Essen. Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp ist bekannt und beliebt für seine Gefühlsausbrüche. Beim Spiel in Leverkusen jedoch übertrieb er es, als er mit der Glaubenskraft eines Kreuzritters Mario Götze verteidigte. Ein Kommentar.
Wenn Jürgen Klopp auftritt, dann kommt oft großes Theater dabei heraus. Das bedeutet aber nicht, dass der Trainer von Borussia Dortmund auch ein großer Mime wäre. Im Gegenteil. Klopp mimt nicht. Klopp ist einfach nur Klopp. Wenn er so werwölfisch über Schiedsrichter, Vierte Offizielle oder wen auch immer herfällt, dass auf das Wohl ihrer Kinder bedachte Eltern gar nicht schnell genug ihre Hände vor deren Augen kriegen können. Aber auch, wenn er sich zurücklehnt, wenn er sich und seine Verwandlungen überdenkt, wenn er sich entschuldigt, wenn er Besserung verspricht.
Das ändert nichts daran, dass dieser Klopp zur Rechenschaft gezogen werden muss, wenn er die Grenzen des fairen Spiels neben dem Spielplatz überschreitet. Und bei der Partie in Leverkusen hat er das getan. Ob der BVB-Jungstar Mario Götze seinen Gegner Hanno Balitsch gefoult hat, ist nämlich eine Interpretationssache, die von Klopp nur in eine Glaubenssache inklusive Kreuzzug verwandelt wurde. Er glaubt an Götzes Unschuld, weil er Götze als unschuldig erlebt. Und deshalb kann es nicht sein, dass. . .
Doch auch in diesem Fall gilt: Klopp glaubt wirklich. Und er tobt, weil er es nicht anders versteht. Philipp Lahm dagegen redet, weil er sich etwas davon verspricht. Er redet mit Kalkül. Unfug zwar, weil exakt all die Beleidigungen gegenüber Rudi Völler, Jürgen Klinsmann und anderen in seinem Buch „Der feine Unterschied“ auftauchen, für die der Nationalelf-Kapitän sich im Rhetorikkreisel entschuldigt und hinten denen er gleichzeitig steht, aber: Unfug mit Kalkül. Und das ist der feine Unterschied zwischen Klopp und Lahm, der feine, für Ausschläge auf der Sympathieskala bedeutende.