Dortmund. Der BVB erwägt nach der Haller-Erkrankung einen Ersatz im Sturm zu holen. Sportdirektor Sebastian Kehl allerdings will sich nicht treiben lassen.

Eigentlich hatte Sebastian Kehl die Personalplanungen für die kommende Saison weitgehend abgeschlossen, zumindest was die Zugänge angeht. Der geplante Kader von Borussia Dortmund stand im Wesentlichen. Der Hodentumor bei Mittelstürmer Sebastien Haller aber bringt neben der menschlichen Tragödie auch handfeste sportliche Folgen für den BVB mit: Auf den 18-jährigen Haller waren die Planungen im Offensivbereich zugeschnitten - und einen zweiten Angreifer dieser Sorte mit Wucht, Größe, Kopfballstärke gibt es im Dortmunder Kader nicht.

Der Neuzugang aber fällt nun monatelang aus, das hat der BVB bereits verkündet. MIndestens die Hinrunde dürfte für Haller gelaufen sein. Für Kehl stellt sich daher die Frage, ob personell noch einmal nachgelegt werden muss, ob noch einmal ein Stürmer geholt werden muss, um die plötzlich entstandene Lücke im Kader zu füllen. Festlegen wollen sich die BVB-Verantwortlichen vorerst nicht, noch ist ja auch keine genaue Diagnose bekannt - noch ist nicht kommuniziert, ob der Tumor gut- oder bösartig ist.

Der BVB sondiert den Stürmermarkt

Auch deswegen will sich Kehl nicht treiben lassen. "Ich möchte den Zwang etwas wegschieben. Wir lassen uns da nicht unter Druck setzen, wir werden nur etwas machen, wenn es wirklich Sinn ergibt", sagte der BVB-Sportdirektor am Freitag im Interview bei Sky Sport News. Auch ohne den ivorischen Nationalspieler gebe es viele Optionen im Kader: "Wir haben viel Jugendliches und Frische im Kader und können auch mit dem System was machen", sagte Kehl. "Wenn es eine Option gibt, wäre es gut, sie so schnell wie möglich umzusetzen. Aber wir haben keinen Zeitplan aufgesetzt."

Im Hintergrund aber wird der Markt intensiv sondiert. Die Suche ist kompliziert, das Budget für Zugänge weitgehend ausgereizt. Nach Informationen dieser Redaktion könnte der BVB rund zehn Millionen Euro aufwenden - für Ablöse und Gehalt. Dazu ist das Profil der gesuchten Kraft ein schwieriges: Er muss nicht nur billig sein, sondern auch gut genug - und seinen Platz wieder räumen, wenn Haller fit ist. Das schränkt den Kreis ein, es kommen vor allem erfahrene Kräfte in Frage. Edin Dzeko (36), aktuell bei Inter Mailand unter Vertrag und in der Vergangenheit immer wieder beim BVB gehandelt, scheidet aktuell aus - zu teuer. Der vereinslose Edinson Cavani (35) war in der vergangenen Saison immer wieder verletzt - taugt er also als Soforthilfe? Die perfekte Lösung in Sachen Geld und Qualität - aktuell ist sie nicht in Sicht.