Dortmund. Der personell gebeutelte BVB spielt gegen Köln nicht gut, aber effizient und gewinnt 2:0. Gegen Ajax erwartet Sportdirektor Zorc eine Steigerung.

Steffen Tigges strahlte immer noch über das ganze Gesicht, als er eine ganze Weile nach Abpfiff durch die Katakomben des Dortmunder Stadions lief. Kein Wunder, der Stürmer von Borussia Dortmund hatte gegen den 1. FC Köln seinen ersten Bundesligatreffer erzielt (63.), einen Eckball von Julian Brandt zum zweiten BVB-Tor des Tages eingeköpft – und das ausgerechnet vor der stimmungsvollen Südtribüne des mit 66.709 Zuschauern gut gefüllten Stadions.

Vor allem aber hatte Tigges nach dem Auftakttreffer von Thorgan Hazard (40.) die Entscheidung besorgt in einer Phase, in der dem BVB das Spiel zu entgleiten drohte. „Das ist ein Riesengefühl“, freute sich der 23-Jährige. 2:0 (1:0) hieß es am Ende aus Dortmunder Sicht – ein Ergebnis, das sich aus dem Spiel nicht zwingend herleiten ließ.

Köln lag beim BVB in vielen Statistiken vorne

Die mutig auftretenden Kölner hatten mehr Ballbesitz gehabt (55:45), sie hatten deutlich mehr Torschüsse (21:8), sie hatten insgesamt mit dem Ball den besseren Eindruck gemacht. In der entscheidenden Statistik aber, bei den Toren, lag der BVB vorne. Auch dank Tigges.

Komm in meine Arme: Torschütze Steffen Tigges (re.) und Vorlagengeber Julian Brandt freuen sich über den Treffer zum 2:0.
Komm in meine Arme: Torschütze Steffen Tigges (re.) und Vorlagengeber Julian Brandt freuen sich über den Treffer zum 2:0. © firo Sportphoto | Ralf Ibing

Der Kapitän der schwarz-gelben U23 stand durchaus sinnbildlich für dieses Spiel, denn er war ja nur dabei, weil immer noch Personalnotstand in Dortmund herrscht. Neun Spieler fehlten verletzt oder angeschlagen, darunter Torjäger Erling Haaland, der noch wochenlang ausfallen wird. Donyell Malen war durch einen Magen-Darm-Infekt geschwächt, Youssoufa Moukoko ist gerade erst aus einer langen Verletzungspause zurück – ähnlich wie Hazard, der beim Anpfiff im Sturmzentrum auflief, dem aber schon früh die Kräfte schwanden.

BVB hält mit – dank schmuckloser Siege

Der BVB schleppt sich mit letzter Kraft durch die intensiven Englischen Wochen, aber er macht das erfolgreich, weil die Ersatzleute wie Tigges ihre Aufgabe bislang erledigen. Im Pokal steht Dortmund im Achtelfinale, in der Liga auf Platz zwei, nur einen Punkt hinter dem FC Bayern – auch dank schmuckloser Siege wie gegen Köln.

Sportdirektor Michael Zorc wollte am Sonntag gar nicht mehr groß zurückblicken: „Wir haben bestimmt schon bessere Spiele gemacht als gestern, aber waren sehr effizient“, sagte er am Tag nach dem Sieg. „Das zählt unterm Strich, gerade bei unserer komplizierten Personalsituation.“

BVB-Sportdirektor Zorc erwartet eine Steigerung

Als Alibi aber wollte Zorc die vielen verletzten und angeschlagenen Profis nicht gelten lassen: „Wir können auch in dieser Personalsituation besser spielen“, meinte er. Denn dass Köln „mit Ball die bessere Mannschaft“ war, wie BVB-Trainer Marco Rose im Nachgang der Partie einräumte, dass man großes Glück brauchte, um trotz vieler FC-Chancen ohne Gegentor zu bleiben – das kann nicht der Dortmunder Anspruch sein.

Natürlich, Köln war der erwartet schwere Gegner, konsequent im Pressing und mit geradlinigem, schnellen Spiel nach vorne. Die Dortmunder dagegen taten sich gerade im Zentrum schwer, wo Axel Witsel mangels Tempo die Räume nicht schließen konnte, wo Jude Bellingham nicht seinen besten Tag erwischte und wo Julian Brandt seine zwei Torbeteiligungen durch viele Fehlpässe konterkarierte.

Wiedergutmachung gegen Ajax

„Es war wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben“, sagte Zorc. „Aber wir wissen auch, dass es gegen Ajax einer Steigerung bedarf.“ Am Mittwoch (21 Uhr/DAZN) nämlich ist der niederländische Meister in der Champions League zu Gast in Dortmund. Jene Mannschaft, gegen die es vor knapp zwei Wochen eine verheerende 0:4-Niederlage gab. Personelle Entlastung erwarten die Verantwortlichen nicht, der BVB muss sich mit den vorhandenen Bordmitteln steigern.

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Trainer Rose erwartet vor allem ein konsequenteres Zweikampfverhalten, gegen die Pressingmaschine Ajax müssen zudem die Fehler im Ballbesitz reduziert werden. Die Spieler wissen, dass sie in der Pflicht stehen: „Wir müssen Wiedergutmachung betreiben“, sagt Tigges – der dabei nur zu gerne mit seinem nächsten Tor helfen würde.