Essen. Der BVB und andere Klubs wollen künftig vor allem Geimpfte und Genesene ins Stadion lassen. Das ist eine gute Entscheidung. Ein Kommentar.
Es ist eine Gratwanderung, die Fußballbosse wie Hans-Joachim Watzke derzeit hinlegen müssen. Die Corona-Krise lässt die Einnahmen dahinschmelzen und verlangt einen krachenden Sparkurs. Andererseits muss ein Klub wie Borussia Dortmund konkurrenzfähig bleiben, um das eigene Geschäftsmodell zu erhalten. Nur wer regelmäßig in der Champions League spielt und dort mehr ist als ein Prügelknabe, kann auf Dauer hochtalentierte Spieler und zahlungskräftige Sponsoren anlocken. Man muss also sparen, aber mit Augenmaß – und hoffen, dass die Einnahmen bald wieder sprudeln.
Und damit sind wir bei Teil zwei der Gratwanderung. Fußballklubs brauchen wie sämtliche Sportvereine und Kulturbetriebe dringend die Rückkehr der Zuschauer. Denn ansonsten ist das Geschäftsmodell massiv bedroht. Bei vielen Profiklubs die in der Vergangenheit weniger solide gewirtschaftet haben, dürften die Lichter ausgehen, wenn nicht bald wieder die Zuschauereinnahmen fließen.
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Die Klubs müssen Druck machen – aber nicht zu viel
Das allerdings liegt in der Hand der Politik. Die Klubs müssen also einerseits Druck machen, dass die Politik die Bestimmungen lockert. Andererseits dürfen vor allem die Fußballbosse nicht zu forsch auftreten, weil der Eindruck von Demut nicht komplett konterkariert werden soll – es gibt in der Gesellschaft schon genug Unmut über vermeintliche oder tatsächliche Privilegien des Fußballs.
Watzke und seine Kollegen haben dabei nicht immer den richtigen Ton getroffen, waren hier und da zu forsch. Dass der BVB und andere Klubs jetzt aber das Thema Impfen forcieren, ist genau richtig. Wer sein Stadion nur mit Geimpften und Genesenen füllt, macht nicht nur den Besuch eines Fußballstadions sicherer. Er setzt auch einen Anreiz in einer Zeit, in der die Impfquote viel zu langsam steigt oder gar stagniert. Und das ist zumindest ein kleiner Dienst an der Gesellschaft.