Dortmund. In Marco Rose könnte der BVB einen ähnlichen Trainertypen wie Jürgen Klopp gefunden haben. Er muss die großen Leistungsschwankungen abstellen.

Man kann feststellen, dass Marco Rose in seinen ersten Wochen bei Borussia Dortmund häufig den richtigen Ton trifft. Wenn er sagt: „Ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam eine gute Geschichte schreiben.“ Oder wenn er erklärt: „Nach Dortmund passt Arbeiter-Fußball, also viel laufen, Bälle gewinnen und das Stadion hinter sich bringen.“

Der 44-Jährige nährt dadurch die Hoffnung der Verantwortlichen, nach Jürgen Klopp endlich einen Trainer gefunden zu haben, der mit seinen Worten und mit seinem Fußball die Herzen der Fans erwärmt. Dies gelingt natürlich nicht alleine durch Interviews. Rose muss dafür die Schwachstellen beheben, die dafür sorgten, dass die vergangene Spielzeit lange hin und her schwankte.

Es fehlt an Lösungen im Ballbesitz

Erst am Ende robbte sich die Borussia in die Champions League und triumphierte sogar im DFB-Pokal. Schon lange fehlt es der Elf an Lösungen bei eigenem Ballbesitz; gleichzeitig klaffen im Zentrum schon mal Löcher, wenn der Gegner unter Druck gesetzt werden soll. Hinzu kommen Leistungsschwankungen.

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Individuell verfügt der Verein über den zweitbesten Kader in Deutschland. Wenn allerdings das Kunststück gelingen soll, vor Serienmeister FC Bayern zu landen, muss der Dortmunder Fußball verfeinert werden. Ausgerechnet in diesem Schwebezustand erlebte der neue Trainer eine komplizierte Vorbereitung. Denn erstens sind viele Nationalspieler erst kurz vor dem Saisonbeginn zurückgekehrt, ihr Urlaub hat sich aufgrund der Europameisterschaft verschoben.

Corona-Fälle sorgten für Unruhe

Zweitens wurde der Transfer von Donyell Malen, der das große Loch, das Jadon Sancho durch seinen Abgang hinterlassen hat, zuschütten soll, erst Ende Juli finalisiert. Drittens plagen den BVB Verletzungssorgen in der Defensive. Und viertens rüttelten die Corona-Erkrankungen von Thomas Meunier und Julian Brandt den Klub durch.

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Marco Rose marschierte trotzdem mit einer demonstrativen Gelassenheit durch seine Anfangszeit. Er betonte, dass er sich diese Herausforderung bewusst gesucht habe. Und dass er über die holprige Vorbereitung nicht jammern wolle. Für den gebürtigen Leipziger bedeutet die Station in Dortmund ja selbst eine riesige Gelegenheit, erstmals darf er seine Ideen bei einem Topklub verwirklichen.

Edin Terzic ist ein Gewinner im Klub

Zuvor arbeitete Rose bei Red Bull Salzburg, dann zwei Jahre bei Borussia Mönchengladbach. Ehe ihn die westfälische Borussia lockte und an Gladbach die festgeschriebene Ablösesumme von fünf Millionen Euro zahlte. Nachdem die Entscheidung im Februar 2021 öffentlich kommuniziert wurde, strauchelte Rose jedoch in Mönchengladbach. Damals wirkte er angekratzt, reagierte auf kritische Nachfragen pampig. Während sich Trainer Edin Terzic durch den Pokalsieg zu einem der Gewinner beim BVB entwickelte. Terzic arbeitet jetzt auf der neu geschaffenen Position des Technischen Direktors.

Doch man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass sein Name fallen wird, wenn Rose eine Krise erlebt. Damit es dazu erst gar nicht kommt, vermittelte der neue Coach gemeinsam mit seinen Co-Trainern Alexander Zickler und René Maric in der Vorbereitung den Spielern akribisch die geplanten Systeme. Häufig unterbrach Marco Rose Spielformen, korrigierte Laufwege, manchmal schleppte er eine große Taktiktafel auf den Rasen.

Die BVB-Profis sollen mehrere Systeme beherrschen

„Wir wollen die Dreier- und Viererkette beherrschen“, erklärte er bei seinem Start in Dortmund. Auch eine Raute mit zwei Stürmern sei eine Option, ebenso das am Saisonende von Edin Terzic praktizierte 4-3-3 mit zwei Achtern und zwei Außenstürmern. „Wir haben in der vergangenen Saison zu viele Gegentore bekommen. Das werden wir angehen. Wir wollen die Defensive stabilisieren, ohne dabei das Spiel zu vernachlässigen“, meinte Rose.

Für ihn wird es darum gehen, die Euphorie durch das besondere Ende der vergangenen Spielzeit zu erhalten. Wenn er alles aus dem Kader herausquetscht, kann es gelingen, die Bayern zu ärgern. Aber es wird auch spannend sein, ob er noch den richtigen Ton trifft, wenn er Rückschläge erlebt