Dortmund. Der BVB hat auf der linken Seite eine Problemzone. Die Schwächen von Raphael Guerreiro und Nico Schulz belasten die Dortmunder. Und nun?

Wenn Marco Rose über Bereiche spricht, in denen seine Spieler sich noch verbessern können, benutzt der Trainer von Borussia Dortmund gerne das Wort „Themen“. Themen, das klingt viel netter als Schwächen. „Wir haben einige Themen“ – das ist deutlich weniger besorgniserregend als „Wir haben viele Schwächen“.

Wenn also Marco Rose über seinen Linksverteidiger redet, dann sagt der BVB-Trainer: „Wir kennen seine Themen, und er kennt seine Themen. Wir wissen, dass er sich in der Defensive noch verbessern kann, was das Timing und das Stellungsspiel angeht.“

Drei BVB-Spieler, ähnliche Probleme

Über wen genau Rose redet, lässt sich da freilich nicht heraushören. Man muss schon wissen, dass es um den 17-jährigen Nachwuchsmann Tom Rothe geht – aber auch Raphael Guerreiro und Nico Schulz dürften sich nicht beschweren, wenn diese Sätze auf sie gemünzt wären. Das nämlich ist eines der Probleme, die die Dortmunder mit ihrem Kader haben: In Guerreiro (28) und Schulz (29) sowie dem frisch aus der U19 beförderten Rothe haben sie drei Linksverteidiger im Kader. Drei Spieler, die das Wort „Verteidiger“ in der Berufsbezeichnung haben – die ausgerechnet in dem Bereich aber gewaltige Defizite mitbringen.

Huch, kaum in der Bundesliga und schon für den BVB getroffen: Tom Rothe (Mitte).
Huch, kaum in der Bundesliga und schon für den BVB getroffen: Tom Rothe (Mitte). © firo

Gerade Guerreiro kann man einen themenreichen April attestieren, will man die Wortwahl des Trainers nutzen. Beim jüngsten 3:4 gegen den VfL Bochum verschuldete er mit allzu luftiger Zweikampfführung das 0:1. Eine Woche zuvor, beim 1:3 gegen den FC Bayern, war seine linke Abwehrseite eine regelrechte Einflugschneise für die Münchener Angreifer. Beim 1:4 gegen RB Leipzig war er oft erstaunlich weit vorne unterwegs, wenn hinten die Bälle einschlugen.

Dass der Portugiese seine Stärken eher mit dem Ball als in der Arbeit dagegen hat, ist nichts Neues, Guerreiro ist bekanntlich einer der feinsten Fußballer im Kader. Und doch wachsen die Zweifel beim BVB, ob es sinnvoll wäre, den 2023 auslaufenden Vertrag zu verlängern. Denn immer weniger hat man den Eindruck, dass Guerreiros offensive Qualitäten die defensiven Unzulänglichkeiten kompensieren. Dazu kommen Verletzungspausen – und hinter vorgehaltener Hand wird auch wieder lauter über einen unprofessionellen Lebenswandel und ungesunde Ernährung diskutiert.

Denkbar, dass der BVB Guerreiro schon in diesem Sommer auf die Verkaufsliste setzt, um noch eine Ablöse einzunehmen. Und dann?

Schulz wird intern schon lange nicht mehr als Alternative gesehen, in diesem Sommer wollen die Dortmunder Verantwortlichen einen neuen Anlauf nehmen, den 29-Jährigen von der Gehaltsliste zu streichen. Dazu wären sie auch bereit, auf Ablöse weitgehend zu verzichten. Das Problem: Einen derart gut dotierten Vertrag wie in Dortmund (rund acht Millionen Euro im Jahr) wird Schulz anderswo nicht erhalten. Er müsste bereit sein, auf viel Geld zu verzichten – und macht bislang nicht den Anschein.

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Gladbachs Bensebaini als Alternative beim BVB

Den 17-jährigen Tom Rothe will der BVB in jedem Fall halten und weiter ans Niveau der ersten Mannschaft heranführen. Man traut dem lernwilligen und körperlich schon sehr robusten Talent zu, den Profis zu helfen, trotzdem schauen sich die Verantwortlichen nach weiteren Alternativen um.

Ramy Bensebaini wäre eine, der 27-Jährige verdient sein Geld derzeit bei Borussia Mönchengladbach und hat dort schon unter Marco Rose trainiert, als dieser noch am Niederrhein arbeitete. Sein Vertrag gilt bis 2023, die Dortmunder müssten eine Ablösesumme von rund 15 Millionen Euro zahlen. Es gebe kein konkretes Dortmunder Angebot, bemerkte Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus kürzlich. Allerdings wecke Bensebaini Begehrlichkeiten. „Er kann sehr viele Positionen spielen.“

Viel deutet darauf hin, dass sich der BVB auf der linken Seite verändern wird. Es bleibt eine themenreiche Zeit – auch für den kommenden Sportdirektor Sebastian Kehl.