Stuttgart. Mit dem 2:0-Sieg beim VfB Stuttgart zeigte der BVB die richtige Reaktion auf das 1:4 gegen Leipzig. Dennoch waren die Dortmunder selbstkritisch.
Julian Brandt machte einen bedauernswerten Eindruck, was allerdings vornehmlich am sinnflutartigen Regen lag, der über dem Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstadt niederprasselte. Da verschaffte auch die dicke schwarze Jacke, in die Brandt eingepackt war, nicht wirklich Abhilfe, und so wurde der 25-Jährige gehörig durchnässt, als er beim TV-Sender Dazn Rede und Antwort stand.
Dass Brandt wortwörtlich im Regen stand, hatte aber einen erfreulichen Grund: Er hatte Borussia Dortmund mit seinem Doppelpack zum 2:0 (1:0)-Sieg beim VfB Stuttgart geschossen und so wesentlich dafür gesorgt, dass das Krisengeheule nach dem 1:4-Debakel gegen RB Leipzig am Wochenende zuvor nun merklich gedämpft war. Es war also einer der besseren Freitagabende im Leben des Julian Brandt, oder?
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"Vom Wetter her nicht, vom Spiel her schon", antwortete der BVB-Profi. "Das war okay heute." Dabei war die Hauptrolle für ihn eigentlich gar nicht vorgesehen, Brandt saß zunächst auf der Bank. Weil sich aber Giovanni Reyna nach nicht einmal einer Minute erneut am Oberschenkel verletzte, musste Brandt recht plötzlich aufs Feld. "Das ist natürlich nicht so einfach", sagte er später. "Man versucht sich ein bisschen warmzumachen, aber die Geduld bei den Spielern auf dem Spielfeld ist relativ knapp. Du versuchst also schnell zu machen, schnell ins Spiel reinzukommen - und ich habe dann zum Glück relativ schnell mein Tor gemacht."
Julian Brandt stellt einen Rekord auf
So schnell, dass es für einen Rekord reichte: Nie zuvor in der Geschichte der Bundesliga hatte ein Einwechselspieler schon in der 12. Minute getroffen, was Brandt allerdings ziemlich egal war. Wichtiger war, dass er überhaupt getroffen hatte, sich dieses Erfolgserlebnis erarbeitet hatte nach nicht ganz einfachen Wochen - und dass die Mannschaft gewonnen hatte. "Ich versuche immer, das Optimum herauszuholen", sagte er. "Ich hatte letztes Jahr eine schwierige Saison, die ich möglichst schnell vergessen will - da helfen zwei Tore natürlich."
Allerdings verschwieg der Nationalspieler auch nicht, dass keineswegs alles rund gelaufen war beim BVB: "Wir haben in der zweiten Halbzeit ein paar dicke Dinger zugelassen", meinte er. "Da haben wir Glück, dass wir keinen kassiert haben." Ähnlich klang es auch bei den anderen Dortmundern: "Sie haben zu viel vom Spiel und zu viele Chancen gehabt, sie hätten das eine oder andere Tor machen können", haderte etwa BVB-Torhüter Gregor Kobel nach seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. "Da müssen wir etwas besser aufpassen, da war auch Glück dabei, da müssen wir souveräner sein - aber am Ende zählt der SIeg."
Das sind die Ziele von BVB-Trainer Marco Rose
Und deswegen war auch BVB-Trainer Marco Rose recht zufrieden. "Wir haben gewonnen, wir haben den Kampf, das Wetter, die Atmosphäre angenommen", begründete er. "Wir hatten sehr viel Kontrolle." Aber auch er merkte an: "Wir haben ein paar große Chancen zugelassen."
Daran gilt es in den kommenden Wochen zu arbeiten. Denn obwohl die Abstände nach oben und nach unten groß sind, will man beim BVB die Saison nicht einfach austrudeln lassen: "Wir wollen noch das Maximale rausholen", meint Rose. Wir wollen möglichst schnell die Qualifikation zur Champions League fix machen. Und dann wollen wir im Spiel bei Bayern München zeigen, dass wir in der Lage sind, ihnen die Stirn zu bieten. Es warten schon noch ein paar Aufgaben auf uns." Dann allerdings sollte es mit dem Verteidigen noch ein bisschen besser klappen.