Leverkusen. Das im Vorfeld mit hohen Erwartungen überfrachtete Spiel zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund gewann in der zweiten Halbzeit an Klasse und an Dramatik. Beim 0:0 sahen Leverkusens Michal Kadlec und BVB-Mittelfeldass Mario Götze beide Rot.
Die Auseinandersetzung des Meisters mit dem Vizemeister am Samstagabend in der Arena von Bayer Leverkusen war mit hohen Erwartungen überfrachtet. Nicht eine handelsübliche Bundesligapartie sollte es werden, sondern einer Gala rasanter Technikerteams. Borussia Dortmund, der Titelträger, spielte aber eine Halbzeit lang nur träge mit. Und in der zweiten Runde gewann die Begegnung dann zwar an Klasse und vor allem an düsterer Dramatik – sie endete allerdings 0:0. Dieses Remis war jedoch unter dem großen Strich in Ordnung für alle.
Nicht mitmachen durfte wieder einmal der Altweltstar. Weil Robin Dutt seine Wortwahl in der Personalie Michael Ballack zwar nicht korrekt fand, hinter seinem Handeln aber noch immer felsenfest steht, hatte der Ex-Capitano der Nationalmannschaft seinen Platz auf der Bank wieder sicher. Sollte er nicht noch kurzfristig den Verein wechseln, könnte es sein, dass der 34-Jährige am Ende der Saison den Titel des meistbeachteten Nicht-Mitspielers der Bundesligageschichte feiern muss. Auf dem Pöstchen, das er gern bekleidet hätte, sieht Leverkusens Trainer Simon Rolfes als wertvoller an. Und über die Bedeutung von Lars Bender an dessen Doppel-Sechs-Seite scheint nicht mehr debattiert zu werden.
So kam es in der Bayer-Arena auch zum Duell der Brüder, weil Dortmunds Sven Bender trotz einiger Bedenken unter der Woche einsatzbereit war. Überhaupt musste BVB-Trainer Jürgen Klopp keinen Verzicht üben. Es fehlen weiterhin Stürmer Lucas Barrios und Verteidiger Patrick Owomoyela. Doch Mario Götze, der an einer leichten Zerrung im Adduktorenbereich litt und Sorgen bereitete, konnte auf das Grün, das Klopp nicht in Schönheit bespielt haben wollte, sondern „mit einem Ergebnis“.
BVB präsentierte sich verunsichert
Um das zu erreichen, wurde in Runde eins einiges getan. Allerdings nur in verschwindend geringem Maße in die Richtung, die dem Dortmunder Trainer vorschwebte. Der BVB hielt sich bei der Laufarbeit ohne Ballbesitz dezent zurück. Das Dutt-Ensemble konnte konzentriert, strukturiert und druckvoll das Spiel aufziehen. Und je stärker es dabei wurde, desto verunsicherter präsentierten sich die Schwarzgelben. Bereits in der sechsten Minute musste Torhüter Roman Weidenfelder seine handwerkliche Qualität in höchster Not nachweisen. Rolfes hatte den Ball zu Andre Schürrle gebracht. Doch dessen Schuss stemmte sich der BVB-Keeper entgegen. Und in der 13.Minute musste er einen Distanzschuss von Sidney Sam bewältigen. In der 14. einen Distanzfreistoß von Renato Augusto. In der 22. Minute half Verteidiger Lukasz Piszczeck mit einer Fußabwehr aus. In der 24. Minute musste Weidenfeller dann hohe Torhüterkunst bemühen. Ein von Renato Augusto nach Foul von Götze an Sam geschlagener Freistoßball erreichte Leverkusens Innenverteidiger Stefan Reinartz. Dessen Kopfball parierte der BVB-Torhüter meisterlich.
BVB-Torwart Weidenfeller stark – Götze sieht Rot
Mehr Meisterliches war vom Meister jedoch nicht zu sehen. Hinten herrschte leichte Konfusion, nach vorne ging nichts (nach einer Viertelstunde versuchte sich Bender an einem Distanzschuss, der Bayer-Torsteher Bernd Leno wenig beeindruckte). Leverkusen dagegen mangelte es nur am Ergebnis, am zählbaren. Lediglich Renato Augusto gelang es, den Ball ins Tor zu wuchten. Aus gewaltiger Entfernung. Nach dem Halbzeitpfiff von Wolfgang Stark. Einziges Ergebnis: eine Gelbe Karte für den Brasilianer.
Kadlec und Götze sahen glatt Rot
Das Kartenspiel ging in Halbzeit zwei weiter. In der drückte der BVB stärker, hatte Chancen durch Shinji Kagawa mit einem Schuss aus der Drehung in der 53. Minute und noch einmal durch Kagawa in der 61. Minute. Letztere vereitelte Leno stark. Großartig musste er erst mit einer Hand eingreifen, als der für Kevon Großkreutz eingewechselte Ivan Perisic sechs Minuten später platziert köpfte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Linksverteidiger Michel Kadlec nach knackhartem Foul an Götze bereits mit der Roten Karte bedacht das Feld räumen müssen (65.). Kurz zuvor (63.) hatte BVB-Innenverteidiger Mats Hummels keinen Karton gesehen, als letzte Instanz, nach Foul an Renato Augusto, das mit Freistoß geahndet wurde. Und etwas länger danach (77.) musste Götze sich verabschieden, wie Kadlec mit glattem Rot bedacht, weil Stark seinen Beinheber gegen den eingewechselten Hanno Balitsch wohl als versuchtes Nachtreten bewertete.
Stark blieb weiter im Mittelpunkt der Ereignisse. In Minute 83. schlug Ilkay Gündogan einen Freistoßball auf Hummels, der vor Lenos Tor lauerte. Drin. Mit dem Kopf. Der Treffer aber zählte nicht. Der Schiedsrichter hatte noch nicht freigegeben, weil er anderes zu verrichten hatte. Er schickte Klopps Co-Kraft Zeljko Bubac nach Hinweis des vierten Offiziellen auf ein Vergehen hinauf auf die Tribüne.
Und danach: schaukelte Leverkusen im wahrsten Sinne des Wortes mit Querpässen und Rückpässen den einen Punkt nach Hause.