München. Für die Motivation vor dem BVB-Spiel brauchte es in München keinen Trainerwechsel. Tuchels Einfluss wird Dortmund noch spüren. Ein Kommentar.
Wer den Sieg des FC Bayern gegen das über weite Strecken blutleere Borussia Dortmund und die damit verbundene Rückeroberung der Spitzenposition in der Tabelle vorrangig am neuen Münchner Trainer Thomas Tuchel festmacht, sollte sich mal nicht täuschen. Mehr konnte der BVB den Branchen-Primus gar nicht reizen, als sich noch vor dem Bundesliga-Gipfel am Rekordmeister vorbeizuschieben. Das genügt Thomas Müller schon an Motivation, ganz egal, wer an der Seitenlinie steht. Das Resultat ist bekannt. Was die Dortmunder dagegen fürchten müssen: Der Tuchel-Effekt wird er jetzt erst einsetzen.
FC Bayern unter Tuchel disziplinierter als unter Nagelsmann
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Die vergangenen Wochen – und das ist dann auch ein nachvollziehbarer Grund für die Trennung von Julian Nagelsmann – lassen vermuten, dass den Bayern unter alten Voraussetzungen auf der Trainerbank noch der ein oder andere Lapsus passieren könnte. Nur zwei Punkte Vorsprung zu Borussia Dortmund deuten auf einen tatsächlichen Meisterschaftskampf hin. So groß die Hoffnungen auf einen endlich, endlich, endlich anderen Meister als die Bayern auch ist: Zu glauben, dass sich die Unbeständigkeit unter Thomas Tuchel fortsetzen wird, dürfte sich als Trugschluss erweisen.
Das 4:2 erneuert die Erkenntnis, dass es der BVB zumindest im direkten Duell mal wieder nicht geschafft hat. Obwohl die Bayern in dieser Saison ja viel Angriffsfläche bieten: zehn verspielte Punkte auf Dortmund, eine wankelmütige Mannschaft, FC-Hollywood-Getöse rund um Serge Gnabrys Ausflug zur Pariser Fashion Week und nun um den Trainerwechsel. Stattdessen schleicht sich beim geschlagenen Herausforderer ins Unterbewusstsein ein: Wir können ja auch machen, was wir wollen.
Marco Reus sollte beim BVB nur mit leistungsbezogenem Vertrag bleiben
Ja, wenn denn alles versucht worden wäre. Marco Reus‘ einstündige Unsichtbarkeit bekamen die Zuschauer eindrücklich vor Augen geführt, als er bei seiner Auswechslung eine Wasserflasche beiseite drosch. Er ist nicht allein ursächlich für den neuerlich gescheiterten Versuch, die bayrische Dominanz zu durchbrechen. Trotzdem steht Reus über die Jahre gesehen sinnbildlich dafür.
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Der BVB werkelt gerade mit dem 33-Jährigen an einer Zusammenarbeit über den Sommer hinaus. Und es sieht ja auch so aus, als würde dies gelingen. Reus hat Verdienste, ist weiterhin Identifikationsfigur. Für einen Fußballer seiner Klasse, was die unglaublichen Fähigkeiten am Ball wie auch den monatlichen Gehaltszettel betrifft, ist er jedoch viel zu selten in den großen Spielen der Borusse, der vorangeht. Vielleicht überfrachtet man ihn mit Erwartungen. Aber wen soll man sonst noch in Dortmund mit solchen Ansprüchen konfrontieren? Leistungsbezogen und zu reduzierten Bezügen ergäben ein oder zwei weitere Vertragsjahre durchaus Sinn – die Meisterschaftsaussichten des BVB verbessern sich dadurch nicht.