Leipzig. Borussia Dortmund hat bei RB Leipzig eine herbe Niederlage kassiert. Beim 0:3 war der BVB über weite Strecken der Partie chancenlos.
Marco Rose war schon vor dem Anpfiff blendend gelaunt. Der neue Trainer von RB Leipzig kannte ja viele der Gäste sehr gut, bis Sommer hatte er ja noch für Borussia Dortmund gearbeitet. Nun schäkerte er mit dem BVB-Teambetreuer, nahm Mannschaftsarzt Markus Braun und Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber in den Arm – nur für Sportdirektor Sebastian Kehl gab es nicht mehr als ein kurzes Abklatschen.
Nach dem Spiel war Rose noch viel besser gelaunt – und mit ihm die meisten der 47.069 Zuschauer in der ausverkauften Leipziger Arena. Denn Rose, erst zwei Tage zuvor als Ersatz für den gefeuerten Domenico Tedesco vorgestellt, erlebte einen Einstand nach Maß: 3:0 (2:0) gewann Leipzig verdient gegen einen viel zu fahrigen BVB, der einen Rückfall in vergangene Zeiten erlebte – weil er sich mal wieder den Schneid abkaufen ließ von einem aggressiven und rustikal kämpfenden Gegner. Dabei war Dortmund richtig gut und richtig dominant ins Spiel gestartet, hatte die durch einen Fehlstart und den Trainerwechsel unter der Woche verunsicherten Gastgeber komplett dominiert – bis die sich mal bei einem Konter eine Ecke erspielten. Die brachte Dominik Szoboszlai ins Zentrum, wo Willi Orban seinem Bewacher Nico Schlotterbeck davonlief und einköpfte (6.).
Frühe Führung gibt Leipzig gegen BVB wichtige Sicherheit
Es war ein Tor, das die Verhältnisse gehörig auf den Kopf stellte. Nun war das Leipziger Selbstbewusstsein da, während die Dortmunder wackelten. Einen Ballverlust von Schlotterbeck bügelte Torhüter Alexander Meyer gerade noch aus – der 31-Jährige vertrat wieder einmal den verletzten Gregor Kobel.
Die Führung spielte den Leipzigern in die Karten, sie setzten ja vor allem auf schnelles Umschalten und Konter über die pfeilschnellen Christopher Nkunku und Timo Werner. Das wurde einige Male durchaus gefährlich – aber immer wieder klärte Niklas Süle als letzter Mann gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Werner. Und wenn Süle mal geschlagen war, legte Werner den Ball freistehend am Tor vorbei (44.).
Szoboszlai zimmert den Ball in den Winkel
Der BVB hatte kurz zuvor eine gute Torannäherung, als Anthony Modeste und Schlotterbeck den Ball in einer Kopfball-Koproduktion am Tor vorbeiwuchteten (43.). Die entscheidenden Akzente aber setzte im ersten Durchgang Leipzig, der körperlichen Wucht der Gastgeber hatten die Dortmunder zu wenig entgegenzusetzen: Jude Bellingham spielte im Aufbau einen Fehlpass auf Mohamed Simakan, der sofort weitergab ins Zentrum zu Szoboszlai. Die gute Schusstechnik des Ungarn ist bekannt – und er zimmerte den Ball aus 25 Metern unhaltbar in den Winkel (45.).
Der BVB kam mit mehr Zug aus der Kabine, spielte schneller nach vorne – und hatte hinten erst einmal Glück, als Nkunku der Ball frei vor Meyer versprang (54.) und Diallo aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf (60.).
BVB: Auch die Wechsel von Terzic bringen zu wenig Offensivwucht
BVB-Trainer Terzic tat noch einmal etwas für die Offensive, brachte Giovanni Reyna und Youssoufa Moukoko für Marco Reus und Julian Brandt. Und Reyna bereitete gleich die bis dato beste Dortmunder Chance vor, doch Modeste setzte den Volley nach seiner Hereingabe deutlich über das Tor (63.). Dann noch ein offensiver Impuls von der Bank, der 21-jährige Justin Njinmah, ein Mittelstürmer aus der U23, kam für den Abräumer Salih Özcan.
Doch wirklich gefährlich wurden die Gäste nicht mehr, nie kam nachhaltig das Gefühl auf, dass diese Partie noch kippen könnte – und nach einem blitzsauberen Konter machte Amadou Haidara das 3:0 (84.).
Und so konnten die Leipziger, so konnte Rose jubeln – nicht zuletzt, weil er jenem Klub ein Schnippchen schlug, der ihn im Sommer nach nur einem Jahr plötzlich vor die Tür gesetzt hatte. Sein Nachfolger Terzic wird nun schleunigst ergründen müssen, wie es zu diesem Rückfall in alte Zeiten kam – und dann zügig Abhilfe leisten: Am Mittwoch steht beim englischen Meister Manchester City in der Champions League eine noch viel schwerere Aufgabe an.