Dortmund. Julian Brandt präsentiert sich bei Borussia Dortmund derzeit in guter Form. Doch nun drängt Kapitän Marco Reus zurück in die Startelf.

Nein, schlechte Nachrichten überbringt auch Edin Terzic nicht gerne, wer tut das schon? Aber es gehört nun einmal zu den Aufgaben eines Trainers, nicht immer nur nett zu sein, und so ist Terzic doch ganz froh, dass er aktuell immer wieder schlechte Nachrichten überbringen muss, dass er auch vor dem kommenden Spiel von Borussia Dortmund gegen den SC Freiburg an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) einigen seiner Profis mitteilen muss, dass sie erst einmal auf der Bank oder gar auf der Tribüne sitzen. „Es ist viel schwieriger, wenn man immer wieder puzzeln und gucken muss, wer überhaupt zur Verfügung steht“, sagt Terzic. „Jetzt haben wir fast alle Spieler zur Verfügung und damit die Möglichkeit, konsequent zu sein. Wir können gute Leistungen belohnen und auf schlechte konsequent reagieren.“

Nach dieser Logik müsste klar sein: Gegen Freiburg läuft im Mittelfeld Julian Brandt auf. Der 26-Jährige gehört seit Monaten zu den stärkeren Borussen, und das in der Rolle des Spielmachers. Brandt spielt eine Saison, mit der er die allermeisten Zweifler widerlegt.

Brandt kann nun auch verteidigen

Dass der feine Techniker ein guter Fußballer sein kann, hat ja nie jemand wirklich bezweifelt. Ob er aber auch ein guter Fußballer für Borussia Dortmund sein kann – da war man sich nicht so sicher. Rennen tat Brandt zwar immer viel, aber er schaffte es auch oft, auf seinen Laufwegen den anfallenden Zweikämpfen aus dem Weg zu gehen. Er lief im Zweifel nicht voll durch, er zog auch mal den Fuß weg, er stellte den Gegner halbherzig, ohne ihn wirklich zu attackieren.

Das war auch Terzic ein Dorn im Auge wie es überhaupt viele BVB-Trainer in latente Anflüge von Verzweiflung getrieben hatte. „Ich hatte Trainer, die ich defensiv maximal gebrochen habe“, sagte Brandt mal, es war ein Scherz – aber einer mit wahrem Kern.

Terzic aber hat einen Weg gefunden, er hat aus Brandt zwar kein Defensivmonster gemacht – aber doch einen, der durchzieht im Zweikampf und Bälle erobert. Und mit diesen Bällen sinnvoll umgehen, konnte er ja schon immer. Es steht also außer jeder Diskussion: Brandt sollte spielen, und zwar im Zentrum, wo er sich am wohlsten fühlt.

Marco Reus drängt mit Vehemenz in die Startelf

Wäre da nicht Marco Reus, 33 Jahre alt, Kapitän von Borussia Dortmund – und endlich wieder fit. Mit Vehemenz drängt er nach seiner Sprunggelenksverletzung und anschließender Grippe in die Startelf, und zwar just auf Brandts Spielmacherposition – außen nämlich fühlt er sich noch einmal bedeutend weniger wohl als sein jüngerer Kollege. Dass Reus spielen muss, wenn er denn fit ist, ist ein ehernes Gesetz beim BVB und bislang macht Terzic nicht den Anschein, daran rütteln zu wollen: „Ich habe immer betont, wie wichtig Marco für uns ist“, beteuert der Trainer. „Wir haben ihn nach seiner Verletzung sehr vermisst, er hat vorher immer wieder das 1:0 für uns erzielt.“

Was also macht Terzic? Den Kapitän muss er ja aufstellen, alles andere wäre ein Affront. Wenn er aber streng nach Leistung aufstellen will, kann er Brandt nicht streichen. Und dann sind da ja auch die Zukunftsfragen: Reus ist mit 33 Jahren auf der Zielgeraden der Karriere, der Vertrag läuft aus und noch weiß niemand recht, wie es weitergeht. Brandts Vertrag läuft bis 2024 und mit erst 26 Jahren hat er noch Potenzial für viele gute Jahre. Müsste Terzic da nicht auf die Zukunft setzen?

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Aber muss er sich denn überhaupt für einen der beiden entscheiden? Kann es nur einen geben? „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass beide auch gleichzeitig auf dem Platz stehen können“, meint der Trainer. „Sie verstehen sich sehr gut, auf dem Platz und auch daneben.“ Er habe Brandt „sehr gerne neben mir auf dem Platz“, sagte Reus schon vor einiger Zeit. „Wir können sehr gut harmonieren, er ist ein sehr intelligenter Spieler.“

Ein reichlich offensives Zentrum

Wie aber bringt man nun beide zusammen auf den Platz – ohne die einigermaßen funktionierende Statik zu gefährden, die Terzic eben erst gefunden hat. Im aktuellen 4-1-4-1-System wäre es zwar naheliegend, Reus und Brandt beide im offensiven Zentrum aufzustellen und Jude Bellingham dahinter – gleich drei Spieler im Zentrum, die offensiv denken, dürften dem Trainer dann aber doch zu viel sein.

Da taugt eher das jüngste 2:0 gegen Leverkusen als Blaupause: Reus würde den Platz des gelbgesperrten Salih Özcan im Zentrum neben Bellingham und vor Emre Can einnehmen und Brandt müsste erneut auf den rechten Flügel ausweichen. Es wäre eine geradezu salomonische Lösung, zumindest für die nächste Zeit: Nur einer aus dem Duo kann Spielmacher sein – aber beide können auf dem Platz stehen