Dortmund/Manchester. BVB tritt in der Champions League bei Manchester City an. Die Stimmung ist angespannt. Die Borussia läuft Gefahr, ihr Saisonziel zu verpassen.
Draußen, vor der Dortmunder Flughafen-Halle, wehten am Montag vereinzelte Schneeflocken vom grauen Himmel, während Marco Reus als einer der Ersten zur Sicherheitskontrolle hastete. Emre Can folgte wie die übrigen Profis von Borussia Dortmund im schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte, die Maske schützend vor die Nase gespannt. Kaum ein Fan wartete, nur wenige Journalisten fotografierten.
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Früher, vor der Corona-Krise, war schon mal mehr Lametta, wenn der BVB sich aufmachte, um auf der großen Bühne Champions League zu bestehen. Diesmal aber setzte eigentlich nur der blaue Rucksack von Erling Haaland einen Farbtupfer, als dieser in Richtung des Flugzeugs stampfte, das die Mannschaft am Montag nach England brachte. An diesem Dienstag (21 Uhr/DAZN) misst sich die Borussia auf der britischen Insel im Champions-League-Viertelfinale mit Manchester City – und es stellt sich die Frage, ob es vielleicht das letzte Europapokal-Auswärtsspiel von Haaland im schwarz-gelben Trikot sein wird.
Der BVB-Glaube an die Qualifikation schwindet
Denn die Tristesse am Flughafen spiegelte durchaus die Gemütslage des Klubs wider, der zwar vor einem Höhepunkt steht, aber gleichzeitig weiß, dass diese Flugreise die vorerst letzte in der Königsklasse sein könnte. Gegen den Tabellenführer der englischen Premier League gilt der BVB als krasser Außenseiter, ein Weiterkommen bezeichnete Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Interview mit DAZN als „Weltsensation“. Zusätzlich bereitet die 1:2-Niederlage am vergangenen Samstag gegen den Bundesligavierten Eintracht Frankfurt Kopfschmerzen. In der Tabelle beträgt der Rückstand auf die Hessen nun sieben Punkte. Bei nur noch sieben Spielen in der Saison schwindet der Glaube an die wichtige Champions-League-Qualifikation.
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„Solange es noch möglich ist, werden wir natürlich alles versuchen. Aber die Leistungen, die wir aktuell bringen, geben einem nicht das Gefühl, dass wir jedes Spiel bis zum Saisonende gewinnen“, räumte Sportdirektor Michael Zorc ein und schimpfte: „Die Leistung der meisten unserer Spieler hinkt den eigenen Ansprüchen und unseren Ansprüchen hinterher. Es wird zu wenig geleistet.“
Worte, die erst mal sacken müssen. Lange haben sich die BVB-Chefs vor ihre Profis bugsiert, sie in Schutz genommen, jetzt kritisieren sie die Mannschaft selbst. „Wir sind nicht da, wo wir hinwollen, und wir haben nicht die Ergebnisse, die wir uns erhofft haben“, erklärte Zorc.
Mitten in der Corona-Krise, die bereits viele finanzielle Einbußen verursacht hat, werden die Dortmunder in der kommenden Spielzeit vermutlich auf eine der wichtigsten Einnahmequellen verzichten müssen. Zudem wird ihnen die große Bühne fehlen, um Fußballer anzulocken oder an sich zu binden. „Nicht die Champions League zu erreichen, wäre sportlich und finanziell eine Katastrophe“, sagte Verteidiger Mats Hummels. „Es kann sein, dass man einen nicht kaufen kann, den man haben will, und einen verkaufen muss, den man halten will.“
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Etwa Erling Haaland, der sich natürlich im wichtigsten europäischen Klubwettbewerb präsentieren und mit seinem blauen Rucksack nicht für Spiele der Europa League reisen möchte. Mit zehn Toren führt der Angreifer die Torschützenliste der Königsklasse an. Der Norweger gilt als Versprechen an den Weltfußball. Die spanischen Topklubs Real Madrid und FC Barcelona buhlen um ihn. Die Dortmunder wollen ihn trotzdem unbedingt halten. „Es gibt da keinen Alternativplan“, verkündete Hans-Joachim Watzke bei DAZN. „Wir werden das mit Erling, seinem Vater und seinem Berater Mino Raiola in Ruhe besprechen. Wir wollen ja auch, dass er gerne bei uns bleibt, dass er mit Überzeugung nächstes Jahr für den BVB Tore schießt.“
Aufgepasst BVB: Berater Raiola kennt genügend Tricks
2022 verfügt Haaland über eine Ausstiegsklausel in Höhe von 75 Millionen Euro in seinem Vertrag, in diesem Sommer aber müsste ein Interessent mindestens das Doppelte bezahlen. Sollte dazu ein Verein bereit sein, dürfte es den Verantwortlichen der Schwarz-Gelben schwerfallen, trotz des Wechselverbots nicht schwach zu werden. Außerdem kennt Haalands Berater Raiola genügend Tricks, um einen seiner Fußballer freizupressen. Schon vor dem Frankfurt-Spiel sorgte Raiola mit einem Flug nach Barcelona und Madrid für Unruhe, über diese Reise wussten die Borussia-Bosse aber Bescheid. „Raiola kann fliegen, wohin er will. Wir können das nicht verbieten, warum sollten wir auch? Das hat keinen Einfluss auf unsere Leistungen“, meinte Zorc. Und: „Der Sommer und mögliche Transfers sind jetzt nicht das Thema. Es geht darum, die Saison möglichst gut abzuschließen.“
Denn noch können die Dortmunder einiges aus dieser Spielzeit herausholen. Beispielsweise in der Champions League. Aber auch im DFB-Pokal, in dem sie einen Sieg gegen Holstein Kiel vom Finale entfernt sind. Am Ende werden die Chefs jedoch die Spielzeit aufarbeiten und sich auch selbst fragen müssen, ob ihre Kaderplanung den hohen Ansprüchen genügte. „In der Situation, in der wir uns gerade befinden, müssen sich alle Beteiligten Kritik gefallen lassen und sich der Kritik stellen“, sagte Zorc.
Am Dienstag können die BVB-Spieler dafür sorgen, dass diese milder ausfällt.