Bad Ragaz. Borussia Dortmund zahlte 24 Millionen Euro für Jude Bellingham. Das könnte sich schon bald bezahlt machen. Zwei Konkurrenten stehen vor dem Aus.
Euphorie klingt anders. Hans-Joachim Watzke steuerte den Ausgang der Sportanlage Ri-Au in Bad Ragaz an, wo der Fußball-Bundesligst Borussia Dortmund gerade das Vormittagstraining absolviert hatte. Da wurde der BVB-Geschäftsführer gefragt, wie ihm denn tags zuvor, beim 6:0 (3:0)-Testspielsieg beim SCR Altach, der junge Zugang Jude Bellingham gefallen habe.
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„Wie erwartet“, brummte Watzke. Und, hatte er ihn gut erwartet? „Selbstverständlich.“ Michael Zorc gab sich Augenblicke später ähnlich zurückhaltend: „Es war ein gutes Debüt“, urteilte der Sportdirektor von Borussia Dortmund.
Beim BVB platzen sie vor Stolz
Tatsächlich aber platzen sie beim BVB vor Stolz über den neuerlichen Transfercoup, der ihnen da offensichtlich gelungen ist. 24 Millionen Euro haben sie an den englischen Zweitligisten Birmingham City gezahlt, eine stolze Summe für einen 17-Jährigen ohne Erstligaerfahrung. Doch die könnte sich schneller als gedacht bezahlt machen.
Denn Bellingham bestätigte in 45 Spielminuten gegen Altach jenen hervorragenden Eindruck, den er auch im Training bislang macht. „Ich bin wirklich glücklich, Teil dieses Teams zu sein“, freute er sich später. „Die Jungs sind so gut, die haben es mir wirklich leicht gemacht, herein zu finden.“
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Der 17-Jährige hat keine Angst, Verantwortung zu übernehmen. Er will stets den Ball, den ihm auch die erfahrenen Kollegen gerne überlassen, und er weiß dank guter Technik und Übersicht oft auch etwas damit anzufangen. In Altach war der Zugang an allen drei Toren vor der Pause entscheidend beteiligt. Einzig erkennbare Schwäche: Gelegentlich trennt er sich noch zu spät vom Ball und verliert ihn prompt – das Tempo beim BVB ist dann eben doch deutlich höher als beim englischen Zweitligisten Birmingham.
Lucien Favre gerät ins Schwärmen
Selbst der sonst so zurückhaltende Trainer Lucien Favre geriet ins Schwärmen: „Die Position vor der Abwehr ist nicht einfach, wenn du erst 17 bist, du musst sehr gut sein“, meinte der Schweizer. „Jude spürt, wann er seine Position verlassen und nach vorne gehen muss. Das ist wichtig.“
Den BVB-Talentespähern waren diese und andere Qualitäten im April 2018 bei einem U15-Turnier in Italien aufgefallen, wo der damals 14-Jährige die englische Nationalmannschaft als Kapitän anführte. Seitdem wurde er immer wieder beobachtet und schließlich mit einigem Aufwand vom Wechsel nach Dortmund überzeugt – denn fast die gesamte europäische Fußball-Elite war hinter Bellingham her.
Giovanni Reyna macht den Intergrationshelfer
In den ersten Tagen in Dortmund half ihm vor allem die Mutter, die ihn auch zum Training chauffierte. In Bad Ragaz steht ihm vor allem Giovanni Reyna zur Seite. Der ist zwar auch erst 17, dafür aber schon seit einem Jahr beim BVB und kann bei vielen kleinen und großen Fragen weiterhelfen. „Es ist gut, dass wir einander haben“, sagt Reyna. „Wir sind beide jung, wir sprechen beide Englisch, wir kommen sehr gut miteinander zurecht.“ Mannschaftskollegen berichten, dass die beiden auch bei den Fahrradtouren vom Mannschaftshotel zum Trainingsgelände und zurück meist viel miteinander reden – und dass es dabei auch um die Konkurrenz auf Bellinghams Position ging.
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Die ist gewaltig, sechs Spieler balgen sich im Zentrum um zwei Plätze. Hält Bellingham das Niveau der ersten Tage, dürften einige von ihnen die Zukunftsplanung überdenken – erst recht, da Favres Lobhudeleien für den 17-Jährigen auch eine saftige Ohrfeige für die Konkurrenten enthielt: „Es ist wichtig, dass wir Mittelfeldspieler haben, die das Spiel beschleunigen können, die ins Dribbling gehen und den letzten Pass spielen“, erklärte der Trainer. „Davon haben wir zu wenig.“
Emre Can und Axel Witsel sind unverzichtbar
Emre Can und Axel Witsel gelten als unverzichtbar, auch Thomas Delaney wird nach Informationen dieser Redaktion intern als unverkäuflich eingestuft. Tobias Raschl ist Kandidat für eine Ausleihe. Mahmoud Dahoud dürfte gehen, wenn sich ein solventer Abnehmer fände – doch der ist (noch) nicht in Sicht. Er hat sich auch fest vorgenommen, sich im vierten BVB-Jahr endlich durchzusetzen. Obwohl das nun noch deutlich schwieriger wird.