Bad Ragaz. Am Montag hebt der Flieger ins Trainingslager ab. Die BVB-Verantwortlichen sagen: Sitzt der 20-Jährige an Board, wird er nicht mehr abgegeben.
Samstag endlich schienen sich die Hoffnungen der Fans von Manchester United zu erfüllen. Seit Wochen nämlich gibt es für die Anhänger des englischen Rekordmeisters kaum ein anderes Thema als Jadon Sancho: Der 20-Jährige in Diensten von Borussia Dortmund soll der Königstransfer dieses Sommers werden, soll bei der Rückkehr zu alter Größe helfen.
Und am Samstagabend tauchten Videos auf, die Sancho in England zeigten, genauer: auf einer Party der Rapper Krept und K-Trap in London. Aber: Sancho war nicht zur Vertragsunterschrift nach London gekommen. Die freien Tage vor Beginn des Trainingslagers, das an diesem Montag in Bad Ragaz in der Schweiz beginnt, verbrachte er in der alten Heimat, mit der ausdrücklichen Billigung seines derzeitigen Arbeitgebers: „Dass Spieler vor einem Trainingslager noch mal auf Heimatbesuch sind, ist üblich und in Ordnung, wenn es sich nicht um Risikogebiete handelt“, teilte BVB-Mediendirektor Sascha Fligge auf Anfrage dieser Redaktion mit. „Das gilt für alle und natürlich auch für Jadon.“
Die Forderung des BVB: 120 Millionen Euro
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Dass dieser in Zeiten einer globalen Corona-Pandemie ausgerechnet auf einer Party auftauchte, ist zwar nicht schlau, aus Sicht des Klubs aber kein Aufreger: „Die Bilder, die wir kennen, verstoßen nicht gegen die aktuelle Corona-Schutzverordnung beziehungsweise Hygienevorschriften“, hieß es weiter. In der City von London sind private Veranstaltungen mit bis zu 30 Personen erlaubt, das Hygienekonzept der Deutschen Fußball-Liga ist zudem lockerer als zum Ende der vergangenen Saison – und da Sancho nach seiner Rückkehr wie die Mitspieler weiterhin zweimal pro Woche getestet wird, sieht man beim BVB kein Problem.
Dennoch hätte man die Videos nicht zwingend gebraucht, das Thema Sancho sorgt ja ohnehin schon für genügend öffentlichen Wirbel. Manchester United, soviel ist sicher, würde den elfmaligen englischen Nationalspieler gerne holen. Die von Borussia Dortmund aufgerufene Ablösesumme in Höhe von 120 Millionen Euro allerdings hält man nach wie vor für deutlich zu hoch, beide Seiten liegen in ihren Vorstellungen weit auseinander.
Sitzt er im Flugzeug, bleibt er
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Und die Zeit ist äußerst knapp: An diesem Montag um 10 Uhr hebt der Flieger in Richtung Trainingslager ab. Sollte Sancho dann an Bord sitzen, das haben die BVB-Verantwortlichen sehr klar und für ihre Verhältnisse ungewöhnlich öffentlich klargestellt, wird er nicht mehr abgegeben. Zwar können auch solche Ansagen noch einmal ins Wanken geraten, sollte ein unmoralisches Angebot eintreffen – erst einmal aber gilt die Frist.
Und im Laufe des Sonntags zeichnete sich nicht ab, dass United diese Summe auf den Tisch legen würde. Denn bei aller finanziellen Potenz: Anders als manch arabischer Scheich hält sich die Eigentümer-Familie Glazer den Klub nicht als Werbeprojekt, sie möchte Geld verdienen mit ihrem 850-Millionen-Euro-Invest. Das macht derart exorbitante Summen bei einem Schuldenberg von angeblich 600 Millionen Euro schwierig.
Wiederholt leistete Sancho sich Eskapaden
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Und Sancho? Der Engländer würde gerne in der Premier League spielen, das ist verbrieft. Was also passiert, wenn sich die Klubs nicht einigen sollten? „Ich erwarte da keine Schwierigkeiten“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke jüngst der Süddeutschen Zeitung. Sancho habe die harte Dortmunder Haltung akzeptiert und sei „ein angenehmer, fairer Typ“.
Einer allerdings, der immer mal wieder für Ärger sorgte: Der damalige Trainer Peter Stöger verbannte ihn einst in die U19, weil er immer wieder zu spät kam. Im vergangenen Herbst flog Sancho für ein Ligaspiel aus dem Kader, weil er mit einem Tag Verspätung von einer Nationalmannschaftsreise zurückgekehrt war. Wenig später warf ihn Lucien Favre aus der Startelf für das Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona, weil er zu spät zur Mannschaftssitzung erschienen war – was auch den Mitspielern übel aufstieß.
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Beim BVB allerdings ist man nach wie vor überzeugt davon, dass Sanchos Verfehlungen eher der Schusseligkeit als der Böswilligkeit entspringen – und dass er nicht auf die Idee kommt, sich einst wie Ousmane Dembélé oder Pierre-Emerick Aubameyang aus Dortmund wegzustreiken. Wie korrekt diese Einschätzung ist, könnten die kommenden Tage zeigen.