Essen. . Sat.1-Sportchef Sven Froberg verlangt von der Uefa eine Reform der Champions League. Vor allem die Qualifikationsphase muss seinen Vorstellungen zufolge attraktiver werden.
Am Dienstag startet die Sat.1 in seine vorerst letzte Champions-League-Saison mit Borussia Dortmund gegen Arsenal London. Jürgen Overkott sprach mit Sat.1-Chef Sven Froberg.
Sat.1 hat für die Champions League 40 Millionen Euro geboten. Mal angenommen, der Sender hätte den Zuschlag erhalten – lassen sich Sportrechte durch Werbung refinanzieren?
Sven Froberg: Premium Sportrechte und Lizenzen lassen sich durch Werbung fast nie direkt finanzieren. Insbesondere dann nicht, wenn die Öffentlich-Rechtlichen vollkommen überzogene Lizenzsummen zahlen, die das Preisgefüge insgesamt in unangemessene Höhen treiben. Das gelingt weder ARD noch ZDF, auch RTL kann das nicht. Die Rechnung ist eine andere: Durch Sportrechte, wie für Fußball, kann man den Jahresmarktanteil deutlich steigern. Das wiederum hat zur Folge, dass der Preis für Werbe-Buchungen generell steigt. Es gibt also für Sportrechte eine indirekte Refinanzierung.
Kassensturz am Schluss
Ist das in der vergangenen Saison gelungen?
Sven Froberg: (lacht) Wir haben uns entschieden, nach drei Jahren Kassensturz zu machen. Wir haben noch ein Jahr vor uns. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir eine positive Entwicklung am Werbemarkt haben.
Nur fürs Protokoll: Die Rechte für die Champions League hat sich das ZDF gesichert. Als Reaktion darauf haben Sie kürzlich gesagt, ab sofort solle jede Übertragung aus der Königsklasse eine Bewerbung für weitere Fußball-Rechte sein. Wie packen Sie’s an?
Sven Froberg: Indem wir den Zuschauer und seine Interessen in den Mittelpunkt unserer Übertragungen stellen. Wir sind dabei, immer mehr Bilder in (dem super-scharfen Standard) HD zu zeigen. Wir werden auch noch analytischer werden; da können wir eine Schippe drauf legen, gemeinsam mit Jürgen Klopp und Franz Beckenbauer. Wir bieten außerdem noch ein paar neue Kleinigkeiten, aber damit wollen wir das Publikum überraschen.
Eine deutliche Steigerung
In dieser Saison spielen zwei deutsche Clubs mit riesiger Fan-Gemeinde in der Champions League: der FC Bayern und der BVB. Mit welchem Quoten-Plus rechnen Sie?
Sven Froberg: Eine deutliche Steigerung gegenüber den ersten beiden Spielzeiten ist durchaus realistisch. Im Schnitt erreichten wir dort 17 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe 14-49J. - da ist mit jeweils drei Live-Übertragungen des Meisters und des Rekordmeisters mehr drin. Wir haben in diesem Jahr aufgrund der Gruppenkonstellationen die beste Gruppen-Phase aller Zeiten, sie wird schwer zu toppen sein.
Würde das auch mit Wolfsburg, Hoffenheim und Freiburg funktionieren?
Sven Froberg: Die Frage stellt sich in diesem Jahr nicht. Obwohl ich selbst Wolfsburger bin, muss ich sagen, dass man mit den Bayern natürlich höhere Marktanteile erzielen kann. Andererseits hätte eine Begegnung zwischen – sagen wir – dem SC Freiburg und Manchester United auch ein großes Zuschauer-Potenzial. Anders wäre ein Spiel zwischen Freiburg und, beispielsweise, einem rumänischen Club wie Cluj. Bei dem Wettbewerb gibt es Problem: Wenn die ersten Vier einer Liga in der Champions League spielen, hat das Konsequenzen für die Europa League, dass dort viele kleine Vereine gegeneinander antreten. Aber auch in der Qualifikationsphase für die Champions League lässt die Uefa gern Kleine gegen Kleine und Große gegen Große antreten, so dass auch etliche kleine Vereine die Gruppen-Phase erreichen, wo doch eigentlich nur die Besten der Besten spielen sollten. Obendrein kommen Spielzeiten (Anstoß 21.05 Uhr) die nicht unbedingt familienfreundlich sind, so dass gerade in der Europa League viele Spiele in halbleeren Stadien stattfinden.
Während die Rechte für die Champions League weg sind, sind die Rechte für die Europa League noch zu haben. Bieten Sie?
Sven Froberg: Natürlich sind wir in Kontakt mit Uefa und (der Rechte-Agentur) Team. Aber wir gucken erst mal, wie die Europa League bei Kabel Eins angenommen wird. Wir sehen, dass sich Hannover und Schalke voll reinhängen und bewerten die Frage im Frühjahr noch mal neu.