Dortmund. Ein denkwürdiger Tag in Dortmund. Der BVB trennt sich überraschend von Trainer Marco Rose und plant einen Neuanfang. Edin Terzic ist der Favorit.

Freitag, 12.30 Uhr, plötzlich beschleunigt sich der Puls, wächst das Erstaunen über die Entscheidung, die der BVB soeben verkündet hat: Der Verein und Trainer Marco Rose beenden das Arbeitsverhältnis.

Es gibt Trainerwechsel, die deuten sich lange an, dieser aber kommt so überraschend, dass er einen Knall hinterlässt.

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Zwar enttäuschte der Verlauf der Saison, die Verantwortlichen beteuerten jedoch immer wieder, mit Rose weiterarbeiten zu wollen. Nun platzt nach nur einem Jahr die Hoffnung des 45-Jährigen, mit dem BVB ein besonderes Kapitel schreiben zu können. Dafür soll ein anderer seine eigene Geschichte fortsetzen dürfen. Nach Informationen dieser Redaktion ist Edin Terzic, der 2021 mit der Borussia den DFB-Pokal in die Berliner Luft stemmte, der Favorit auf die Nachfolge.

Marco Rose spürte zu große Zweifel beim BVB

Beschlossen wurde das Ende der Zusammenarbeit mit Rose schon am Donnerstag, als Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der kommende Sportdirektor Sebastian Kehl, dessen Vorgänger Michael Zorc und der externe Berater Matthias Sammer mit dem Trainer über den Verlauf der abgelaufenen Spielzeit diskutierten. Viel Positives gab es nicht zu bereden, der Trainer hatte öffentlich selbst schon eingeräumt, dass die Begeisterung gefehlt habe. Trotzdem hatte er sich anscheinend mehr Rückendeckung erhofft, um den Neuanfang umzusetzen, die aber blieb aus.

Drei, die den BVB verlassen (aus unterschiedlichen Gründen): Axel Witsel, Marco Rose und Erling Haaland (von links).
Drei, die den BVB verlassen (aus unterschiedlichen Gründen): Axel Witsel, Marco Rose und Erling Haaland (von links). © firo

Irgendwann soll Rose schließlich, so hört man aus dem Klub, gesagt haben, dass eine weitere Zusammenarbeit keinen Sinn ergebe, wenn die Zweifel so groß seien. Sein Zitat in der offiziellen Pressemitteilung des Vereins deutet darauf hin, dass diese Version stimmen könnte. „Trotz einer schwierigen Saison mit vielen Unwägbarkeiten war ich von unserem Weg überzeugt. Während unseres Gesprächs ist in mir der Eindruck gereift, dass die hundertprozentige Überzeugung aller Verantwortlichen nicht mehr vorhanden ist“, wird der gebürtige Leipziger darin zitiert.

Dabei hatte sich Sebastian Kehl vor gerade einmal zwei Wochen im Sport1-Doppelpass noch zu Marco Rose bekannt. „Ich plane mit Marco die Saison, wir besprechen alles gemeinsam. Und dann hoffe ich, dass wir die Sachen in der kommenden Spielzeit gemeinsam besser machen“, sagte Kehl in dem TV-Talk und antwortete auf die Nachfrage, ob der Trainer in der kommenden Spielzeit bleibe, mit „Ja“.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: Kein einfacher Tag

Intern vergrößerten sich jedoch zuletzt die Zweifel (gerade bei Hans-Joachim Watzke), weil die Mannschaft kaum Fortschritte zeigte, weiterhin viele Gegentore kassierte. Dieser Tag sei kein einfacher, erklärt Watzke, „denn die gegenseitige Wertschätzung untereinander war, ist und bleibt groß. Nach einer Saison, die aus unterschiedlichen Gründen unbefriedigend war, mussten wir feststellen, dass wir in vielen Teilbereichen nicht das Maximum aus unseren Möglichkeiten herausgeholt haben“.

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Nun stehen die Dortmunder, die sich nach Kontinuität sehnen, erneut vor einem Neuanfang an der Seitenlinie. Nach dem Ende von Jürgen Klopp 2015 hat der Verein sechs Trainer beschäftigt. Rose sollte die Mannschaft eigentlich langfristig gestalten, sie wieder begeisternden Fußball spielen lassen. Deswegen zahlte der BVB für ihn sogar eine festgeschriebene Ausstiegsklausel von fünf Millionen Euro an Borussia Mönchengladbach.

Nur stolperte die Mannschaft anschließend durch die Saison, sie scheiterte in der Champions League, im DFB-Pokal und in der Europa League viel früher als erwartet. Blamierte sich gegen Ajax Amsterdam (0:4) und die Glasgow Rangers (2:4, 2:2), wurde von Bayer Leverkusen (2:5) und RB Leipzig (1:4) durchgeschüttelt. Immerhin geriet die Qualifikation für die Königsklasse anders als in der vergangenen Spielzeit nie in Gefahr, obwohl Rose immer wieder Verletzte ersetzen musste. Stürmerstar Erling Haaland fehlte insgesamt fast ein halbes Jahr. Hinzu kommen die Defizite im Kader, die ein Trainer nicht alleine beheben kann. Es mangelt an Tempo, an Physis, deswegen wurden bereits Nico Schlotterbeck, Niklas Süle und Karim Adeyemi verpflichtet.

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BVB-Profi Jude Bellingham bedankt sich bei Marco Rose

Rose hat daran mitgearbeitet, diese Spieler von Dortmund zu überzeugen. Jetzt werden sie auf jemand anderen treffen, der, darauf deutet alles hin, Edin Terzic sein wird. Die Chefs favorisieren den 39-Jährigen, diesmal würde er unter anderen Umständen beginnen als im Dezember 2020. Damals wurde Terzic als Co-Trainer nach dem Abgang von Lucien Favre überraschend in die erste Reihe geschleudert. Zunächst ruckelte es, am Ende aber holte das Team einen Sieben-Punkte-Rückstand auf die Champions-League-Ränge auf und triumphierte im DFB-Pokal. Vor allem tragen die Fans den gebürtigen Mendener, der derzeit als Technischer Direktor beim BVB arbeitet, im Herzen.

Und was denken die Spieler?

Zumindest hörte man nie ein schlechtes Wort der Profis über Marco Rose. Jude Bellingham bedankte sich in den Sozialen Medien für die Arbeit. Kapitän Marco Reus kommentierte das BVB-Aus mit einem Emoji, das eine Träne verdrückt. Ein zerrüttetes Verhältnis drückt sich anders aus. Roses Co-Trainer René Maric, der ebenfalls freigestellt wird, schrieb: „Ich werde die Jungs vermissen. Passt auf sie auf, sie sind fantastisch.“