Dortmund. Youssoufa Moukoko ist das große Ausnahmetalent des BVB. Doch er steht nicht nur für guten Fußball. Nach Beleidigungen erhält er viel Zuspruch.

Einige der vielversprechendsten Talente Europas waren dabei, als die Mannschaft von Borussia Dortmund an diesem Montag in den Flieger nach Rom gestiegen ist. Etwa Jadon Sancho (20), Erling Haaland (20) oder Giovanni Reyna (17). Sie alle sind noch am Anfang ihrer Karrieren, doch schon jetzt auf dem Weg in die Weltklasse. Auch zum Auftakt der Champions-League-Gruppenphase gegen Lazio an diesem Dienstag (21 Uhr/Sky) wird das Trio wieder im Fokus stehen.

Mehr News und Hintergründe zum BVB:

Ein anderes Top-Talent, wird in Rom allerdings nicht dabei sein. Noch nicht. Denn es ist erst 15 Jahre alt und darf deshalb noch nicht in der Königsklasse ran: Youssoufa Moukoko. Mit einer schier unglaublichen Torquote im Jugendbereich bricht der Stürmer seit Jahren einen Rekord nach dem anderen. So traf er in seinen 22 Partien der U19-Bundesliga 40 Mal – und das, obwohl seine Gegenspieler teilweise drei Jahre älter waren als er. Seit er 2013 aus seinem Geburtsland Kamerun nach Deutschland kam, überragt er auf dem Rasen. Zunächst beim FC St. Pauli, seit 2016 beim BVB.

BVB-Talent Youssoufa Moukoko im U19-Revierderby beleidigt

Auch interessant

Wie gut Moukoko ist, zeigte er am vergangenen Wochenende auch im U19-Derby gegen Schalke 04. Mit einem Dreierpack schoss er seinen BVB zum 3:2-Erfolg gegen den großen Rivalen – und krönte sich zum Derbyhelden. Selbst Schalkes Trainer Norbert Elgert sagte nach dem Spiel voller Respekt: „Welchen Instinkt er hat, dass er jede Chance eiskalt nutzt. Er hat eine absolut außergewöhnliche Chancenverwertung.“

Doch es waren diesmal nicht allein seine drei Treffer, die Moukoko Schlagzeilen über die deutschen Landesgrenzen hinaus einbrachten. Überschattet wurde die tolle Leistung des 15-jährigen von geschmacklosen Beleidigungen einiger Schalke-Fans gegen ihn. Seine Botschaft: "Ihr könnt mich hassen und beleidigen, aber ihr werdet mich niemals unterkriegen“, äußerte sich das Ausnahmetalent im Anschluss bei Instagram zu den Vorfällen. Schalke reagierte schnell, distanzierte sich von den Beleidigungen und kündigte an, schnellstmöglich die Täter zu identifizieren, Sportvorstand Jochen Schneider wurde in einem Tweet zitiert mit: "Was da passiert ist, ist aufs Schärfste zu verurteilen." Und auch der DFB hat inzwischen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Schalke-Anhänger unterstützen Moukoko

Auch interessant

Der Vorfall löste eine Welle der Entrüstung aus. In den Sozialen Medien verurteilten viele Fußballfans die Vorfälle aus dem Gelsenkirchener Parkstadion – darunter zahlreiche Anhänger von Schalke 04, die sich von den Schreihälsen deutlich distanzierten. So forderte ein Twitter-User "lebenslanges Stadionverbot und viele Sozialstunden wie zum Beispiel Flüchtlingsheime putzen" als Konsequenz für die Täter. Andere klangen ähnlich, sprachen sich für einen Vereinsausschluss aus oder kündigten an, zukünftig direkt vor Ort einzugreifen, sollten sie so etwas mitbekommen.

Für den DFB-Vizepräsidenten Günter Distelrath sind die Beleidigungen unerträglich. „Das hier ist so ein Fall, bei dem wir uns gemeinsam positionieren und vor den Spieler stellen müssen.“ Ein klares Zeichen solle die unabhängige Sportgerichtsbarkeit setzen, sagte er.

Moukoko: "Kein Platz für Rassismus"

„Man darf vor solchen Leuten nicht kapitulieren. Wenn möglich, ist es in meinen Augen immer besser, denjenigen, der da reingerufen hat, zu identifizieren und aus dem Stadion zu verbannen, statt das Spiel abzubrechen“, sagte der Integrationsbeauftragte des DFB, Cacau. Auf den Vorfall reagierte er mit Bestürzung. Es sei „immer traurig, wenn so etwas passiert“. In den letzten Jahren habe die Zahl derartiger Vorfälle zugenommen.

Moukoko bedankte sich in einem ausführlicheren Statement auf Instagram: "Liebe Fußballfans! Ich bedanke mich für eure ganzen netten Worte und Kommentare." Es sollte "keinen Platz für Rassismus" geben - nicht im Fußball und nicht "auf menschlicher Ebene". Der 15-Jährige betonte, "das hat auch gar nichts mit Schalke zu tun, denn das sind keine Fußballsfans, sondern Menschen, die Hass verbreiten wollen".

BVB: Youssoufa Moukoko könnte ab November in der Bundesliga spielen

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Für Moukoko ist es nicht das erste Mal, dass er im Fokus der Öffentlichkeit steht. Denn seit Beginn der Saisonvorbereitung trainiert er regelmäßig mit der Bundesliga-Mannschaft. „Er ist sehr stark. Ich habe noch nie so einen guten 15-Jährigen gesehen“, schwärmte etwa Verteidiger Dan-Axel Zagadou vor einigen Wochen im Interview mit dieser Redaktion. „An ihm wird Dortmund noch viel Spaß haben.“

0308dfca-1151-11eb-8424-dc119ab87c9b
© Thorsten Tillmann / Funke Foto Services

Ähnlich lobende Worte fand auch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am vergangenen Samstag im ZDF-Sportstudio. „Er ist ein toller Junge, sehr geerdet“, sagte er. „Er ist ein geiler Zocker, aber wir sollten ihn nicht mit Erwartungen überfrachten.“ Weil man beim BVB um die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Teenagers weiß, wird versucht, Moukoko bestmöglich zu behüten. Öffentliche Auftritte des Stürmers werden auf ein Minimum beschränkt, Interviews ebenso.

Schon bald wird das Interesse am deutschen Juniorennationalspieler aber weiter zunehmen, denn sein erster Einsatz in der Bundesliga könnte noch in dieser Saison folgen. Ab dem 23. November, seinem 16. Geburtstag, wäre Moukoko für die Profis der Borussia spielberechtigt – und unwahrscheinlich ist es nicht, dass der Youngster auch zu Einsätzen kommt. Auch, weil er im Training mit den BVB-Profis bislang gut mithält und die Verantwortlichen überzeugt.

BVB: Parallelen zu Nuri Sahin sind nicht zu übersehen

Auch interessant

Läuft Moukoko noch in dieser Saison in der Bundesliga auf, wäre er der jüngste Spieler der Liga-Geschichte. Ablösen würde er Nuri Sahin, der im August 2005 ebenfalls als 16-Jähriger für die Dortmunder debütierte. Bereits damals wurde hitzig diskutiert, ob es sinnvoll sei, schon in diesem Alter Bundesliga zu spielen. Die Verantwortlichen des BVB aber waren sich sicher, dass Sahin reif genug sei – und behielten Recht. Denn er überzeugte schon in seinem ersten Profi-Jahr durch gute Leistungen (ein Tor und sechs Vorlagen in 23 Bundesligaspielen 05/06). Die Kritiker waren verstummt.

Die Parallelen zu Borussias neustem Juwel Moukoko sind eindeutig. Auch der 15-Jährige wird wohl bald die Chance bekommen, sich auf dem höchstem Niveau zu beweisen. Gut möglich, dass er schon bald an der Seite von Haaland, Sancho und Reyna sitzt, wenn die Schwarz-gelben zu Champions-League-Reisen ins Flugzeug steigen – denn über die B-Liste wurde er vom BVB auch für die Königsklasse gemeldet.