Essen. Das Derby zwischen dem BVB und dem VfL Bochum endet mit massiver Kritik am Schiedsrichter. Sascha Stegemann äußert sich zu den Vorwürfen.

Bundesliga-Schiedsrichter Sascha Stegemann hat nach Entscheidungen des Spiels des BVB beim VfL Bochum (1:1), für die er von BVB-Trainer Edin Terzic und BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl heftig kritisiert worden war, in mehreren Medien rechtfertigend geäußert und insbesondere einen gravierenden Fehler bei der Bewertung einer umstrittenen Elfmeter-Entscheidung eingeräumt.

Stegemann rechtfertigt sich im Radio

In der Sendung Liga Live des Radiosenders WDR2 sagte Stegemann zum nicht gegebenen Elfmeter nach einem Foul an Karim Adeyemi: „Für mich hat sich das in der Situation so dargestellt, dass Soares versucht hat, nach dem Ball zu grätschen und den verfehlt. Das habe ich auch so wahrgenommen. Trotzdem war es für mich auf dem Feld so, dass Adeyemi in der Drehbewegung war und den Fuß rausgestellt hat und es so wirkte als sei es ein gesuchter Kontakt, ein gesuchter Elfmeter: Deshalb habe ich auf den Elfmeterpfiff verzichtet. Wenn ich aber die Fernsehbilder sehe, muss ich sagen, dass es nicht die richtige Entscheidung war.“

DFB-Schiedsrichter sehen Fehlentscheidung

Zu dieser Einschätzung kam auch die Sportliche Leitung der DFB-Schiedsrichter. In einer Stellungnahme am Samstag hieß es: "Der Abwehrspieler springt seitlich von hinten mit beiden Beinen in einen Zweikampf um den Ball. Er spielt den Ball nicht, trifft stattdessen ausschließlich den Gegner und bringt ihn zu Fall. Das ist ein Foul und somit ein Strafstoß, wie es auch die TV-Bilder belegen. Die Erwartungshaltung muss bleiben, dass solche Vorgänge vom Schiedsrichter auf dem Platz richtig entschieden werden, ohne dass eine Unterstützung durch den Video-Assistenten notwendig wird."

Stegemann: "Ich habe den Anspruch, die Situation auf dem Feld zu lösen“

Vor allem BVB-Trainer Edin Terzic hatte sich danach darüber geärgert, dass Stegemann sich die Szene nicht noch einmal auf dem Videobildschirm angesehen hatte. Der Schiedsrichter sagte dazu: „Der Videoassistent Robert Hartmann hat sich die Szene angeschaut und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich nicht um eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung handelt und hat mir deshalb auch nicht empfohlen, die Szene noch einmal anzuschauen. Rückblickend betrachtet wäre es natürlich besser gewesen, sich die Szene noch einmal anzuschauen.“ Der Grund seines Verzichts: Möglicherweise der eigene Ehrgeiz. „Ich habe aber den Anspruch, die Situation auf dem Feld zu lösen“, rechtfertige sich Stegemann. Problematisch scheint vor allem eine Hilfsargumentation. Die Proteste der Dortmunder auf dem Feld hätten sich in Grenzen gehalten. Deshalb habe er sich in seiner Entscheidung gegen den Elfmeter eher bestätigt gefühlt.

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Stegemann: "Ich fühle mich beschissen"

In einer persönlichen Schilderung beschrieb Sascha Stegemann bei Liga Live, wie es ihm mit dem Fehler geht: „Es war eine kurze Nacht, man wälzt sich hin und her und wacht mit dem Gefühl auf, in einer Situation eine schlechte Entscheidung getroffen zu haben. Ich fühle mich beschissen“ Den Ärger der Dortmunder kann er verstehen, sagte er der Bild. „Dass dort Emotionen, auch sehr starke, hochkommen, verstehe ich total. Ich bin ja nicht nur Schiri, sondern auch Fußballer. Die Dortmunder fühlen sich ungerecht behandelt."

Immerhin gab es bereits am Abend einen versöhnlichen Moment. Zum Besuch Terzics nach dem Spiel in seiner Kabine sagte Stegemann: „Was in der Kabine diskutiert wird, bleibt in der Kantine. Aber ich würde sagen, wir sind im Guten auseinander gegangen.“