Berlin. Der 2:0 (1:0)-Sieg bei Union Berlin gibt Borussia Dortmund erstmal recht, doch für die anstehenden Topspiel-Wochen muss sich noch einiges tun.
Wenn der Bodenturner zur Kür ansetzt, dann muss er unter den kritischen Augen der Jury binnen kürzester Zeit sein gesamtes Repertoire auf die Matte bringen. Salti, Radschläge, und das alles in Perfektion. Der kleinste Fehler führt zu Punktabzügen. Patzen? Verboten.
In einer ähnlichen Situation befindet sich nach dem 2:0-Sieg bei Union Berlin auch Borussia Dortmund. Zwar müssen die Mannschaft und Trainer Edin Terzic nicht auf die Turnmatte, doch in den kommenden Wochen geht es auch für den BVB darum, auf dem Weg in die Champions League die schwerstmöglichen Aufgaben zu meistern. Bis Ende April geht es in dieser Reihenfolge gegen Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, Bayern München, VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und RB Leipzig. Bis auf die Fohlen allesamt Teams aus den Top-Acht. Am kommenden Samstag, 9. März, 18:30 Uhr, geht es los – mit dem Auswärtsspiel an der Weser.
BVB: Stottertstart bei Union, dann kommt Adeyemi
Allein in Kürform präsentierte sich der BVB bisher noch nicht wirklich. Beim 2:0 gegen Union Berlin stimmte zwar das Ergebnis, doch im Zustandekommen hatte Dortmund streckenweise mächtig Glück. Unnötige Ballverluste im Mittelfeld bedingten in der Anfangsphase immer wieder schnelle Union-Konter, die mit etwas mehr Konsequenz seitens der Gastgeber in Gegentoren hätten münden können. Nach Marcel Sabitzers Ballverlust scheiterte Lucas Tousart jedoch am starken BVB-Keeper Alexander Meyer (6.).
Dazu ging nach vorne erst einmal nichts. Vorübergehend in den Griff bekam Terzic das, indem er die Positionen seiner Flügelspieler tauschte. Jadon Sancho rückte auf die linke, Karim Adeyemi auf die rechte Seite. Nach einer halben Stunde machte der erst so biedere BVB plötzlich Druck, hatte durch Nico Schlotterbeck (35.) und Ian Maatsen (38.) beste Einschusschancen.
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In der 41. Minute verteilte Mittelstürmer Niclas Füllkrug den Ball dann aus ungewohnter Spielmacherposition auf den rechten Flügel. Dort stand Adeyemi bereit, zog ohne große Gegenwehr nach innen und dann aus 17 Metern ab. Unhaltbar für den sonst starken Union-Keeper Frederik Rönnow flog der Ball in Richtung linkes oberes Eck, klatschte von der Latte ins Tor und ebnete letztlich den Weg zum so wichtigen Auswärtssieg.
Im Turnen entspräche das übrigens der Pflicht. Die steht vor der Kür und ist in der Regel einfacher. Einen Schönheitspreis hätte man in Berlin ohnehin kaum gewinnen können, das sei ihm mit Blick auf den Rasen gleich klar gewesen, sagte Terzic nach dem Spiel. Stattdessen reichte eben ein Kürelement, um den BVB auf die Siegerstraße zu bringen: der Geniestreich von Adeyemi.
BVB verpasst es wieder, nach der Führung nachzulegen
Das Kontertor von Ian Maatsen zum 2:0 ließ am Ende ein wenig vergessen, dass Union, nach wie vor im Tabellenkeller beheimatet, zuvor eben durchaus hätte ausgleichen können. Denn der BVB hat wieder das verpasst, was Terzic unter der Woche noch eingefordert hatte: Nach eigenem Tor das Momentum zu nutzen, dranzubleiben und nachzulegen. Das muss sich in den kommenden Wochen ändern, wenn der BVB gegen die Top-Teams der Liga bestehen will.
Am Samstag blieb Union Berlin bis zum Schluss im Spiel und schnupperte immer wieder am Ausgleich. Exemplarisch dafür: Eine Szene aus der 56. Minute, in der Kevin Volland aus elf Metern frei zum Schuss kam. Dass der Ball nicht im Tor landete, hatte der BVB dem starken Meyer zu verdanken, der die Kugel mit dem Arm noch über den Kasten lenkte. Das Hoffenheim-Trauma aus der Vorwoche, als der BVB nach 2:1-Führung noch mit 2:3 verloren hatte, wiederholte sich nicht.
Stattdessen steht am Ende des Gastspiels bei Union Berlin ein Arbeitssieg, der Trainer Terzic für den Moment recht gibt. Seiner Mannschaft ist es zudem gelungen, im Stadion an der Alten Försterei ohne Gegentor zu bleiben. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl hat es im Sport1-Doppelpass am Sonntag so zusammengefasst: „Verdient gewonnen, aber keine perfekte Leistung.“
Kampf um die Champions League: RB Leipzig hat leichteres Restprogramm
Fakt ist am Ende auch, dass der BVB in der Rückrundentabelle unter den Top-Vier steht. Dazu hat Borussia Dortmund im Kampf um Champions-League-Platz vier die passende Antwort auf den 4:1-Sieg von Verfolger RB Leipzig beim VfL Bochum gefunden – und darf nun eben zur Kür gegen die anderen Top-Teams der Liga antreten.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Borussia Dortmund auch in dieser Saison ein Kandidat für die Königsklasse ist. Denn während der BVB die stärksten Mannschaften der Liga vor der Brust hat, trifft Konkurrent RB auf das Kellertrio SV Darmstadt 98, 1. FC Köln und 1. FSV Mainz 05. Einmal mehr gilt für Borussia Dortmund also: Patzen verboten! Denn sonst endet die Kür, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.