Dortmund. Beim BVB haben beim 3:1 gegen den FC Augsburg Einsatz und Ergebnis gestimmt. Dienstag wartet im DFB-Pokal gegen Paderborn eine Pflichtaufgabe.

Michael Zorc stöhnt in gespielter Verzweiflung auf, als das Gespräch auf das Thema Elfmeter kommt. Strafstöße bereiten Borussia Dortmund derzeit wenig Freude, die jüngsten drei Versuche wurden vergeben – einer davon am Samstag gegen den FC Augsburg, was Trainer Edin Terzic in deutlichen Worten kommentierte: „Davon haben wir jetzt erstmal die Schnauze voll.“

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Sportdirektor Zorc ist am Tag darauf zurückhaltender in seinen Worten: „Für Elfmeter gibt es keine Formel“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Dabei ist Zorc Spezialist in dieser Disziplin, im Laufe seiner Profikarriere schoss er 62 Elfmeter und brachte 53 davon im Tor unter. Trotzdem wird der 58-Jährige demnächst natürlich nicht selbst antreten. „Ich bin sicher: Den nächsten werden wir reinschießen, egal, wer es tut“, sagt er schmunzelnd.

BVB: Entspannung vor Transferschluss

Zorc ist am Sonntag entspannt, aus mehreren Gründen. Das Elfmeterthema ist das einzige Ärgernis nach dem hochverdienten 3:1 (1:1)-Sieg gegen Augsburg, der eine Serie von drei sieglosen Spielen beendete. Außerdem ist einen Tag vor Schließung des Transferfensters (Montag, 18 Uhr) deutlich weniger zu tun als in vorherigen Jahren. Hätte es gegen Augsburg eine schwerwiegende Verletzung gegeben, hätte der BVB vielleicht noch kurzfristig reagieren müssen. „So bin ich der Meinung, dass wir mit dieser Mannschaft unsere Ziele erreichen können. Jetzt noch jemanden dazu zu nehmen, damit man ein besseres Gefühl hat, ergibt wenig Sinn.“ Und das gelte „erst recht vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation inmitten einer Pandemie“, erklärt Zorc und fügt noch an: „Abgänge sind auch keine geplant.“

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Durch den Sieg gegen Augsburg ist die Stimmung in Dortmund gelöst: Der Absturz in der Tabelle ist gebremst, das Saisonziel Champions-League-Qualifikation bleibt in Reichweite. Und: Die Mannschaft hat mal wieder weitestgehend überzeugt, Herangehensweise und Engagement stimmten. Rückschläge führten diesmal nicht zu hängenden Köpfen und zitternden Knien. Weder das 0:1 durch André Hahn (10.) durch die einzige ernsthafte FCAChance, als die BVB-Abwehr Spalier stand. Noch der Elfmeter, den Erling Haaland an die Latte donnerte (23.). „Die Mannschaft hat eine sehr gute Reaktion gezeigt, hat das Tempo hochgehalten und trotzdem ruhig gespielt“, lobt Zorc. „Das war über 90 Minuten gut.“

14:5 Torschüsse, davon 11:3 innerhalb des Strafraums. 10:1 Ecken. 64 Prozent Ballbesitz, 57 Prozent gewonnene Zweikämpfe – die Zahlen untermauerten die Dortmunder Dominanz. Der BVB jagte Augsburg die Bälle früh ab, er kombinierte meist sicher, er erspielte sich Chancen – und traf dann auch. Thomas Delaney wuchtete einen Freistoß per Kopf ins Tor (26.), Jadon Sancho schob nach feiner Vorarbeit von Raphael Guerreiro freistehend ein (63.) und Haaland erzwang mit scharfer Hereingabe nach einem Konter ein Eigentor von Felix Udoukhai (75.).

BVB: Kein Spieler hat bessere Werte als Delaney

Delaney bekam das meiste Lob, nicht nur wegen seines Treffers, der die Wende einleitete. „Er hat ein tolles Spiel gemacht“, lobt Zorc. „Er hat schöne Pässe nach vorne gespielt und das Spiel weitergetragen. Und er hat natürlich extrem viele Zweikämpfe gewonnen und Bälle erobert. Man hatte das Gefühl, dass er überall auf dem Platz war.“ 12,07 Kilometer lief der Däne, 85 Prozent seiner Zweikämpfe gewann er – kein Spieler auf dem Platz kam auf bessere Werte.

Delaney, dessen Vertrag 2022 ausläuft, wird immer wieder als Kandidat für einen Abgang gehandelt. Die BVB-Bosse aber schätzen seine Art, seinen bedingungslosen Einsatz auf dem Platz, seine Anführerqualitäten in der Kabine. Am Samstag zeigte er, wie gut er dem BVB damit tun kann.

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Gute Haltung für das Pokalspiel Und auch am Sonntag war der 29- Jährige ein gefragter Mann. Die ARD drehte mit ihm am Trainingsgelände – der Sender überträgt das DFB-Pokalspiel gegen den Zweitligisten SC Paderborn am Dienstagabend (20.45 Uhr). Es geht also gleich weiter, deswegen ist in Dortmund keine Zeit für Euphorie. Es besteht aber auch noch kein Anlass. Der spielerisch eher limitierte Tabellendreizehnte ist kein Maßstab, das wissen sie in Dortmund. Zudem ist die eigene Mannschaft in der laufenden Spielzeit bislang arg unstet. Dem 3:1 bei RB Leipzig mit der wohl besten Halbzeit der Saison folgten drei Spiele ohne Sieg.

Man ist also vorsichtig geworden beim BVB. „Das war für mich die beste Leistung seit Leipzig, aber es wird dadurch nicht einfacher gegen Paderborn“, mahnt Trainer Terzic. „Jetzt geht es darum, das am Dienstag zu wiederholen.“ Ansonsten wäre es mit der entspannten Atmosphäre schlagartig wieder vorbei.