Dortmund. Beim BVB kehren viele Profis nach Verletzungen zurück in den Kader. Das erhöht die Auswahl für den Trainer – und schafft Härtefälle im Kader.

Es gibt Aspekte des Cheftrainerjobs, die Edin Terzic ziemlich herausfordernd findet. Schiedsrichter bei den Trainingsspielen zu sein, gehöre zu den schwierigsten Aufgaben, sagt der Trainer von Borussia Dortmund lächelnd. Und daneben natürlich: Spielern sagen zu müssen, dass sie nicht zum Kader gehören werden.

Vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Werder Bremen an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) wird Terzic aber mehr solcher Gespräche führen müssen als zuletzt. Denn bis auf Sebastien Haller, der wegen seines bösartigen Hodentumors noch lange ausfällt, steht dem BVB-Trainer der gesamte Kader zur Verfügung. Das bedeutet: Terzic muss viele harte Entscheidungen treffen: Wer muss auf die Tribüne? Wer auf die Bank? Und wer darf spielen?

BVB-Trainer Edin Terzic freut sich über die größere Auswahl

Terzic hat die Qual der Wahl – auch wenn er das gar nicht so sehen will: „Als Trainer freut man sich immer über ganz viele Alternativen, damit man auf jede Begebenheit im Spiel reagieren kann“, sagt er – und verweist auf die drei Pflichtspiele der laufenden Saison. Einen souveränen Sieg gab es gegen 1860 München, dann musste man gehörig leiden gegen Bayer Leverkusen und Spieler einwechseln, die den 1:0-Sieg über die Linie retten konnten – und zuletzt galt es beim SC Freiburg, eine lahmende Offensive zu beflügeln und das Spiel zu drehen.

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Aber natürlich weiß auch Terzic, dass intern wie extern ganz genau beäugt wird, wie er sich entscheidet, jetzt wo er die Wahl hat – und sich vor allem auf drei Positionen Härtefälle auftun, weil Spieler nach Verletzungen in die Startelf drängen.

Muss Mats Hummels wieder raus?

Dass der Trainer diese nicht fürchtet, bewies er im DFB-Pokalspiel in München: Da setzte er Weltmeister und Vizekapitän Mats Hummels auf die Bank und ließ die beiden Neuzugänge Niklas Süle und Nico Schlotterbeck spielen. Da sich Süle prompt verletzte, stellte sich die Frage nach der Besetzung seitdem nicht mehr – bis jetzt.

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Muss also Hummels wieder draußen bleiben, der seine Arbeit weitgehend ohne Fehl und Tadel verrichtete? Oder gar Schlotterbeck, der starke Auftritte zeigte und der Mannschaft auch mit seinem Kampfgeist und seiner Ausstrahlung sichtlich guttat? Vermutlich wird sich die Frage erst einmal vertagen, weil Terzic bei Süle nach dessen Oberschenkelverletzung das Risiko scheuen und ihn zunächst auf der Bank lassen dürfte.

Donyell Malen enttäuschte zuletzt

Spannend wird es auch auf den Außenbahnen: Karim Adeyemi ist zurück nach seiner Fußverletzung und dank seines verheißungsvollen Saisonstarts und seines Tempos ein ganz heißer Startelf-Kandidat. Allerdings drängt auch Jamie Bynoe-Gittens mit Macht in die Anfangsformation, nachdem er in Freiburg mit seinen starken Dribblings und seinem Mut zum Risiko ganz wesentlich beteiligt war, das Spiel noch zu drehen.

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Trifft es also Donyell Malen? Der konnte in der Bundesliga nicht an seinen verheißungsvollen Start im Pokal anknüpfen, blieb weitgehend unauffällig, trug kaum Chancen und erst recht keine Tore bei. Andererseits will man das gerade erst nach guter Vorbereitung zart erblühte Pflänzchen Selbstvertrauen beim Niederländer nicht schon wieder niedertrampeln.

Vorfreude auf Salih Özcan

Nächste spannende Frage: die Besetzung der Mittelfeldzentrale. Auf Salih Özcan freuen sich alle BVB-Verantwortlichen schon lange, weil er dem Dortmunder Spiel jene Körperlichkeit und Robustheit beimischen soll, die zu oft fehlte. Nun haben aber in den ersten drei Spielen Mahmoud Dahoud und Jude Bellingham ein gut harmonierendes Duo gegeben, die Abstimmung zwischen Vorstößen und Absicherung stimmte – und auch die Aggressivität im Zweikampf. „Außerdem haben wir noch Emre Can, der auf dem Niveau seit Jahren sehr gute Leistungen bringt“, erinnert Terzic. Und den 17-jährigen Abdoulaye Kamara gebe es ja auch noch.

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Und dann muss der Trainer ganz nebenbei noch die Frage lösen, wer rechts verteidigt: Thomas Meunier, der gegen Freiburg enttäuschte – oder Marius Wolf, der in beiden Bundesligaspielen nach seiner Einwechslung überzeugte. Terzic lässt sich auch hier nicht in die Karten schauen, sagt aber einen interessanten Satz: „Es geht als Trainer nicht darum, jemandem etwas wegzunehmen, sondern gute Dinge zu belohnen.“ Gut möglich, dass er diesen Satz bis zum Anpfiff am Samstag noch einige Male sagen wird.