Dortmund/Braunschweig. Felix Passlack galt beim BVB als Top-Talent, dann gab es Rückschläge. Darüber spricht er Im Interview - und über Youssoufa Moukoko.

Er ist wieder gefragt. Nach drei Leihstationen in den vergangenen drei Jahren trägt Felix Passlack wieder das schwarz-gelbe Trikot von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund. Unter Trainer Lucien Favre spielt der 22-jährige Verteidiger eine ordentliche Rolle. Auch, weil er aus Rückschlägen der vergangenen Jahre seine Lehren gezogen hat.

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An diesem Dienstag spielt der gebürtige Bottroper in Braunschweig mit der deutschen U21-Nationalmannschaft gegen Wales um die Qualifikation für die Europameisterschaft 2021 in Slowenien und Ungarn (18.15 Uhr/ProSieben Maxx).

Herr Passlack, gibt es eigentlich Positionen, die Sie nicht spielen können? In Ihrer Karriere mussten Sie schon auf allen Außenpositionen und im Mittelfeldzentrum ran, zuletzt im Training des BVB sprangen Sie sogar im Tor ein.

Felix Passlack: (lacht) Stimmt, ich habe schon vieles gespielt. Nur zum Innenverteidiger wird es wahrscheinlich nie reichen. Da fehlt mir mit meinen 1,70 Metern einfach die nötige Größe. Aber ich arbeite dran.

Beim 1:1 im U21-Testspiel gegen Slowenien am Donnerstag waren Sie der einzige Deutsche, der 90 Minuten gespielt hat. Während aktuell viel über den engen Spielplan und die hohe Belastung gesprochen wird, wirkt es bei Ihnen, als seien Sie immer bereit.

Passlack: Es ist eine Spezialität von mir, immer Vollgas zu geben. Es ist Kopfsache, sich nicht schon morgens einzureden, müde zu sein oder schwere Beine zu haben. Man muss den eigenen Körper natürlich beobachten und notfalls auch mal schonen, aber positive Gedanken sind unglaublich wichtig.

U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz hat nach dem Slowenien-Spiel von einer Warnung zur richtigen Zeit gesprochen. Was muss gegen Wales Dienstag besser werden?

Ist nach drei Jahren ohne Nominierung wieder zurück in der U21-Nationalmannschaft: BVB-Profi Felix Passlack.
Ist nach drei Jahren ohne Nominierung wieder zurück in der U21-Nationalmannschaft: BVB-Profi Felix Passlack. © getty Images

Passlack: Gegen Wales werden wir unser Spiel verfeinern und mehr Tempo auf den Rasen bringen müssen. Wir müssen mehr Druck auf den Gegner aufbauen.

Ein Unentschieden reicht zur EM- Qualifikation. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass das gelingt?

Passlack: Sehr hoch. Wir sind der klare Favorit, haben einige tolle Spieler dabei, und wenn wir unsere individuelle und mannschaftliche Qualität auf den Platz bringen, werden wir das EM-Ticket lösen.

Nach Ihrem Debüt für die U21 im Jahr 2017 wurden Sie zwischenzeitlich drei Jahre nicht berücksichtigt. Inwieweit haben Sie damit gerechnet, überhaupt noch einmal für die U21 aufzulaufen?

Passlack: Ich muss zugeben: Es gab Zeiten, da habe ich nicht mehr damit gerechnet, noch berufen zu werden. Trotzdem habe ich immer gehofft, dass mir die Rückkehr gelingt. Gerade in der vergangenen Saison, als ich bei Fortuna Sittard in den Niederlanden regelmäßig gespielt habe, habe ich wieder auf die U21 geschielt und hatte das Gefühl, nah dran zu sein. Ich glaube, dass ich auch aktuell beim BVB Leistung bringe und mich gut präsentiere. Daran will ich anknüpfen und auch bei der EM im kommenden Jahr dabei sein – sofern wir uns qualifizieren.

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In Ihrer Karriere ging es lange nur bergauf. Sie galten als großes Talent und durften schon mit 17 in der Bundesliga debütieren. Als Leihspieler in Hoffenheim und bei Norwich City mussten Sie dann erste Rückschläge erleiden.

Passlack: Diese Zeit war nicht einfach für mich und hat mich demütiger gemacht. Ich habe gelernt, dass ich meinen Fokus noch mehr auf den Fußball legen muss, habe hart an mir gearbeitet und mich körperlich verbessert. Das zahlt sich jetzt aus.

Wie groß waren die Selbstzweifel in dieser Zeit?

Passlack: Selbstzweifel waren nicht das Problem. Nachdem ich in der Jugend immer gesetzt und ein wichtiger Spieler in meinen Mannschaften war, war es für den Kopf nicht einfach, plötzlich außen vor zu sein. Damit umzugehen, musste ich lernen. Es war wirklich schwer, in dieser Phase immer positiv zu bleiben.

Woran lag es, dass es für Sie in Hoffenheim und Norwich nicht geklappt hat?

Passlack: Es war etwas unglücklich. Erst wenige Tage vor Ende der Transferphase hatte mich Hoffenheim ausgeliehen. Die Mannschaft war schon eingespielt und die Saison lief bereits. Für mich war es schwer, ohne Vorbereitung ins Team zu kommen. Bei Norwich ist Max Aarons auf meiner Position durch die Decke gegangen, und ich hatte wenige Chancen, mich zu beweisen. Es war nicht das, worauf ich gehofft hatte, aber so spielt das Leben. Ich habe aber daraus gelernt. Diese Zeit hat mich stärker gemacht und reifen lassen.

Waren Sie mit 17 Jahren rückblickend schon reif genug für die Bundesliga?

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Passlack: Es ist nie zu früh, Bundesliga zu spielen. Man sieht inzwischen regelmäßig 17-Jährige, die für die Profis debütieren. Zuletzt wurde das Mindestalter sogar auf 16 Jahre heruntergesetzt. Natürlich ist Druck ein wesentlicher Bestandteil unseres Jobs, damit muss man umgehen können, aber ich wurde beim BVB gut vorbereitet. Jetzt bin ich einfach froh, dass es wieder so gut läuft.

Mit Youssoufa Moukoko steht in Dortmund ein großes Talent vor seinem Profidebüt. Ab dem 20. November dürfte er auflaufen. Ist er mit 16 schon reif genug für die Bundesliga?

Passlack: Auf jeden Fall, Youssoufa ist bereit für die Bundesliga. Er präsentiert sich im Training gut, hat tolle Aktionen und traut sich etwas. Ich bin sicher, dass wir ihn noch in dieser Saison in der Bundesliga sehen werden. Ich habe noch keinen 15-Jährigen gesehen, der so gut ist.

BVB-Profi Felix Passlack (l.) im Zweikampf mit Dominik Baumgartner von der TSG Hoffenheim.
BVB-Profi Felix Passlack (l.) im Zweikampf mit Dominik Baumgartner von der TSG Hoffenheim. © getty Images

Zu Beginn der Vorbereitung galten Sie als Wechselkandidat, sind nun aber fester Bestandteil des BVB-Kaders. Haben Sie damit gerechnet, in dieser Saison für Schwarz-Gelb zu spielen?

Passlack: Ich habe im Sommer hart dafür gearbeitet und bin nicht überrascht. Nachdem die Saison in den Niederlanden wegen des Coronavirus vorzeitig abgebrochen wurde, habe ich alles dafür getan, zum Start der Vorbereitung topfit zu sein. Ich habe auf meine Chance gehofft, wollte mich unbedingt beweisen – und habe ein bisschen von Verletzungssorgen profitiert.

Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Wie geht es danach weiter?

Passlack: Das ist aktuell noch nebensächlich. Es gab noch keine Gespräche, aber in den vergangenen Jahren habe ich erlebt, wie schnell es in beide Richtungen gehen kann. Ich habe keinen Zeitplan und mache mir keinen Druck.