Dortmund. Mit dem 5:0 gegen den schwachen 1. FC Köln erobert der starke BVB Platz zwei und die Rolle des ersten Bayern-Herausforderers. BVB-Trainer Jürgen Klopp sah nach dem Frust-1:3 in Piräus “phantastische Tore“ seiner Mannschaft.

Alt-Bundestrainer Sepp Herberger hat es zwar so bestimmt. Aber es ist gar nicht immer schön, nicht zu wissen, wie es beim Fußball ausgeht. Die Kölner hätten ansonsten nämlich auch abschenken und den herrlichen Sonnensamstag anders verbringen können. Mit Schiffchen fahren auf dem Rhein oder mit Rumhängen auf der Domplatte. Sogar die Erledigung vorwinterlich notwendiger Gartenarbeiten hätte sicher weniger Schatten aufs Gemüt geworfen als dieses 0:5-Debakel bei Borussia Dortmund, bei dem die Spieler des 1. FC Köln eindrucksvoll demonstrierten, dass sie selbst bei offensichtlicher Anwesenheit abwesend sein können.

Protest wird der BVB gegen die Wertung der Partie gegen die elf kölschen Zombies kaum einlegen. Im schwarzgelben Lager konnte man nur nicht richtig glücklich damit sein, dass nach dem furiosen Sieg neben der eigenen Stärke so ausführlich die Schwäche des Gegners behauptet wurde. Jürgen Klopp hatte nach dem Frust-1:3 in der Champions League gegen Olympiakos Piräus „eine Reaktion“ und „herausragendes Gegenpressing“, „tolles Passspiel“ und „phantastische Tore“ seiner Mannschaft beobachtet. Und niemand konnte Dortmunds Trainer widersprechen. Es hing lediglich das große Aber in der Luft. ABER hätte man so auch auftrumpfen können, wenn die Kölner ein bisschen couragierter und organisierter gegen gehalten hätten?

Subotic und die Playstation

Die Borussen selbst haben sich daran beteiligt, die Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Kräftemessens zu nähren. Mario Götze hat verkündet: „Wir haben eigentlich einen starken Gegner erwartet.“ Neven Subotic beantwortete die Frage eines Sky-Reporters danach, wann er zuletzt ein so einseitiges Spiel erlebt habe, salopp: „Auf der Playstation.“ Gruppenführer Klopp aber wird es unter dem Strich egal sein, wie der Erfolg seiner Mannschaft eingeordnet wird (schon nach der Niederlage in der Königsklasse hatte er ja „nichts gelesen“). Platz zwei in der Tabelle ist erobert, ein Platz, der dem amtierenden Meister bei der Schlussabrechnung die erneute Teilnahme an der Champions League und Zufriedenheit bescheren würde. Und das, obwohl der Trainer konstatiert: „Wir sind noch auf dem Weg, uns zu finden.“

Dieser Findungsprozess verläuft etwas wirr. Gegen Piräus waren Akteure wie Marcel Schmelzer oder Shinji Kagawa auf der Kölner Leistungstiefebene unterwegs. Gegen den FC kehrten sie plötzlich zurück auf den westfälischen Höhenzug, den Höhenzug, den der BVB in der vergangenen Saison dauerhaft besetzt hielt. Kagawa traf in der siebten Minute zum 1:0. Schmelzer erzielte in der 25. Minute sein erstes Bundesligator. Die Grundlage für zerstörerische Leichtigkeit war geschaffen. Robert Lewandowski erhöhte mit seinen Ligatreffern sechs und sieben (44., 50.) auf 4:0. Jakub Blaszczykowski hätte dann schon Tee und Gebäck ordern können, um sich die von den Kölnern großzügig gewährte Zeit zum Nachdenken über die perfekte Flanke auf den Kopf von Sebastian Kehl zu versüßen.

Der Kapitän besorgte das 5:0 in Minute 66 und wurde von Klopp im Nachhinein noch einmal in die erste Elf hineingeredet: „Weil wir seine Erfahrung brauchen. Weil wir seine Aggressivität brauchen. Weil wir sein Zweikampfverhalten brauchen.“ In Griechenland hatte der Trainer jedoch noch Ilkay Gündogan auf dem Posten neben Sven Bender vor der Abwehrmitte den Vorzug gegeben. Gündogan, bis dahin in der Bundesliga stets in der Auflaufelf, musste sich Richtung Bank orientieren. Mehr eigene Reaktion auf das Negativerlebnis bei Olympiakos zeigte Klopp auf dem Personalbogen nicht. Ivan Perisic (für ihn kam Kevin Großkreutz) musste er wegen dessen Sperre austauschen.

Politik der ruhigen Hand

Begründet hat der Trainer seine Politik der ruhigen Hand mit grundsätzlichem Vertrauen in sein Team: „Wenn irgendjemand den Charakter der Mannschaft in Frage gestellt haben sollte, dann hat der definitiv nicht alle Latten am Zaun.“ Weder „als Mensch noch als Fußballer“ sei durch den Auftritt am griechischen Streiktag irgendeiner seiner Spieler schlechter geworden. Daraus können auch die Kölner Hoffnung ziehen.