Dortmund. Julian Brandt spielte zuletzt beim BVB nur eine Nebenrolle. Im Derby aber überzeugte er - und dürfte auch in den kommenden Wochen wichtig werden.
Julian Brandt lächelte. Ach was, der Blondschopf in Diensten von Borussia Dortmund grinste über das ganze Gesicht. Der 24-Jährige ist ohnehin einer, der meist mit fröhlichem Gesicht herumläuft, und nach dem 3:0 (0:0)-Sieg im Derby gegen den FC Schalke 04 hatte er auch allen Grund dazu.
"Ich bin sehr zufrieden mit dem Sieg, das steht über allem", sagte er nach dem Spiel. Aber auch für ihn persönlich war es ja gut gelaufen: Er hatte in der Startelf gestanden, hatte auf seiner Lieblingsposition als Spielmacher auflaufen dürfen und dort eine überzeugende Leistung gezeigt. Beim Führungstreffer hatte er die Füße entscheidend im Spiel, als er den Ball per Hacke auf Raphael Guerreiro ablegte. Das zeigte den Fußballer Brandt von seiner besten Seite: spielfreudig, kreativ, mit guter Technik und starker Übersicht.
"Julian Brandt hat mir gut gefallen, er hat einen Schritt nach vorne gemacht und auch das Spiel richtig angenommen", lobte Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Zeitung. "Das war ein positiver Schritt." Es war ein Lob, das auch zeigte: Zuletzt war es nicht so gut gelaufen beim Nationalspieler. Vor gut einem Jahr, im Sommer 2019 war er für 25 Millionen Euro von Bayer Leverkusen gekommen - und so richtig hat er seine Rolle noch nicht gefunden.
Julian Brandt nur dreimal in der BVB-Startelf
Acht Pflichtspiele hat der BVB in der laufenden Saison bestritten, in allen kam Brandt zum Einsatz - das klingt erst einmal postiv. Allerdings stand er nur dreimal in der Startelf, spielte im Schnitt weniger als eine Halbzeit pro Spiel. Zu wenig für einen Spieler mit seinem Potenzial.
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Aber Brandt schien die Leichtigkeit abhanden gekommen, wenn er spielte, spielte er fehlerhaft, verlor zu viele Bälle und hatte zu wenig entscheidende Szenen - obwohl man ihm das Bemühen nie absprechen konnte. Gegen Schalke aber stimmten Aufwand und Ertrag endlich wieder einmal überein, entsprechend glücklich war Brandt: "Wir haben fantastische Jungs in der Truppe", schwärmte er. "Fußball kann auch Spaß machen." Der BVB habe "super Jungs in der Truppe, mit denen kann man toll kicken", fuhr der Offensivspieler fort. "Dafür ist man Profi geworden. Man will gewinnen, aber man will auch Spaß auf dem Platz haben."
BVB: Brandt spielt auf schmalem Grat
Der Edeltechniker Brandt ist ein Spaßfußballer par excellence, der auf dem Platz mehr will, als Fußball nur zu arbeiten. Wenn das gelingt, entstehen wunderbare Momente. Wenn nicht, wenn zu viele Kabinettsstückchen schiefgehen, kann das für die Mannschaft auch zur Belastung werden. Brandt weiß selbst, dass er mit seinem Spiel auf einem schmalen Grat wandert, dass er sich stets mühen muss, das Risiko in einem überschaubaren Rahmen zu halten - aber auch nicht ganz aus seinem Spiel herauszunehmen, weil so ja auch wunderbar kreative Momente entstehen können.
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Gegen Schalke stimmte die Mischung, und das sorgt beim BVB durchaus für Erleichterung. Denn die Formschwäche des Nationalspielers hätte zur Belastung werden können, die man in einigen Spielen zwar durch die vielen talentierten Mitspieler hätte auffangen können. Doch nun, da die Spiele im Drei-Tages-Rhythmus kommen, werden alle Profis gebraucht - und insbesondere auch ein Brandt in guter Form. Schon am Mittwoch kann er in der Champions League gegen Zenit St. Petersburg beweisen, dass das gute Spiel gegen Schalke kein Ausreißer nach oben, sondern der Beginn einer Trendwende war.