München. . Felipe Santana hat sich wieder problemlos in die Viererkette des deutschen Meisters eingegliedert – Er verkörpert bei Borussia Dortmund wie Mats Hummels den modernen Verteidiger.

Felipe Santana tänzelte durch die Katakomben der Allianz Arena. Natürlich tat er das. Felipe Santana tänzelt eigentlich immer, mindestens federt er beschwingt. Seine überdimensionierten Kopfhörer, mit den er aussieht wie Mickey Mouse, pappt er nur zum Gespräch von den Ohren an die Schläfe. Santana vermittelt Lässigkeit, zumindest Leichtigkeit. Dann spricht er: „Für unser Vertrauen war der Sieg sehr wichtig.“

Für das Vertrauen der ganzen Mannschaft im Hinblick auf die noch anstehenden Aufgaben bis Weihnachten – Arsenal und Marseille in der Königsklasse; Schalke, Gladbach, Kaiserslautern und Freiburg in der Bundesliga und Düsseldorf im Pokal. Aber auch für Santanas persönliches Selbstvertrauen. Beinahe zwei Monate hatte er nicht in der Startelf gestanden, zuletzt im Heimspiel gegen den FC Augsburg.

Ob er deshalb nervös gewesen sei, wollte einer wissen. „Nein“, behauptet Santana und liefert die Erklärung gleich mit: „Ich habe meinen Kopf nicht zu sehr belastet.“ Abgesehen von einem Schlabber-Rückpass auf Roman Weidenfeller gleich in der ersten Szene wurden die knapp 10 000 BVB-Fans in der Allianz-Arena in der Tat abermals Zeuge, wie problemlos sich Borussias Innenverteidiger Nummer drei in die Viererkette einzugliedern vermag.

Felipe Santana verkörpert das, was im Vorfeld des Topspiels in der Süddeutschen Zeitung als moderner Verteidiger besprochen worden ist.

Der moderne Verteidiger spielt nie Foul – und noch seltener einen langen Ball. Er soll zwar nach wie vor kompromisslos verteidigen (in etwa so wie einst Katsche Schwarzenbeck oder später Jürgen Kohler), zugleich aber ist er angehalten, bestenfalls jede Situation spielerisch aufzulösen (was dann mit Schwarzenbeck und Kohler nicht mehr ganz so viel zu tun hat). Dem modernen Verteidiger fällt beim Weg zum gegnerischen Tor mittlerweile nicht mehr nur eine tragende sondern vor allem eine gestaltende Rolle zu; der vorletzte, manchmal der vorvorletzte Pass bis zum Torabschluss 60 Meter weiter vorn.

Holger Badstuber, so die verbreitete und von Joachim Löw bestätigte Meinung, komme diesem Ideal des Bundestrainers „sehr nahe“. Beim Topspiel in München allerdings war es weder der schlaksige Ur-Bayer noch sein beim Gegentreffer schlafender Ne­benmann Jerome Boateng, die im Notizblock des anwesenden Assistenten Hansi Flick in all den modernen Kategorien wohlwollend bedacht worden sein dürften, sondern der abermals überragende Mats Hummels und eben Felipe Santana, der leider nicht als Kandidat für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Betracht kommt.

Ein Lied für Gewinner

„Es ist ein Qualitätsmerkmal, wenn man den Ausfall eines so wichtigen Spielers wie Neven Subotic durch einen Felipe Santana kompensieren kann“, hatte Jürgen Klopp vor dem Spiel gesagt. Der so Gelobte hat keinen Grund zur Widerrede geliefert. Dabei sei das nicht mal sein bestes Spiel für den BVB gewesen.

Dann lacht Felipe Santana. Einer hatte die Frage gestellt, ob die Mannschaft denn in der Kabine noch ein wenig gefeiert habe? „Tja, die Jungs wollten ein bisschen was hören.“ Rein zufällig hatte Santana was Passendes dabei. „Ai Se Eu Te Pego“ von Michel Teló – ein Lied über die Leichtigkeit, ein Lied für Gewinner.