Dortmund. Wer soll den BVB stoppen? Was macht ihn so gut? Die Sportredaktion nennt Gründe.

Wieder ist es der 24. Spieltag, wieder ist Borussia Dortmund der Gewinner, wieder sind die Bayern der große Verlierer: Vor fast genau einem Jahr triumphierte der BVB in München, dieses Mal feiert der Titelverteidiger im Fernduell einen Meilenstein im Meisterkampf. Wer soll den BVB stoppen? Was macht ihn so gut? Die Sportredaktion nennt Gründe.

Die Stabilität

Im Sommer 2008 trat Trainer Jürgen Klopp seinen Dienst in Westfalen an, vom ersten Tag an formte er ein dichtes Mannschaftsgebilde, das geschlossen und leidenschaftlich verteidigt. Das ist ihm das Wichtigste. Er weiß: Eine gute ­Defensive verleiht Stabilität. Folge: Der BVB unter Klopp war stets und ist schwer zu schlagen. In den vergangenen 18 Spielen kassierte das Team gerade mal zehn Gegentreffer und blieb seitdem ohne Niederlage.

Zudem war das 2:1 gegen Mainz der achte Sieg in Serie - das gab es noch nie, nicht mit Lothar Emmerich, nicht mit Andreas Möller. Nie. Vereinsrekord.

Die Borussia hat längst - wie in der Meistersaison - die Bestmarken der Liga im Visier: Sie verfügt über die ertragreichste Offensive und die bislang zweitbeste Defensive.

Die Bank

Am Ort der normalerweise Unglücklichen hat sich Dortmund im Vergleich zur Vorsaison signifikant verbessert. Auf fast allen Positionen kann Klopp ohne Leistungsverlust wechseln, weil er zum Beispiel mit Innenverteidiger Felipe Santana und Torjäger Lucas Barrios Spieler in der Hinterhand weiß, die genauso gut auch in der Startelf stehen könnten. Hinzu gesellen sich meist noch Ivan Perisic und Ilkay Gündogan, Spieler, die im Sommer für zusammen zehn Millionen Euro verpflichtet wurden. Und zwar gezielt, um den Kader kurzfristig „in der Breite besser“ (Klopp) aufzustellen - was gleichzeitig die Möglichkeit birgt, dass beide Spieler mittelfristig zu Leistungsträgern werden können.

Das Qualitätswachstum auf der Bank lässt sich am Mainz-Spiel bestens nachprüfen. Gündogan ersetzte den gesperrten Kapitän Sebastian Kehl störungsfrei und leitete das 1:0 ein, Perisic wurde eingewechselt und war mit einem selbstbewussten Solo Wegbereiter für das 2:0. Den Führungstreffer erzielte Jakub Blaszczykowski, der Mann, der seit ­Wochen Mario Götze auf so erstaunliche Art ersetzt, dass man sich im schwarzgelben Gewinner-Wunderland fragt, wer wohl auf die Bank weicht, wenn der hoch talentierte ­Nationalspieler ­Götze in einigen Wochen ­wieder in die Mannschaft zurückkehrt.

Aber Klopp wird es auch dann verstehen, die Spieler in der zweiten Reihe bei Laune zu halten, auch ihnen das Gefühl geben, dass sie wichtig sind für das große Ganze. „Das sind alles super Jungs“, sagt Klopp, „es ist klar, dass der eine oder andere enttäuscht ist, wenn er nicht spielt. Und dass ich manchmal der Grund für ihre Enttäuschung bin - da muss ich als Mensch durch.“

Die Reife

Dortmund hat sein Spiel im Vergleich zum Vorjahr auf eine höhere Evolutionsstufe gehievt. Die Mannschaft ist um ein Meisterjahr und ein sechs Spiele währendes Champions-League-Desaster erfahrener. Das macht sie noch nicht zu einer Riege abgezockter Ergebnisspieler, dennoch hat sie sowohl gelernt, einen knappen Vorsprung über die Zeit zu retten (wie zum Beispiel jüngst beim 1:0 in Berlin), als auch angemessen auf Rückschläge im Spiel zu reagieren. Eine Viertelstunde vor dem Ende glich Mainz aus, sofort schaltete der BVB kontrolliert einen Gang höher und kam - begünstigt durch ein wenig Glück - 170 Sekunden später zum Siegtreffer. „So eine Reaktion zu zeigen“, staunte Jürgen Klopp, „das ist schon gut.“

Ebenfalls erstaunlich: Jahrelang konnten die Bayern patzen, doch viele, viele Mannschaften scheiterten stets daran, diese Steilvorlagen für sich zu nutzen. „Natürlich haben wir die anderen Ergebnisse mitbekommen und wir wussten, welch große Chance das für uns ist. Mit diesem Wissen im Kopf ist es nicht ganz einfach, in so ein Spiel zu gehen“, sagt Jakub Blaszczykowski. Und doch legte der BVB den Sieg nach.

Die Politik

Bayern verliert, Schalke verliert, Mönchengladbach verliert - es war aus Dortmunder Sicht der perfekte Spieltag. Doch an der Strobel-Allee herrscht weiterhin die Politik der ruhigen Worte. Von Vorentscheidung, von nahenden Meister-Meriten will niemand etwas hören. „All diese Dinge hat man mir gerade schon ins Ohr gesäuselt“, sagt Jürgen Klopp nach dem Schlusspfiff und einem flüchtigen Blick auf die Tabelle, „aber das interessiert uns nicht. Wir kennen unsere Aufgaben, wir wissen, wie schwer das wird.“

Der Trainer rechnet vor, dass München noch nach Dortmund kommt, er fragt in die Runde wie es aussähe, wenn die Bayern das Spiel gewönnen. Flugs kann es schon wieder anders aussehen. „Die Bayern hatten in der Hinserie auch acht Punkte Vorsprung auf uns - da sieht man, wie schnell das schmelzen kann“, assistiert Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei der Argumentation.

Unaufgeregt werden sie ihren Job weiter machen inmitten der großen Aufregung. „Wir werden dieser Sache nicht auf den Leim gehen, so dass wir am Ende in Augsburg verlieren“, verspricht Watzke.Es lässt sich vermuten, dass er Recht behalten wird.