Dortmund. Reinhard Rauball, Präsident des Bundesligisten, über die Anfänge bei Borussia Dortmund, schwierige Verhandlungen – und was dem BVB unwürdig ist.
Für Reinhard Rauball begann alles mit einem Satz, den er heute natürlich nicht bereut, ihn so aber nie mehr formulieren würde. „Wenn Ihr keinen anderen findet, könnt Ihr ja noch mal anrufen“, hatte der heutige Präsident von Borussia Dortmund 1979 auf die Frage eines Mitglieds des Wirtschaftsrates geantwortet, ob er nicht diesen Posten beim kriselnden BVB übernehmen wollte.
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Was er darauf entgegnet bekam, sollte für Reinhard Rauball genauso wie für den Verein eine weitreichende, aber überaus positive Entscheidung sein. „Wir haben einen, aber der weiß es noch nicht“, antwortete das einflussreiche Mitglied des Wirtschaftsgremiums. Kurz daraufhin sagte Rauball Ja zum BVB und wurde zum ersten von insgesamt dreimal zum BVB-Präsidenten gewählt.
Rauball und Borussia Dortmund schreiben Erfolgsgeschichte
„Ein Anfängerfehler, so etwas ist mir später nie wieder passiert“, erklärt der 72 Jahre alte Jurist augenzwinkernd auf der BVB-Homepage. Rauball und der BVB – diese Verbindung wurde zur Erfolgsgeschichte, auch wenn auf dem Weg dorthin mächtige Steine beiseite geschaffen werden mussten. 1979, 1984 und 2004 übernahm Rauball diese verantwortungsvolle Aufgabe, zuletzt im November wählten ihn die Mitglieder von Borussia Dortmund für drei weitere Jahre.
Nach nunmehr vier Jahrzehnten lässt sich sagen: Es war für alle Beteiligten die beste Entscheidung. Rauball: „Dortmund war weltberühmt für Kohle, Stahl und Bier. Als ich hier 1960 hierher kam, hatte Dortmund acht Brauereien. Acht Brauereien! Von Kohle und Stahl redet auch keiner mehr. Nur die Borussia ist geblieben. Unzerstörbar. Das haben wir in den letzten 40 Jahren ein paar Mal bewiesen.“
Rauball wird mehrmals Retter beim BVB
Mehrmals trat Rauball als schwarz-gelber Retter in Erscheinung. Bei seinem ersten Engagement vor 40 Jahren galt es, die Mannschaft zu verjüngen und etwas Neues aufzubauen. „Als ich anfing, hatten wir im Durchschnitt 20.000 Zuschauer. Das war nicht unser Anspruch, und das war auch wirtschaftlich keine angemessene Basis.“ Dazu musste eine sportliche Leitfigur her.
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Und schon damals hatten die Dortmunder bei Trainern ein gutes Gespür: Udo Lattek sollte her, der erfolgreichste Trainer Deutschlands mit je drei Titeln in München und Mönchengladbach, dazu aktueller Uefa-Cup-Sieger. Nur: Wie sollte Rauball als 32 Jahre alter Branchen-Nobody Lattek nur nach Dortmund holen?
Wie Reinhard Rauball einst Udo Lattek zum BVB lotste
„Ich habe mich nach seinen Gewohnheiten erkundigt, ihn in einer Kneipe in Köln getroffen und ein paar Kölsch getrunken“, erinnert sich Rauball. „Dann klappt so etwas, oder es klappt nicht. Bei Udo hat es geklappt. Am Ende wollte er nur wissen: Müssen wir das jetzt schriftlich machen? Meine Antwort war: Ich bin Jurist, das habe ich so gelernt in meinem Studium.“
Als die Not beim BVB am größten war, Ende 2004, wurde erneut Rauball gefragt, als Präsident zu fungieren (als Nachfolger von Gerd Niebaum) und den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Der BVB hing wirtschaftlich am Fliegenfänger und konnte sich die Zeit nicht leisten, einen Neuen vertraut zu machen mit allen Belangen des Klubs. Rauball: „Das konnte nur einer machen, der das Geschäft kennt. Wenn ein Kandidat kommt, der sich erst einarbeiten muss, wäre die Sache gegen die Wand gefahren. Das wollte ich mir nicht anlasten.“
BVB: Schicksalsentscheidung am Flughafen
Der Rest ist Geschichte: Auf der legendären Aktionärsversammlung am Düsseldorfer Flughafen konnte im März 2005 das größte anzunehmende Unfall vermieden werden. Für das Sanierungskonzept mussten mindestens 75 Prozent stimmen, am Ende waren es gut 96 Prozent.
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Diese Wende in der BVB-Vereinsgeschichte ist eng mit einem zweiten Namen verbunden, den Rauball heute als seinen Königstransfer bezeichnet: „Das kann man so sagen. Ja.“ Gemeint ist Hans-Joachim Watzke, seit 2001 als Schatzmeister im Verein und wenige Wochen vor der Flughafen-Rettung zum Geschäftsführer bestellt.
Kritik am Auftritt beim 0:4 in München
Gemeinsam mit Watzke und Sportdirektor Michael Zorc hat Reinhard Rauball Borussia Dortmund zu einem der wirtschaftlich stabilsten und sportlich erfolgreichsten Klubs Deutschlands mit Deutschen Meisterschaften und grandiosen Auftritten in der Champions League gemacht. Den 72-Jährigen wurmt zwar noch das 0:4 aus dem Hinspiel gegen den FC Bayern, „dieser Auftritt bei den Bayern ist eines Vereins wie Borussia Dortmund nicht würdig, nicht in der Ausgestaltung und nicht passend in die Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre.“
Selbst wenn sich Reinhard Rauball in drei Jahren nicht mehr wählen lassen will, scheint aber jetzt eine neuerliche Misere nahezu ausgeschlossen, wegen der er sich ein viertes Mal bereit erklären würde, Präsident von Borussia Dortmund zu werden. (ab)