Mainz. Dank eines beeindruckenden Laufs erreicht der BVB die Champions-League-Qualifikation. Marco Reus feierte mit seinem Team eine perfekte Woche.

Marco Reus schrie und fuchtelte mit den Armen: Der Kapitän von Borussia Dortmund winkte sie alle heran, Mitspieler, Trainer, Betreuer und selbst den Busfahrer. Die schwarz-gelbe-Reisegruppe bildete einen Kreis und dann feierten sie hüpfend und grölend eine perfekte Woche: Durch den 3:0 (2:0)-Sieg beim FSV Mainz 05 hatten sie vorzeitig den Einzug in die Champions League geschafft – nachdem sie am Donnerstag schon den DFB-Pokal geholt hatten.

„Wir freuen uns sehr, lange sah es ja unmöglich aus, dass wir das schaffen“, sagte der mehr erleichtert als glücklich wirkende Reus wenig später. „Aber wenn man dran glaubt, kann man im Leben viel erreichen.“ Und das nach einer so wechselhaften Saison. Im Dezember hatte Trainer Lucien Favre gehen müssen und Edin Terzic übernommen. Vor sechs Wochen erst schien dann die Champions-League-Qualifikation endgültig verspielt nach einem 1:2 gegen Eintracht Frankfurt und sieben Punkten Rückstand bei noch sieben Spielen. Es folgte ein beeindruckender Lauf der Dortmunder und ein Einbruch der Frankfurter, die zu allem Überfluss am Samstag 3:4 beim FC Schalke 04 verloren hatten.

Mainz verabschiedet Bald-Schalker Latza

Auch Terzic bemühte nach dem Spiel die Kraft der positiven Gedanken als Erklärung für den Aufschwung: Man habe der Mannschaft gezeigt, dass Bayer Leverkusen mal aus ähnlich aussichtsloser Lage die Champions League noch erreichte. „Wir wollten den Glauben wecken“, sagte Terzic. Das gelang.

Marco Reus (vorne, rechts) jubelt mit seinen BVB-Kollegen.
Marco Reus (vorne, rechts) jubelt mit seinen BVB-Kollegen. © DPA

Und so konnten die Dortmunder tatsächlich in Mainz feiern – und waren damit nicht allein. Auch bei den Rheinhessen ging es emotional zu, weil nach Abpfiff der langjährige Kapitän Danny Latza in Richtung Schalke verabschiedet wurde. Und weil schon vor Anpfiff der Klassenerhalt gesichert war, denn die Konkurrenz im Abstiegskampf hatte am Samstag gepatzt.

Und so hatten die Spieler am Abend im Hotel etwas zu feiern gehabt und dabei „nicht nur Apfelschorle getrunken“, wie Trainer Bo Svensson nach Abpfiff verriet. Bei der ganzen Feierei war den Mainzern allerdings irgendwann die gewohnte Spannung abhanden gekommen, so zumindest wirkte ihr Auftritt in der ersten Halbzeit.

BVB überwindet Pokalfeier deutlich besser

Oder, wollte man es positiver formulieren: Der BVB hatte seine Pokalfeier deutlich besser überwunden, drückte die Gastgeber früh in deren Hälfte, ließ keinen geordneten Spielaufbau zu, eroberte viele Bälle – und machte bald auch seine Tore. Jude Bellingham verfehlte das Ziel noch knapp (17.), Raphael Guerreiro machte es wenig später besser: Nach Jadon Sanchos Vorarbeit traf er von der Strafraumgrenze (23.).

Der BVB hatte die Partie komplett im Griff und erhöhte bald: Wieder war es Sancho, der über die linke Seite in den Strafraum eindrang und genau den richtigen Moment des Passes abwartete. Reus musste in der Mitte nur noch einschieben (42.). Und auf der Tribüne durfte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke so langsam angefangen, die Champions-League-Millionen zu verplanen.

Im zweiten Durchgang dürfte der notorisch pessimistische BVB-Boss dann allerdings noch einmal nervös geworden sein. Nachdem wegen eines Gewitterregens eine Viertelstunde später wiederangepfiffen wurde, schienen die Mainzer endlich ihr gewohntes Spiel gefunden zu haben. Sie drängten, sie drückten, sie kamen immer wieder nach vorne – sie waren aber zu harmlos im Abschluss. Am gefährlichsten war noch Latzas Schuss aus dem Gewühl, den Roman Bürki aber mit einem Blitzreflex über die Latte wischte (64.).

Brandt veredelt den BVB-Sieg

Danach konnte der BVB die Partie wieder auf seine Seite zwingen, konnte noch einen Konter fahren, den Julian Brandt zum 3:0 veredelte (80.). Dass auch Mainz noch einmal traf, dass Robin Quaison einen nach VAR-Eingriff verhängten und durch Thorgan Hazard verschuldeten Elfmeter zum 1:3 nutzte (90.), fiel nicht mehr ins Gewicht.

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Dafür fielen so einige Lasten ab, auch von Trainer Terzic. „Wir wussten, dass es schwer wird, uns zu fokussieren nach dem Pokalsieg und der emotionalen Nacht in Berlin, nach der wir direkt nach Mainz gefahren sind, ohne mit unseren Fans feiern zu können“, sagte Terzic. Umso größer war der Respekt, den er seinen Spielern zollte: „Es war ein grandioser Schlussspurt, wir haben alle unsere Ziele noch erreicht“, schwärmte Terzic. „Ich bin sehr glücklich über den Abschluss der Saison.“

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So haben sie gespielt

FSV Mainz 05 - Borussia Dortmund 1:3 (0:2)

Mainz: Dahmen - St. Juste, Alexander Hack, Niakhate - da Costa (46. Fernandes), Barreiro, Brosinski - Latza (84. Kohr), Boetius (72. Stöger) - Glatzel (46. Quaison), Onisiwo (72. Szalai). - Trainer: Svensson

Dortmund: Bürki - Meunier, Akanji, Hummels, Guerreiro (84. Schulz) - Dahoud - Reyna (76. Brandt), Bellingham (87. Delaney), Reus (84. Hazard), Sancho (84. Reinier) - Haaland. - Trainer: Terzic

Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)

Tore: 0:1 Guerreiro (23.), 0:2 Reus (42.), 0:3 Brandt (80.), 1:3 Quaison (90.+1 Elfmeter)

Zuschauer: keine

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Mainz 05 - BVB 0:1