London/Dortmund. . Die Verletzung von BVB-Mittelfeldstratege Sven Bender hat Borussia Dortmund nur kurz geschockt. Er fällt zwar fürs Derby aus, dafür ist man beim BVB optimistisch, dass Mario Götze am Samstag auflaufen kann. In Dortmunder Kirchen sollen bereits Kerzen angezündet worden sein.

Beim Rückflug von Borussia Dortmund aus London in die westfälische Heimat blickte BVB-Legende Wolfgang Paul weit zurück in die Vereinshistorie. Im Grundkurs „Schwarzgelbe Anatomie“ erinnerte der 71-Jährige daran, wie sich sein Mitspieler Rudolf „Rudi“ Assauer in den 1960er-Jahren mal den Kiefer gebrochen hatte. „Der Rudi“, berichtete Ex-Vorstopper Paul und lächelte in die interessierte Zuhörer-Runde, „der Rudi musste damals vier Wochen lang jeden Tag zum Arzt fahren. Dort wurde er per Strohhalm mit irgendwas Flüssigem befüllt.“

Bender ist nach Verletzung wieder gut drauf

Anlass für den Exkurs in „Pauls beste Momente aus der BVB-Historie“, war kurz vor dem Revier-Derby keineswegs Assauers schwarzgelbe und königsblaue Fußball-Vergangenheit. Vielmehr fühlte er sich bei der üblen Kieferverletzung von Sven Bender im Champions-League-Spiel in London an Assauers Missgeschick erinnert. Arsenals Thomas Vermaelen hatte den 22-Jährigen Bender Mittwoch mit dem Stollenschuh im Gesicht erwischt. Der deutsche Nationalspieler wurde noch in der Nacht drei Stunden operiert und sein doppelter Kieferbruch mit Platten fixiert.

„Er ist schon wieder gut drauf. Bayerisch scheint auch mit Metall im Mund zu funktionieren“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp am Donnerstag nach einem Telefonat mit Bender. Der Mittelfeldspieler, der sich auch noch eine Knieverletzung zuzog, soll Freitag zurück nach Dortmund reisen. Er muss sich vorerst von „Suppe à la Strohhalm“ ernähren und wird bis Januar ausfallen.

Beim 1:2 in London, der dritten Auswärtsniederlage im dritten Auswärtsspiel der Gruppenphase in der Champions League, war Benders Fehlen unübersehbar. „Er ist sehr wichtig für die defensive Organisation“, sagte selbst Arsenal-Teammanager Arsene Wenger. Ein ähnliches Urteil fällte der Franzose über Dortmunds zweiten Verletzungsausfall Mario Götze. „Er ist herausragend für die kreative Seite des BVB.“ Ohne beide früh ausgewechselten Leistungsträger griffen beim Meister, der Samstag noch beeindruckend in München gewonnen hatte, viele Mechanismen und Automatismen nicht.

Dem BVB droht das Europapokal-Aus

Borussia Dortmund droht jetzt das Aus in Europa. „Wir müssen die Niederlage trotzdem verkraften und die drei Prozent Hoffnung, die wir noch haben, wahren“, forderte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Und auch Arsene Wenger gab sich bescheiden optimistisch, als er auf die Dortmunder Chancen beim letzten Spieltag der Gruppenphase am 6. Dezember angesprochen wurde: „Das ist doch keineswegs hoffnungslos. Der BVB hat eine sehr gute Mannschaft. Und wir wollen unser letztes Spiel in Piräus auch gewinnen“, kündigte der Arsenal-Teammanager Schützenhilfe an.

Aus dem Partner wurde aber nur kurze Zeit später wieder ein Gegner. Abermals war Mario Götze das Thema, dessen außergewöhnliche Qualitäten am Mittwoch in London auch Tennis-Superstar Roger Federer als Stadiongast bewundern wollte. Arsene Wenger äußerte im Interview mit Sat.1 erstmals offiziell Interesse am Supertalent.„Mario ist ein Zukunftsspieler. Viele große Vereine zeigen Interesse an ihm. Auch wir.“ Die Dortmunder wollen Götze (Vertrag bis 2014) aber nicht abgeben. Und das Objekt der Begierde will nicht nur vorerst in Dortmund bleiben, sondern auch Samstag im Derby gegen Schalke auflaufen. Und dort gewinnen.

Heilende Hände

Götzes Verletzung aus dem Arsenal-Spiel, ein dicker Bluterguss im rechten Oberschenkel, soll bis dahin abgeklungen sein. Beim BVB ist man bescheiden optimistisch, dass der 19-jährige Nationalspieler am Samstag auflaufen kann. In Dortmunder Kirchen sollen bereits Kerzen angezündet worden sein. Beim Meister vertraut man indes auf weltliche Kräfte: Die BVB-Physiotherapeuten werden Mario Götze bis Samstag nur noch zum Schlafen aus ihren Händen lassen.