Essen. Der BVB zieht nach und wird wie Schalke eine Frauenfußball-Abteilung gründen. Startpunkt: ebenfalls die Kreisliga. Zu wenig? Ein Kommentar.

Borussia Dortmund und Schalke 04 – die beiden Ruhrgebietsklubs verbindet eine große sportliche Rivalität, und doch haben beide Klubs derzeit eine Gemeinsamkeit: Sie schließen eine Lücke in ihrem Fußball-Angebot und gründen eine Frauenfußball-Abteilung. Der FC Schalke hat bereits losgelegt, bei Borussia Dortmund rollt der Ball kommende Saison. Eine weitere Gemeinsamkeit: Sowohl Schalke als auch der BVB starten in der Kreisliga.

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Das also ist der große Wurf? Die Kreisliga ? Sollten zwei Vereine mit so großer Strahlkraft wie die beiden Revierklubs nicht einige Etagen höher einsteigen? Indem sie sich eine Lizenz kaufen, indem sie mit höherklassigen Klubs aus der Umgebung kooperieren? Zumindest ist das die erste Reaktion, wenn Fußballfans vom Engagement der beiden Klubs erfahren. Und prominente Fußballerinnen haben mit ihren Ansprüchen auch nicht hinterm Berg gehalten: Nationalmannschafts-Kapitänin Alexandra Popp, selbst BVB-Fan, hatte sich schon häufiger für Frauenfußball beim BVB ausgesprochen, und ihre Nationalmannschafts-Kollegin Lina Magull, gebürtige Dortmunderin, hatte sich vom BVB gar größere Ambitionen erwünscht als von Schalke, nachdem dort der Kreisligastart bekannt wurde.

Schalke und BVB haben unterschiedliche Motivationen

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Sind beide Klubs also nicht ernst genug in Sachen Frauenfußball? Zumindest haben beide verschiedene Ansätze. Schalke, finanziell derzeit alles andere als auf Rosen gebettet, sieht im Frauenfußball zunächst eine Erweiterung des Breitensportprogramms und einen willkommenen Image-Schub. Man wolle dem VfL Wolfsburg keine Konkurrenz machen, man habe keine Knappenschmiede in weiblich im Sinn. Für Abteilungsleiter Bodo Menze geht es „um die Breite, es geht um Spaß, es geht darum, in Schalke und auf Schalke Spaß am Fußball zu haben“. Von Schalke, so Menze, gehe keine Gefahr für die umliegenden Vereine aus.

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Theoretisch. Praktisch hat der Klub BW Fuhlenbrock aus Bottrop deshalb schon einen personellen Aderlass hinnehmen müssen, weil es dessen Fußballerinnen zum großen Klub in die Nachbarschaft zog. Doch zurück zu den Ambitionen: Schalke hat zunächst keine erkennbaren, oder zumindest keine, die offen kommuniziert werden. Frauenfußball bleibt Fußball auf Amateurebene. Beim BVB ist das anders. Zwar geht es auch bei den Schwarz-Gelben in der Kreisliga los, doch ist das Vorhaben auch mit größeren Ambitionen aufgeladen, es gibt eine Zielvorgabe: In zehn Jahren soll der BVB hochklassig spielen – also in der Bundesliga oder nicht weit darunter. Dies möchte die Borussia aus eigener Kraft schaffen, ohne die Abkürzung einer Kooperation oder eines Lizenzkaufs. Auch wenn es bedeutet, dass ein sukzessiver Ausbau Zeit kosten wird. Ein Ansatz, der trotzdem begrüßenswert ist: Die Ambitionen sind da, Geduld ist vorhanden, statt sich kopfüber in ein Abenteuer zu stürzen, will der BVB sich einarbeiten. Finanzieller Spielraum, um das Engagement von Spielklasse zu Spielklasse zu unterfüttern, sollte dann genügend vorhanden sein.

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Die Ansätze der beiden Klubs sind also unterschiedliche. Ist der eine deshalb schlecht und der andere gut? Klar, ein Revierderby in der Frauen-Bundesliga hätte durchaus auch seinen Charme. Aber wer weiß, ob Schalke nicht doch irgendwann auch einen Gang höher schaltet. Dass ich beide Klubs dem Frauenfußball nicht länger verschließen, ist ohnehin schon einmal der größte Gewinn.