Bad Ragaz. Jude Bellingham ist teuerster Sommer-Zugang und beeindruckt im BVB-Trainingslager mit nur 17 Jahren. Nun erklärt er, warum er nach Dortmund kam.
Ein deutsches Lieblingswort hat Jude Bellingham bereits. „Auf geht’s“, sagt er grinsend, als er am Mannschaftshotel von Borussia Dortmund einem guten Dutzend Journalisten gegenübersteht. „Das benutze ich ständig. Es ist ein Wort, das passt zu diesem gerade einmal 17-Jährigen Jungprofi, zu seiner Spielweise ebenso wie zu seinem selbstbewussten Auftreten, zu der klaren, festen Stimme, mit der er über seine ersten Tage beim BVB, seine Ambitionen und seinen Spielstil spricht.
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Und über die Vergleiche, die in der Heimat angestellt werden, wo Bellingham schon als zweiter Steven Gerrard oder Frank Lampard gehandelt wird. „Ich bin der erste Jude Bellingham“, antwortet er bestimmt. Natürlich, die beiden Legenden des englischen Fußballs seinen großartige Spieler gewesen. „Aber ich bin ein anderer Spielertyp und eine andere Person.“
BVB-Trainer Favre schwärmt von Bellingham
Bellingham weiß was er kann und zeigt das deutlich – ohne dabei arrogant zu wirken. „Man muss selbstbewusst sein“, sagt er dazu. „Wenn du zu einem neuen Klub kommst, kannst du nicht nur still und zurückhaltend sein. Du musst rausgehen und deine Ziele verfolgen.“ Und das zeigt er in den Tagen des Trainingslagers in Bad Ragaz jeden Tag auf dem Platz. Der Engländer will den Ball haben, er will das Spiel machen, will vorangehen – und die Kollegen vertrauen ihm bereitwillig den Spielaufbau an.
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Trainer Lucien Favre schwärmt regelrecht davon, wie der Mittelfeldspieler das Spiel beschleunigen kann, wie er im Dribbling nach vorne stoßen und den finalen Pass spielen kann – und wie gut er spürt, wann der Moment für einen solchen Vorstoß gekommen ist. Vielseitigkeit, Kreativität und das Spiel gegen den Ball seien seine großen Stärken, meint Bellingham selbst. Und daher rührt auch seine Rückennummer 22.
Bellinghams Ex-Klub Birmingham vergibt Nummer nicht mehr
Als er noch jünger war, wollte der Mittelfeldspieler immer der Zehner sein, der Spielmacher – bis er merkte, dass ihn das einschränkte, auf eine einzige Rolle festlegte. Ein Jugendtrainer hatte dann die zündende Idee: Bellingham könne als Sechser spielen, als defensive Absicherung vor der Abwehr – was in England allerdings als Vierer bezeichnet wird. Er könne ein Achter sein, der den Ball nach vorne trägt und den Spielaufbau initiiert. Und eben ein Zehner. Herauskam in der Summe die 22.
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Bei seinem Ex-Klub will man die Nummer nicht mehr vergeben, aus Hommage an den jungen Mann, der gerade einmal ein Jahr für die Profis spielte, dabei aber offenbar bleibenden Eindruck hinterließ. Es war eine Aktion, die großen Spott hervorrief, die auch Bellingham etwas unangenehm scheint – wenngleich er die Geste zu schätzen weiß.
BVB-Talent Bellingham: Das Preisschild ist keine Belastung
Nun will er neue Geschichten beim BVB schreiben, dem er 24 Millionen Euro wert war. Niemals zuvor zahlte ein Bundesligaklub so viel für einen so jungen Spieler. Ist das keine zu große Belastung? „Der Druck, den ich mir selbst mache, ist viel größer als irgendein Preisschild oder das, was ein Journalist oder Experte dazu sagt“, meint Bellingham achselzuckend. „Ich will großartige Dinge erreichen, egal wieviel ich gekostet habe.“
Vor allem aber will er Spiele machen, will sich durchsetzen gegen die großen Namen im Dortmunder Mittelfeld und will mit Toren und Vorlagen zu einer möglichst erfolgreichen Saison beitragen. Deswegen ist er ja im Sommer zum BVB gekommen, obwohl Europa gesamte Fußball-Elite hinter ihm her war. An Dortmund überzeugte ihn „die Historie, die sie mit jungen Spielern haben, die Art und Weise, wie sie sie entwickelt und auf ein neues Niveau gehoben und gleichzeitig ermöglicht haben, auf dem höchsten Niveau Erfahrung zu sammeln“. Das sei „perfekt für meinen nächsten Entwicklungsschritt und ich werde versuchen, dieses Vertrauen zurückzuzahlen“.
Bellingham mit Familien-Unterstützung beim BVB
Vor allem das Beispiel Jadon Sancho habe eine große Rolle dabei gespielt, wie junge Spieler über einen Wechsel ins Ausland und vor allem nach Deutschland dächten. Sancho war ja selbst vor drei Jahren mit 17 gekommen und reifte zu einem der interessantesten Spieler der Welt heran.
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Auch Bellingham hat den großen Schritt in ein neues Land nun gewagt, allerdings mit familiärer Unterstützung: Seine Mutter ist mitgekommen nach Dortmund. „Das ist sehr wichtig“, erklärt er. „Es wäre sehr schwer gewesen, wenn beide meine Eltern und mein Bruder in Birmingham geblieben wären.“
Bellingham: Sprache ist schwierig
Leicht ist die Umstellung dennoch nicht: Die Intensität und Qualität im Training ist höher, das Tempo sowieso. Und dann erst die Sprache: „Es ist sehr schwierig“, sagt er. „Aber ich und meine Mutter nehmen Deutschunterricht und versuchen, es so schnell wie möglich zu lernen. Ich will ja nicht nur in meinem Zimmer sitzen, ich will mit anderen Menschen interagieren.“
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Und auch da klappt schon mehr als nur „Auf geht’s“: Als alle Fragen beantwortet sind, verabschiedet sich Bellingham mit freundlichem Lächeln – und einem fast akzentfreien „Auf Wiedersehen“.