Dortmund. 24 Millionen Euro Ablöse überwies der BVB für Talent Jude Bellingham an Birmingham City. Wie er sich in den ersten Wochen im Klub präsentierte.

Der Debütant fackelte nicht lang: Jude Bellingham eroberte im gegnerischen Strafraum den Ball, schlug einen schnellen Haken und schlenzte dann überlegt ins lange Eck. Es war der Treffer zum 6:0-Endstand für die englische U21-Nationalmannschaft gegen den Kosovo – und es war gleich der zweite Rekord, den Bellingham aufstellte: Als er nach gut einer Stunde eingewechselt wurde, war er mit 17 Jahren und 67 Tagen der jüngste Spieler, der je in der englischen U21 zum Einsatz kam. Und natürlich ist er nun auch der jüngste Torschütze.

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Dabei hätte es eigentlich keinen weiteren Beweis mehr für das überbordende Talent dieses zentralen Mittelfeldspielers gebraucht. „Ohne jeden Zweifel“ sei Bellingham eines der größten Talente im Fußball, erklärte U21-Nationaltrainer Aidy Boothroyd. Bei Borussia Dortmund wussten sie das schon lange, die Späher des Klubs hatten den damals 14-Jährigen im April 2018 bei einem U15-Länderturnier in Italien entdeckt – und seitdem wollte ihn der BVB holen. In diesem Sommer klappte es endlich, 24 Millionen flossen an den englischen Zweitligisten Birmingham City. So viel hatte zuvor noch nie ein Bundesligist für einen so jungen Spieler gezahlt, aber Bellingham ist eben besonders. Die Dortmunder holten ihn ja auch nicht, weil sie unbedingt einen zentralen Mittelfeldspieler brauchten, das Zentrum ist ja eher üppig besetzt – sondern weil sie sich dieses Ausnahmetalent auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen wollten.

Jude Bellingham macht beim BVB gleich auf sich aufmerksam

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Daran änderten auch die Sparzwänge in der Corona-Krise nichts. Bellingham hätte zu fast jedem europäischen Spitzenklub gehen können, an Dortmund überzeugte ihn „die Historie, die sie mit jungen Spielern haben, die Art und Weise, wie sie sie entwickelt und auf ein neues Niveau gehoben und gleichzeitig ermöglicht haben, auf dem höchsten Niveau Erfahrung zu sammeln“. Das sei „perfekt für meinen nächsten Entwicklungsschritt und ich werde versuchen, dieses Vertrauen zurückzuzahlen“.

Und dieser nächste Schritt könnte sehr schnell kommen, Bellingham hat in seinen ersten Wochen nämlich nachhaltig Eindruck hinterlassen, ist definitiv mehr als nur ein junger Perspektivspieler. Nein, der Engländer hat ernste Chancen auf einen Stammplatz. „Jude hat richtig auf sich aufmerksam gemacht, obwohl er erst 17 ist“, sagt Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. Und Trainer Lucien Favre, der sich zu Neuzugängen selten euphorisch äußert, schwärmt regelrecht davon, wie der Mittelfeldspieler das Spiel beschleunigen kann, wie er im Dribbling nach vorne stoßen und den finalen Pass spielen kann – und wie gut er spürt, wann der Moment für einen solchen Vorstoß gekommen ist. „Von dieser Sorte Spieler haben wir zu wenig“, sagt Favre, was gleichermaßen eine Ohrfeige für die Etablierten und ein Ritterschlag für Bellingham ist.

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Der ist ohnehin schon erstaunlich selbstsicher und abgebrüht für sein junges Alter. „Ich bin der erste Jude Bellingham“, antwortet er zwar lächelnd, aber sehr bestimmt auf die Frage, ob er eher der zweite Steven Gerrard oder der zweite Frank Lampard sei. Natürlich, die beiden Legenden des englischen Fußballs seinen großartige Spieler gewesen. „Aber ich bin ein anderer Spielertyp und eine andere Person."

Bellingham will immer den Ball haben

Bellingham weiß was er kann und zeigt das deutlich – ohne dabei arrogant zu wirken. „Man muss selbstbewusst sein“, sagt er dazu. „Wenn du zu einem neuen Klub kommst, kannst du nicht nur still und zurückhaltend sein. Du musst rausgehen und deine Ziele verfolgen.“ Und das zeigt er auch in den ersten Wochen beim BVB. In jedem Training, in jedem Testspiel will der Engländer den Ball haben, will er das Spiel machen, will er vorangehen – und auch die etablierten Kollegen vertrauen ihm bereitwillig den Spielaufbau an.

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Fußballerisch ist Bellingham schnell angekommen, obwohl er schon noch spürt, dass die Intensität und die Qualität im Training höher sind, das Tempo sowieso. Abseits des Platzes unterstützt ihn derzeit seine Mutter, die ihn in die neue Heimat begleitet hat. Gemeinsam nehmen sie derzeit auch Deutschunterricht. „Das ist sehr schwierig“, sagt er lächelnd. „Aber wir versuchen, es so schnell wie möglich zu lernen. Ich will ja nicht nur in meinem Zimmer sitzen, ich will mit anderen Menschen interagieren.“ Ein paar Worte kann er schon, etwa „Auf Wiedersehen“. Seine Lieblingswendung aber ist „Auf geht’s“. „Das benutze ich ständig“, sagt er. Es ist ja auch nicht die schlechteste Formulierung für einen jungen Fußballer, der mit Schwung nach oben drängt.