Eindhoven/Dortmund. Der Neustart von Weltmeister Mario Götze findet in den Niederlanden statt. Bei der PSV Eindhoven hofft der Ex-Star des BVB auf eine Befreiung.
Natürlich gibt es auch diesmal das Foto, auf dem der gewechselte Spieler lächelnd das neue Trikot zeigt. Aber dabei hat es die PSV Eindhoven nicht belassen. In den Sozialen Medien präsentiert sie ihren neuen Star auch anders. Der Neuzugang des niederländischen Spitzenklubs trägt bereits das Trikot, reißt die Arme nach vorne und den Mund weit auf, ballt die Hände zu Fäusten. Dieses Foto strotzt vor Aussagekraft, es soll Tatendrang, Ambitionen und Befreiung symbolisieren.
Mario Götze spielt wieder Fußball.
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Er musste raus aus dem Rampenlicht der Bundesliga. Bei Borussia Dortmund war sein Vertrag ausgelaufen, der Klub sah keine Verwendung mehr für ihn. Er selbst sprach weiter von ehrgeizigen Zielen, er wolle unbedingt einmal die Champions League gewinnen. Tatsächlich schien der FC Bayern Interesse an ihm zu zeigen, doch Trainer Hansi Flick soll sich hausintern nicht durchgesetzt haben. Auch Hertha BSC klopfte an, doch die von Trainer Bruno Labbadia aufgeworfene Frage sprach für sich: „Können wir ihn auffangen?“
Schmidt ist begeistert von Götze
Nun also Eindhoven. Bei dem früheren Leverkusener Roger Schmidt, einem Trainer, der begeistert von ihm ist. In der niederländischen Liga, die nicht zu den stärksten Europas gezählt wird. Dort aber kann Götze weniger belastet aufspielen, auch etwas weniger beobachtet. Und wieder mehr Wertschätzung erwarten.
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„Es ist sehr überraschend, dass es so gekommen ist“, verrät er zur Begrüßung. „Ich hatte viele Angebote in diesem Sommer, bin aber ein Gefühlsmensch und treffe meine eigenen Entscheidungen.“ Ansonsten beschränkt er sich auf das Übliche. Er sei „glücklich, hier zu sein“, er schaue voraus, er werde sein Bestes geben für Klub und Fans, lauter Phrasen also. Warum er sich für die PSV entschieden habe? „Es ist das komplette Paket“, sagt er. „Ich habe viel mit Roger Schmidt gesprochen. Es war eine gute Entscheidung von mir, ich bin hier am richtigen Platz.“
Beim BVB als Supertalent gestartet
28 ist er inzwischen. Wer seine Anfänge als Profi in Dortmund miterlebte, der musste damals denken, dass ihm eine Weltkarriere bevorstehen würde. Mit 17, 18 zeigte dieser Junge so viel Talent, so viel Gefühl im Fuß, so viel Spielverständnis, dass bei normaler Entwicklung nichts anderes zu erwarten war als ein Weg in die Spitzenkategorie dieses Sports. Der Hochbegabte wurde mit dem von Jürgen Klopp trainierten BVB zweimal Deutscher Meister, machte sich 2013 aber mit einem Schlag bei den BVB-Fans unbeliebt. Er nutzte die mit 37 Millionen Euro Ablöse festgelegte Ausstiegsklausel in seinem bis 2016 datierten Vertrag und wechselte zum FC Bayern, Trainer Pep Guardiola köderte ihn. Damit schien Götze die nächste Sprosse auf der Karriereleiter genommen zu haben. Diese Sprosse aber war brüchig.
Mario Götze und Bayern München, das war ein Arbeitsverhältnis, keine Liebesbeziehung. In den drei Jahren entstand der Eindruck, dass sich beide Seiten mehr erhofft hatten. Zumal ja 2014 dieses Tor gefallen war, das Mario Götzes Leben entscheidend beeinflusste.
Dieses Tor, das ein Gemälde war. Wie Mario Götze den Ball herunterpflückte, den ihm André Schürrle nach rasantem Lauf über links per Flanke serviert hatte, wie er diesen Ball in einer flüssigen Bewegung zielgerichtet in die Maschen steuerte und damit Deutschland in der Verlängerung des WM-Endspiels gegen Argentinien in Brasilien zum Weltmeister machte, das war hohe Fußballkunst. „Zeig der Welt, dass Du besser bist als Messi“, hatte ihm Bundestrainer Joachim Löw bei der Einwechselung ins Ohr geflüstert. Eine legendäre Motivation, die kurzfristig zum Erfolg führte. Und langfristig zur Belastung wurde.
Ancelotti empfahl ihm einen Wechsel
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Die Heldenrolle lag Mario Götze nie. Er ließ auch nur wenig Nähe zu, Öffentlichkeit war fast immer inszeniert. Der neue Bayern-Trainer Carlo Ancelotti empfahl ihm einen Wechsel, 2016 kehrte Mario Götze zum BVB zurück. Eine Herzensangelegenheit für Borussias Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der den Dortmunder Jungen noch nicht aufgeben wollte.
Doch schon in der ersten Saison danach türmten sich Sorgen auf. Verletzungen, Gewichtsprobleme, Formschwankungen, es kam vieles zusammen. Die Erklärung gab es im Februar 2017: Mario Götze litt an einer Stoffwechselstörung. Er musste sich eine Auszeit nehmen, erst zur neuen Saison war er genesen.
Schminkvideos mit Ehefrau Ann-Kathrin Götze
Nur sporadisch ließ Mario Götze seitdem seine Klasse aufblitzen, Kontinuität bekam er nicht hin. Dass er nie der Schnellste war, konnte er immer seltener kompensieren. Beim BVB wird hinter vorgehaltener Hand auch erzählt, er sei auch im Team zunehmend isoliert gewesen. Man sollte sich aber auch nicht wundern, dass sich Mannschaftskollegen darüber lustig machen, wenn sie ein von Mario Götzes Frau Ann-Kathrin veröffentlichtes Video sehen, das zeigt, wie sie von ihm geschminkt wird.
Mit 28 Jahren hätte Mario Götze eine prägende Figur der Nationalmannschaft sein können, sein sollen. Doch davon ist er gerade so weit entfernt wie Tansania von Olympiagold im Skilanglauf. Er fängt neu an, wieder einmal. Vielleicht findet er ja in Eindhoven den Spaß am Spiel zurück, der in den vergangenen Jahren auf der Strecke blieb.