Dortmund. . Nach einem perfekten Spieltag jubelt das Umfeld von Borussia Dortmund. Die achte Meisterschaft ist zum Greifen nah. Die Mannschaft könnte zum dritten Mal die direkte Titelverteidigung schaffen und so endgültig schwarz-gelbe Fußball-Geschichte schreiben.
Es ist lange her, dass die Strobelallee mal wieder so viel Umtriebigkeit erlebt hat. Als nahezu perfekte Inszenierung stand erstmals ein Doppelspieltag an, bei kann sich Stadt, Ordnungshüter und Verein durchweg als Gewinner fühlen dürfen. Zwei proppenvolle Stadien machten Laune und es wäre schön, wenn man Kombinationen dieser Art jetzt nicht wieder in der Mottenkiste verschwinden ließe. Diese Chance, der zweiten Mannschaft und ihrem Spielbetrieb so eine attraktivere Visitenkarte zu verschaffen, sollte in den Planungsbüros nun einfach vorurteilsfrei genutzt werden.
Am Sonntagabend fand dann ein perfekte Wochenende für Borussia Dortmund einen weiteren und bisher letzten großen Höhepunkt. Mit Mönchengladbach patzte nach dem FC Bayern und dem Erzrivalen aus Gelsenkirchen auch der dritte mutmaßliche Verfolger des deutschen Meisters. Das stimmgewaltige Führungs-Quartett der Fußball Bundesliga von vor ein paar Wochen, ist nach diesem Wochenende endgültig gesprengt. Bayern schluchzt, Gladbach hadert mit sich selbst, Schalke bleibt Schalke und ganz Dortmund singt probeweise schon einmal im Chor: „wir holen den DFB-Pokal und wir werden Deutscher Meister.“
Rekorde pulverisiert
Nach dem 2:1 Heimsieg am Samstagabend über Mainz 05 strebt der BVB scheinbar unaufhaltsam gen Titelverteidigung und pulverisiert dabei fast ganz beiläufig vereinsinterne und bundesweite Rekorde. 8 Siege in Folge, 21 von maximalen 21 Punkten nach der Winterpause. Das Team von Jürgen Klopp erinnert dabei durch Willen und Beharrlichkeit an seine Bilderbuchsaison aus dem Vorjahr, an dessen Ende der siebte Titelgewinn in der Geschichte Dortmunds stand. Diesem Triumph nun ein weiteres Kunstwerk hinzufügen zu wollen, bedeutet dann zum achten mal die Schale zu stemmen und bedeutet die dritte direkte Titelverteidigung der Vereinshistorie. Spätestens dann wäre diese Mannschaft und ihr Trainer in der Liga der ganz großen Helden in schwarz und gelb, in der Liga der Preißlers, Emmerichs und Hitzfelds, angekommen.
Sicher. Das alles ist noch weite Zukunftsmusik. Dreißig Punkte sind bis zum Saisonende Mitte Mai noch zu vergeben und der letzte Spitzenreiter, der sich schon als sicherer Titelträger sah, kassierte erst am Samstag eine schmerzhafte 2:0 Niederlage in Leverkusen. Aber es fällt uns Fans tatsächlich schwer, eingedenk dieser Souveränität nicht mehr an eine erfolgreiche Titelverteidigung zu glauben. Noch schwerer ist es jedoch, nicht über sie zu schreiben. Denn sind wir mal ehrlich: Gefühlt ist alles längst gesagt und x-Mal zu Papier gebracht. Von der unglaublichen Qualität in der Breite des Mannschaftskaders muss an dieser Stelle niemand mehr überzeugt werden, der Ersatzmann Gündogan zeigte nach Hannover sein bestes Spiel im BVB-Trikot. Und dass Shinji Kagawa zu den vielleicht besten Spielmachern gehört, die in diesem Breitengrad je Fußball gespielt haben, ist keine allzu gewagte These mehr. Borussia in diesen Zeiten zusehen zu dürfen ist ein Genuss und für nicht wenige ein Traum, den man bis vor zwei Jahren niemals offen ausgesprochen hätte.
Vereinsphilosphie implementiert
Und Borussia Dortmund hat nicht nur seine eigene Art entwickelt begeisternden Fußball zu spielen, sondern auch eine Vereinsphilosophie implementiert, die von Fans und Mannschaft gleichermaßen mitgetragen wird. Ich fand es absolut bemerkenswert, wie das gesamte Westfalenstadion am Samstag nach dem Ausgleichstreffer geschlossen hinter dem Team stand. Übertrumpft wurde diese positive Einstellung auf den Tribünen eigentlich nur noch von der Mannschaft selbst, die dieses Spiel letztendlich mit einer Selbstverständlichkeit gewann, die bundesweit ihres gleichen sucht. Eine Mannschaft, die ein Stück weit den Glauben an Fußball-Romantik verkörpert und Dir als Fan jede Woche über 90 Minuten die Schönheit dieses Spiel neu aufzuzeigen im Stande ist.
Allein deshalb muss der Deutsche Meister auch 2012 aus unserer wunderschönen Stadt Dortmund kommen. Zehn weitere Gegner werden dies in den kommenden Wochen zu verhindern versuchen. Diese Aufgaben gilt es konzentriert zu bearbeiten. Woche für Woche, Spieltag für Spieltag. Ich halte nicht viel von all den großen Überlegungen, wann und wo Schwarzgelb letztlich Deutscher Meister werden könnte. Theoretisch, rechnerisch... das alles ist nichts wert, solange der Ball rollt, Borussia spielt und die Fußball-Welt für viele nördlich von der Säbener Straße in München ein Stück weit besser macht.
(05.03.12 – Christoff Strukamp – die-kirsche.com)
BVB feiert Vereinsrekord
