La Manga. Dem spektakulären Einkauf von Marco Reus soll ein zweiter Coup folgen: Borussia Dortmund will nach Informationen von DerWesten Nuri Sahin zurückholen, der sich in Madrid offenbar nicht sonderlich wohl fühlt. “Die Gedanken sind frei“, sagte BVB-Manager Michael Zorc.
Das ist kurios. Da kommt der Tross von Borussia Dortmund am Donnerstag im Trainingslager im sonnigen La Manga an. Und Thema des Tages ist ein Spieler, der mehrere tausend Kilometer entfernt in der Türkei trainiert. Marco Reus (22) – bis zum Sommer in Diensten von Borussia Mönchengladbach, ab dem Sommer der nächste junge Nationalspieler in Diensten des BVB. „Ich stehe auf junge Kerle“, hatte sein künftiger Trainer Jürgen Klopp vor gar nicht langer Zeit mit einem Schmunzeln gesagt. Und vielleicht darf sich Klopp bald auf den nächsten jungen Kerl namens Nuri Sahin (23) freuen. Wie ein BVB-Insider gegenüber DerWesten bestätigte, gibt es in der Klubführung konkrete Überlegungen, Sahin, den herausragenden Spieler des Titeljahres, zurückzuholen.
Gelänge dieser Coup, wäre es nach Marco Reus schon die zweite Rückkehr eines verlorenen Sohnes. Bis 2006 hatte der gebürtige Dortmunder Reus für die schwarzgelbe Borussia gespielt. In der U 17 stagnierten seine Einsatzzeiten. Reus bat um die Freigabe. Beim BVB wurde das Potenzial des Mittelfeldspielers falsch beurteilt. Eine im Nachhinein teure Fehleinschätzung, die mit dem Transfer des künftigen BVB-Topverdieners korrigiert wird. „Ist doch sehr gut, dass er kommt. Wir kennen uns, haben seit fünf Monaten regelmäßig Kontakt“, sagte gestern in La Manga Mario Götze, der wie Sebastian Kehl (Faserriss) und Ilkay Gündogan (Zerrung) nicht mit der Mannschaft trainierte.
Mittelfeld-Zange Götze/Reus
Götze und Reus, die beiden Nationalspieler, könnten eine schon jetzt gefürchtete Mittelfeld-Zange bilden, an der nicht nur die Bayern, sondern alle anderen europäischen Spitzenvereine ihre Freude hätten. Allerdings klingen die Wortungetüme „G-eus“ und „R-ötze“ nicht so griffig wie das „Robbery“ bei Bayern. „Ist doch wunderbar, dass er im Sommer kommt“, schwärmte Kevin Großkreutz gestern nach der ersten Trainingseinheit in Spanien. Großkreutz hat mit seinem Kumpel Reus in Ahlen gespielt und ist, wie der Millionen-Neuzugang, gebürtiger Dortmunder.
Großkreutz würde es sicher gefallen, wenn er im Sommer noch einen weiteren langjährigen Dortmunder wieder beim BVB begrüßen könnte: Nuri Sahin, der als 12-Jähriger zur Borussia kam und der nach der Meistersaison zu Real Madrid gewechselt war, steht auf der Wunschliste des BVB.
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Der ambitionierte Deutsch-Türke, der auf seiner Position mit Spaniens Nationalheld Xabi Alonso konkurriert, wurde durch zwei langwierige Verletzungen ausgebremst und kommt im Star-Ensemble von Real bislang nur auf fünf Einsätze in drei Wettbewerben. „Trainer Mourinho hat ihn geholt und schätzt ihn. Er muss jetzt im Januar auf seine Minuten kommen“, verriet gestern ein Kommentator der Real-nahen spanischen Sportzeitung „AS“. Sahin, der einen engen Kontakt zu BVB-Trainer Jürgen Klopp pflegt, fühlt sich von der teils heftigen persönlichen Kritik der aggressiven spanischen Medien verletzt. Außerdem sollen sich der gebürtige wie bodenständige Sauerländer und dessen Familie mit Ehefrau Tugba und Baby Ömer in Madrid nicht sonderlich wohl fühlen.
Eine Gemengelage, die den BVB aufhorchen lassen hat. Die nächste Rückholaktion eines verlorenen schwarzgelben Sohnes wird deshalb bereits durchgerechnet. Allerdings: Selbst wenn Sahin, der in Spanien einen Vertrag bis 2017 besitzt, auf einen erheblichen Teil seines königlichen Gehalts verzichten würde, und dazu soll er wohl bereit sein, würde er das fein austarierte BVB-Etat-Gefüge sprengen. Real bezahlte im Sommer zehn Millionen Euro Ablöse für den türkischen Nationalspieler an den BVB.
Leihgeschäft denkbar
Eine solche Summe könnte der Meister für so einen Coup stemmen, wenn zwei andere Spieler aus dem breit formierten wie werthaltigen Kader abgegeben würden. Auch ein Leihgeschäft ist nicht ausgeschlossen.