Essen. DFB-U19-Nationaltrainer Guido Streichsbier hat davor gewarnt, Youssoufa Moukoko zu verheizen. Für den 15-Jährigen gibt's warnende Beispiele.

Dieses Comeback auf dem Trainingsplatz nutzte der U19-Nationaltrainer gleich für eine Klarstellung. Nachdem der 15 Jahre alte Youssoufa Moukoko nach rund zweieinhalb-jähriger Pause wieder mit einer Junioren-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes trainiert hatte, betonte Guido Streichsbier gegenüber Bild: „Wir müssen aufpassen, dass es sich bei Youssoufa nicht so entwickelt wie einst bei Fiete Arp. Daher stimmen wir uns auch eng mit dem BVB ab, wir haben generell eine Verantwortung für all unsere Talente.“

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Hintergrund der Aussage: Streichsbier will den jungen Angreifer, der in 76 Junioren-Bundesligaspielen für Borussia Dortmund bereits 122 Tore erzielte, nicht verheizen und zieht deshalb die Parallele zum Münchener Angreifer Arp. Der war zu Beginn der aktuellen Saison mit 19 Jahren vom Hamburger SV zum FC Bayern gewechselt, ist bislang allerdings nie über die Rolle des gut bezahlten Bundesliga-Zuschauers hinausgekommen. In der 2. Mannschaft des Rekordmeisters schoss er in sechs Drittliga-Spielen ein Tor. Trotzdem sagt er: „Mein Ziel ist es nach wie vor, mir hier meinen Platz zu erarbeiten.“

Arp sollte den Hamburger SV retten - und scheiterte

Arp, der im Alter von 17 Jahren und acht Monaten in der Bundesliga debütierte und bei seinen ersten drei Profi-Einsätzen zwei Tore erzielte, galt als HSV-Hoffnung. Der damals abstiegsgefährdete Bundesliga-Dino setzte in einer desolaten Saison auf einen blutjungen Spieler, der offenbar mit der Aufgabe, seinen Klub vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga zu retten, überfordert war. Nachvollziehbar. Streichsbier weiß: „Bei Fiete wurde die Erwartungshaltung bundesweit so schnell so groß, dass ein gerade 17-Jähriger den HSV plötzlich alleine tragen sollte. Das geht nicht, und da sind wir alle gefordert.“

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Arp ist allerdings nur ein prominentes Beispiel. Sinan Kurt etwas wechselte 2014 im Alter von 18 Jahren von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern München. Dort fiel er aber vielmehr durch Eskapaden außerhalb des Platzes auf. Er spielte 44 Minuten in der Bundesliga und durchlebte dann eine Odyssee durch Jugend- und Reservemannschaften des Rekordmeisters sowie von Hertha BSC. Bei den Berlinern kamen schließlich noch vier Erstliga-Minuten hinzu. Das überzeugte die Bayern nicht, die mit grenzenlosem Optimismus in den Vertrag geschriebene Rückkauf-Option zu ziehen.

Kurt sollte beim FC Bayern aufblühen - und scheiterte

Der damalige Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer sagte damals über Kurt: „Sinan hat das Problem, dass ihm in der Jugend schon alle gesagt haben, was für ein super Spieler er ist.“ Zeigen konnte er das nie. Im Februar 2019 wechselte er zum österreichischen Klub WSG Tirol. Dort spricht man bis heute zwar gut über ihn. Auf der Suche nach einem neuen Verein hat ihm sein vermeintlich besserer Ruf aber nicht geholfen. Aktuell ist der gebürtige Mönchengladbacher ohne Klub.

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Marko Marin ist ein weiteres abschreckendes Beispiel. Er wurde 2007 als bester deutscher Nachwuchsfußballer ausgezeichnet. Damals warnte Gladbachs Sportdirektor Christian Ziege in ähnlicher Manier wie jüngst Streichsbier: „Wir müssen aufpassen, dass wir ihn nicht verheizen.“ Werder Bremen lotste ihn zwei Jahre später an die Weser und überwies gut acht Millionen Euro für den talentierten Mittelfeldspieler an dessen Heimatverein Borussia Mönchengladbach. In der Hansestadt enttäuschte er, wurde wenig später nach London zum FC Chelsea verkauft.

Marin sollte der deutsche Messi werden - auch er scheiterte

Marin galt als der Deutsche Messi, war bekannt für seine Dribblings. Die sollten auch der deutschen Nationalmannschaft helfen, doch vor der Europameisterschaft 2008 strich Bundestrainer Joachim Löw ihn aus dem Kader. Der Abstieg des 16-maligen Nationalspielers begann, fortan hangelte er sich von Leihe zu Leihe. Zuletzt erhielt er Aufmerksamkeit, als er vom serbischen Klub Roter Stern Belgrad, wo es eigentlich ordentlich für ihn lief, zum saudi-arabischen Verein al-Ahli SC ging. Sportliche Gründe dürften für ihn dabei eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Marin wurde kein Fußballer von Weltklasse-Format, sondern ein internationaler Wandervogel.

Ob sich Michael Cuisance ausreichend über die möglichen Wege eines talentierten Nachwuchs-Fußballers informiert hat? Der Franzose ging im vergangenen Sommer zum FC Bayern, der bereit war, rund zwölf Millionen Euro für ihn an Borussia Mönchengladbach zu überweisen. Seit seinem Wechsel an die Isar stehen 37 Spielminuten in der Bundesliga zu Buche. In der 3. Liga kam er in fünf Spielen zum Einsatz, erzielte dabei zwei Tore für die zweite Mannschaft des Rekordmeisters. Sein Ziel war es, in die Fußstapfen seines Landsmanns Franck Ribery zu treten. Wunsch und Realität klaffen bisher weit auseinander.