Dortmund/Sinsheim. Kevin Vogt hat beim VfL Bochum den Sprung zu den Profis geschafft. Am Samstag trifft er mit der TSG Hoffenheim auf den BVB. Ein Interview.
Kevin Vogt meldet sich am Telefon. Kurz ärgert sich der Abwehrspieler der TSG Hoffenheim noch über das Aus im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg einen Tag zuvor, das man nun jedoch abhaken müsse, denn schon diesen Samstag empfängt der Tabellenvierte den Tabellenzweiten BVB (15.30 Uhr/Sky und live in unserem Ticker).
Nicht weit entfernt von Dortmund ist Vogt aufgewachsen, in Witten wurde er geboren, in Bochum lernte er das Fußballspielen. Beim VfL Bochum schaffte er den Sprung zu den Profis, über Augsburg und Köln landete er schließlich in Hoffenheim. Zeit für ein Gespräch.
Herr Vogt, Sie sind nicht in den Sozialen Medien zu finden. Warum?
Kevin Vogt: Ich sehe für mich keinen Mehrwert. Ich habe zu Hause mit zwei Hunden und dem baldigen Nachwuchs genug zu tun, deswegen bin ich dort gar nicht vertreten.
Was nicht auf viele Profis zutrifft. Ist das manchmal komisch in der Kabine?
Kevin Vogt: Für mich ist es eher spannend, ab und an bei den Jungs auf das Handy zu gucken. Dann erfahre ich, was es Neues gibt.
Sie sehen so auch nicht, wie sich der BVB in den Sozialen Medien auf das Topspiel einstimmt. Wie gehen Sie in die Partie des Zweiten gegen den Vierten?
Kevin Vogt: Grundsätzlich finde ich es schön, dass die 90 Minuten als ein Topspiel eingeordnet werden. Das bestätigt unsere positive Entwicklung. Dortmund gehört ohnehin da oben hin.
Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Kevin Vogt: Der BVB gehört zu den stärksten Mannschaften der Liga, doch wir wissen, dass es auch Möglichkeiten geben wird, unsere Qualitäten zu zeigen. Ich persönlich mag Spiele gegen Gegner, die aktiv Fußball spielen wollen. Daraus haben sich in der Vergangenheit immer sportlich spannende und richtig gute Spiele entwickelt.
Wie wollen Sie in der Abwehr Dortmunds Erling Haaland stoppen?
Kevin Vogt: Es ist allen klar, dass am Wochenende einer der besten Stürmer kommt. Es kommt auf das Kollektiv an. Im vergangenen Spiel haben wir das lange gut gemacht, bis er leider in der 93. Minute zum 3:2 getroffen hat.
Kevin Vogt über die TSG Hoffenheim: "Hier passt alles für mich"
Sie persönlich haben bei der TSG bis zum Jahr 2025 verlängert. Warum?
Kevin Vogt: Es ist für mich nicht nur die erfolgreichste Station in meiner Karriere – hier passt alles für mich, sowohl aus sportlicher als auch aus familiärer Sicht. Unser Bauchgefühl hat uns einfach gesagt, dass es eine sehr runde Geschichte hier ist. Ich kann mich mit dem Weg der TSG zu 100 Prozent identifizieren.
Sie sind nun 30. Was soll noch kommen?
Kevin Vogt: Ich bin jetzt schon sechs Jahre hier. Als mir das bewusst wurde, habe ich mich kurz geschüttelt. Dies ist in der heutigen Zeit nicht mehr üblich. Ich finde, dass ich mich mit 30 noch in einem sehr guten Alter befinde. Ich möchte den jungen Spielern helfen, ihren Weg zu gehen. Das gehört mit zu meinen Aufgaben.
Wie stehen Sie zu der Kritik, dass die TSG Hoffenheim kein Traditionsklub sei?
Kevin Vogt: Damit beschäftige ich mich genauso wenig wie mit Social Media. Jeder Verein muss irgendwann anfangen und eine Tradition aufbauen. Dass Dortmund weiter voraus ist, ist klar. Aber Hoffenheim gehört mittlerweile zu den Top-Adressen in Deutschland und steht für eine exzellente Nachwuchsarbeit. Vielleicht schmeckt das dem ein oder anderen nicht, aber das ist überhaupt nicht mein Thema.
Sie haben einmal gesagt, der Titel Ihrer Biografie wäre: Die Geschichten glaubt ihr mir eh nicht. Uns können Sie diese Geschichten jetzt gerne erzählen.
Kevin Vogt: Die Antwort passt immer noch. Ich bin mir sogar sicher, dass die Biografien von vielen Fußballern diesen Titel tragen könnten. Wenn man länger dabei ist, erlebt man so viele Geschichten, die gar nicht an die Öffentlichkeit gelangen, aber einen großen Charme haben. Ehrlicherweise dürften diese natürlich aber auch nicht in einem Buch auftauchen.
Kevin Vogt: "Ich glaube schon, dass man mit uns Ruhrpottlern gut umgehen kann"
Was würde in Ihrer Biografie über das Ruhrgebiet stehen?
Kevin Vogt: Ich fühle mich dort zu Hause, ich bin dort geboren, aufgewachsen. Kommen Sie aus dem Ruhrgebiet?
Ja, ich lebe in Dortmund.
Kevin Vogt: Dann wissen Sie, dass die Leute einfache, umgängliche Leute sind, mit denen vielleicht nicht jeder auf Anhieb klarkommt. Im Ruhrgebiet eckt man mal an, sagt einem die Meinung ins Gesicht. Aber wenn man uns länger kennt, glaube ich schon, dass man mit uns Ruhrpottlern gut umgehen kann. Und wenn mir einer etwas Kritisches zu ruft, nehme ich das mit nach Hause und denke darüber nach.
Erheben Sie in der Kabine auch das Wort?
Kevin Vogt: Ja, denn ich halte das für sehr wichtig, das zeichnet eine gute Mannschaft aus. Bei uns gibt es mehrere Spieler, die das tun. Hier nimmt sich keiner zu wichtig, wir kommen über das Kollektiv. Es wird nun spannend zu sehen sein, wie wir uns weiterentwickeln.
Kevin Vogt: "Ich finde den VfL Bochum super"
Ihre Profi-Karriere hat beim VfL Bochum begonnen. Was denken Sie über den Aufsteiger?
Kevin Vogt: Ich finde den Klub super, ich habe eine besondere Beziehung zu dem Verein. Wir haben leider das Hinspiel verloren, das war ein Nackenschlag. Bei dem Spiel saßen die Familie und Freunde auf der Tribüne. Ich habe anschließend den ein oder anderen Spruch kassiert.
Zittern Sie mit dem VfL mit?
Kevin Vogt: Ich finde, dass sie es für ihre Möglichkeiten echt gut machen. Und ich glaube, dass wir sie nächstes Jahr weiterhin in der Ersten Liga sehen. Ich würde mich darüber freuen. Im Rückspiel möchte ich natürlich trotzdem drei Punkte holen. Allein schon, damit ich mir keine Sprüche anhören muss.
Sie können sie zwar nicht sehen, aber welche Bilder werden von der TSG Hoffenheim nach dem Spiel am Samstag in den Sozialen Medien verbreitet?
Kevin Vogt: Ich hoffe jubelnde Bilder.