Dortmund. Der BVB hat sich von dem erst vor einem Jahr geholten Trainer Marco Rose getrennt. Dafür gibt es gute Gründe. Ein Kommentar
Im Februar 2021 war die Aufregung groß, als Borussia Dortmund bekanntgab, zur folgenden Saison Marco Rose von Borussia Mönchengladbach als neuen Trainer zu holen. Möglich machte den Wechsel eine Ausstiegsklausel, in der eine Ablöse in Höhe von rund fünf Millionen Euro festgeschrieben gewesen sein soll. Daraufhin sicherten sich die Gladbacher, deren Fans Rose den Wechsel schwer übel nahmen, die Dienste des Frankfurter Trainers Adi Hütter, Ablöse: 7,5 Millionen Euro. In der Folge suchte Frankfurt einen neuen Trainer – und fand ihn in Wolfsburg, wo Oliver Glasner wegen persönlicher Differenzen mit Geschäftsführer Jörg Schmadtke keine Zukunft mehr hatte.
Roses Wechsel zum BVB löste in der Bundesliga eine Trainer-Rotation aus
Ein Jahr später hat der unterschätzte Österreicher Glasner mit den Frankfurtern triumphal die Europa League gewonnen. Sein Landsmann Hütter verfehlte in Gladbach die Ziele des Klubs, das Aus nach nur einer Saison war begründet. Und Rose, der Auslöser der Rotation, erlebte eine komplizierte Spielzeit mit Borussia Dortmund – die nun ebenfalls mit der Trennung endete.
Zum Verhängnis wurde ihm ein altes Dortmunder Übel: Auch ihm gelang es nicht, aus einer wankelmütigen Mannschaft eine verlässliche zu machen.
Michael Zorc, der als langjähriger Sportdirektor nun von Sebastian Kehl abgelöst wird, hatte vor seinem Abschied im Interview mit dieser Zeitung beklagt, die Ansprüche an den BVB seien zu hoch. Der Verein werde ständig an dem finanziell enteilten FC Bayern gemessen, das sei ungerecht. Der oft erreichte zweite Platz in der Bundesliga werde zu wenig gewürdigt.
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Da ist was dran. Aber: Dann sollte der BVB besser nicht im DFB-Pokal beim Zweitligisten FC St. Pauli ausscheiden. Und er sollte in der Champions League die Gruppenphase überstehen, statt sich von Ajax Amsterdam demütigen zu lassen und schließlich an Sporting Lissabon zu scheitern. Und er hätte danach gegen die Glasgow Rangers auch nicht aus der Europa League fliegen müssen, die man als zweitbeste deutsche Mannschaft mit einer Portion Leidenschaft auch hätte gewinnen können, wenn das sogar der Bundesliga-Elfte schaffen kann.
Der Verein selbst setzt der BVB-Mannschaft höhere Ziele
Es ist eben nicht nur die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, die Druck auf den BVB ausübt. Auch intern wird von Trainer und Mannschaft mehr verlangt als das, was in der vergangenen Spielzeit zu sehen war. Dies wird nun Marco Rose angelastet, der als großer Hoffnungsträger gestartet war.
Den Pokalsiegertrainer Edin Terzic, die Interimslösung zwischen Lucien Favre und Marco Rose, hatte die Borussia vorsichtshalber auf der Position des Technischen Direktor geparkt. Ein neuer, nun langfristig angelegter Versuch mit ihm hätte Logik, obwohl auch die Monate mit ihm nicht problemlos verlaufen waren.
Der BVB beschäftigte in den letzten sieben Jahren sieben Trainer
Nach wie vor ist ein neuer Jürgen Klopp schwer zu finden. In den vergangenen sieben Jahren arbeiteten sieben Trainer für Borussia Dortmund. Das sind zwar bei weitem noch keine Schalker Verhältnisse. Kontinuität aber sieht anders aus.