon ohne Niederlage, das hat in der fast 103-jährigen Geschichte dieses Vereins noch keine seiner Mannschaften geschafft. Wer das Datum der letzten Niederlage im Kalender nachschlägt, muss ziemlich lange blättern. 18. September 2011. Da hatte der Winter, der sich gerade in Deutschland verflüchtigt, noch längst nicht angefangen.

Dortmunds beste Borussia seit dem Jahre 1909
Dortmunds beste Borussia seit dem Jahre 1909 © imago

In dieser Zeit war Bayern München - der große Konkurrent um die Fußball-Meisterschaft - zunächst der sichere zukünftige Meister, dann die uninspirierte Kopie seiner selbst und nun wieder das, was sie in München am liebsten sind: der große, Furcht einflößende Branchenriese, der alles in Grund und Boden spielt. 20 Tore in den vergangenen drei Spielen, ein Signal im Titelkampf, eine Gala nach der anderen, gegen die sich der Dortmunder Erfolg gegen Bremen tatsächlich wie ein Arbeitssieg ausnimmt.

So wie die Harlem Globetrotter

Dabei hat es sicher schon Spiele gegeben, die mehr nach Arbeit rochen, als es dieser Erfolg gegen Bremen tut. Zu ­sehenswert rauschte der Ball in der ersten Halbzeit durch die Dortmunder Reihen, zu schnell kombinierte sich der Meister vor das Bremer Tor - und selbst dort angekommen nahm seine Spiellust kein Ende. Ilkay Gündogan hätte sich fünf Meter vor dem Tor die Ecke für seinen Treffer aussuchen können, stattdessen ließ er den nahenden Flankenball von seinem Fuß auf Shinji Kagawas Kopf herüberploppen, als sei dieses schwarzgelbe Ensemble so etwas wie die Harlem Globetrotters des Fußballs, als gäbe es im Bundesligabetrieb so etwas wie eine B-Note für besondere Ästhetik.

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Weil die dann aber in der zweiten Halbzeit etwas auf der Strecke blieb und weil beste Chancen nicht genutzt wurden, wehrte man sich beim BVB nicht einmal groß gegen die etwas verunglimpfende Beschreibung Arbeitssieg. Mit den Triumphen ist die Erwartungshaltung gestiegen.

Jürgen Klopp, der Trainer des BVB, musste genau daran denken, als er das Bremen-Spiel einzuordnen versuchte. Er dachte an die vergangene Woche, an das 0:0 in Augsburg. Es war das einzige Spiel, das der Tabellenführer in diesem Jahr nicht gewinnen konnte. Doch das mediale Echo war erstaunlich. Die Krise, schien es, war nicht mehr weit, die Frage nach der Meister-Flatter schon in Augsburg gestellt. „Wir haben die Reaktion gezeigt, die wir sehen wollten“, sagte Klopp nüchtern. Und unaufgeregt.

Souveräne Arbeitssiegen

Alle reden derzeit von den Bayern. Den Machern von der Strobelallee ist das sehr recht. Sie wissen um ihren Vorsprung, sie wissen, dass die Münchner die letzten acht Spiele ausnahmslos gewinnen dürfen, gern alle auch zweistellig, weniger gern, aber dennoch größtenteils folgenlos auch das direkte Aufeinandertreffen am 11. April, so lange der BVB ansonsten weiter in der Spur bleibt.

Mit knappen, aber souveränen Arbeitssiegen zum Beispiel. Denn schließlich hat der BVB fünf Punkte Vorsprung. Das war vor dem Spieltag so. Und das ist auch nach dem Spieltag so.