Dortmund. .
Dortmund gegen Arsenal: zwei Tabellenelfte mit ähnlichen Problemen. Nach acht Jahren, fünf Monaten, drei Wochen und fünf Tagen kehrt der BVB in die Champions League zurück. Die Vorfreude auf das Duell mit den „Gunners“ genannten Londonern ist groß. Obwohl die beiden Klubs momentan lediglich die Hälfte der Tabelle anführen - und zwar die untere. Grund dafür: Die Mittelfeld-Motoren stottern noch etwas.
Vor exakt 3098 Tagen hat sich Borussia Dortmund mit einem 1:0-Auswärtssieg gegen Milan im „Giuseppe-Meazza“ von der großen internationalen Bühne verabschiedet. Der damalige Torschütze, Jan Koller, hat kürzlich im Alter von 38 Jahren seine aktive Laufbahn beendet. Der BVB befand sich zwischenzeitlich in akuter Abstiegsgefahr und - schlimmer noch - im viel zitierten „Vorraum der Pathologie“. Kurzum: Einige der mehr als 74.000 Stunden, die seitdem vergangen sind, gehörten zu den schwärzesten der mittlerweile mehr als einhundertjährigen Vereinsgeschichte.
Jetzt ertönt erstmals wieder die Champions League-Hymne im schönsten Stadion Europas (“The Times“), wenn der verdiente Deutsche Meister Arsenal London zum Gruppenauftaktspiel empfängt. Der designierte Favorit der Gruppe F reist somit zum, laut Gunners-Coach Wenger, unbequemsten Gegner aus „Topf 4“. Aktuell ist es das Duell zweier Tabellenelfter.
Kein optimaler Start
Beide Teams haben also keinen ganz optimalen Saisonstart erwischt. Und beide Teams haben - zumindest oberflächlich betrachtet - ähnliche Probleme: Sowohl den Gunners, als auch den Borussen wird attestiert, dass es nach den Sommertransfers im Mittelfeld hakt. Genauer: beim Spielaufbau. Auf Seite des 13-maligen englischen Meisters wächst von Woche zu Woche der Zweifel, ob der Abgang von Samir Nasri und - vor allem - Cesc Fabregas kompensiert werden kann. Mikel Arteta (29, vom FC Everton ) und Yossi Benayoun (31, FC Chelsea) wird das zumindest in der Öffentlichkeit nicht zugetraut.
Ohne Sahin muss sich die Borussia gewaltig umstellen
Der Borussia muss man - auch wenn viele das nicht hören wollen - attestieren, dass sie die Umstellung auf eine gut funktionierende Alternative zum Spielaufbau mit Nuri Sahin noch nicht erreicht hat. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Nuri Sahin hat sich die Bälle schon bei der Innenverteidigung abgeholt und dann variabel verteilt und schnell weiterverarbeitet. Die Umschaltzentrale war also schon in der eigenen Spielhälfte positioniert. Neuzugang Gündogan braucht erstens noch Zeit und ist zweitens ein anderer Spielertyp, interpretiert die Rolle als zweiter Sechser offensiver. Kagawa findet ohnehin erst weiter vorne statt, hat das Spiel oft im Rücken. Mit Mario Götze fehlt momentan, zumindest in der Bundesliga, eine weitere spielstarke Alternative. Diese Problemsituation hat man bei der Heimpleite gegen die Hertha recht deutlich ausmachen können. Der Halbzeit-Wechsel von Gündogan zu Da Silva lässt zumindest vermuten, dass Übungsleiter Klopp genau an dieser Stellschraube drehen wollte.
Nun ja - einen Sahin kann man eben nicht 1:1 ersetzen. Einen Fabregas auf der anderen Seite mit Sicherheit auch nicht. Neben der Tagesform und dem Fußballgott wird also das Champions League-Duell zwischen dem BVB und Arsenal London vermeintlich dadurch entschieden, welche Mannschaft das Mittelfeld-, Aufbau- und Umschaltspiel variabler gestaltet.
11 Gründe für einen BVB-Erfolg gegen die „Gunners“
So oder so: Die Saison ist noch jung, BVB-Team und Trainer haben sich unendlich viel Kredit erspielt und die Vorfreude der Fans auf das große internationale Kräftemessen ist riesengroß. Abschließend zähle ich deshalb an dieser Stelle mehrere gute Gründe auf, warum der Ballspielverein vor der Rückkehr in die Königsklasse des Ballspiels gute Karten hält: Arsenal wird sich im Gegensatz zu den Beton-Spezialisten von der Spree am Spiel beteiligen. Das Spiel findet zumindest nicht unmittelbar nach der unsäglichen Länderspielpause statt. Während man in London mit recht lakonischen Panikkäufen auf den suboptimalen Saisonstart reagierte, setzt man in Dortmund auf ein punktuell gut verstärktes, eingespieltes Team. Während es in London schon hektisch wird, ist man in Dortmund sehr weit davon entfernt, sich auch nur eine „Mini-Krise“ einreden zu lassen.
Die jungen und hungrigen BVB-Spieler scharren vor ihrem Champions League-Debüt mit den Hufen. Mario Götze ist mit von der Partie. Kapitän Kehl, wie Götze in der Liga der gewohnt profilneurotischen Sanktionsflut von Schiri Stark zum Opfer gefallen, kann ebenfalls eingesetzt werden und stellt eine erfahrene Alternative für die Problemzone im defensiven Mittelfeld dar. Wenn es bei Ausnahmetechnikern wie Kagawa, Götze und Gündogan mal gut läuft, sind sie kaum zu stoppen. Borussia läuft außerdem mehr als der Gegner. Alleine Großkreutz läuft schon mehr als der Gegner.
Und das Wichtigste zum Schluss: Wir stehen auf der Süd und wollen uns bei der Champions League-Rückkehr ebenfalls von unserer besten Seite zeigen. Wir stehen wie immer wie eine Wand hinter der Mannschaft.
Rutger Koch (www.die-kirsche.com), 12. September 2011