Dortmund. Bei der BVB-Mitgliederversammlung spricht Geschäftsführer Watzke Trainer Favre das Vertrauen aus und knüpft das zugleich an Erfolgserlebnisse.
Nach dem Debakel beim 3:3 gegen den SC Paderborn gehen Emotionen bei der BVB-Mitgliederversammlung hoch: Mannschaft und Trainer werden mit Pfiffen und Buh-Rufen empfangen, BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wird bei seiner mit Spannung erwarten Rede gleich deutlich und legt sich mit Kritikern an: "Wer vorgibt BVB-Fan zu sein und Tore des Gegners bejubelt, sollte unsere Gemeinschaft einfach verlassen. Borussia Dortmund hat wie das gesamte Ruhrgebiet immer von Solidarität gelebt. Diese Solidarität dürfen wir nie verlieren."
Watzke: Trainer und Spieler müssen Haltung zeigen
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Danach nahm er die Mannschaft in Schutz und formulierte Erwartungen an den Trainer: "Viele Spieler, die letztes Jahr den Unterschied gemacht haben, befinden sich aktuell in keiner guten Form. Es ist auffällig, dass viele Leistungsträger nicht in ihrer besten Form sind. Und auch, dass wir auf dem Platz nicht den Eindruck einer stabilen Einheit oder Formation erwecken. Das ist natürlich in erster Linie Aufgabe der Mannschaft und von dir, lieber Lucien Favre, das zu verbessern. Das ist auch unser Recht, das einzufordern. Lucien, du hast weiter unser Vertrauen. Aber am Ende ist Fußball auch immer über Egebnisse definiert, das weißt du. Du bist so lange im Geschäft wie viele von uns. Wir wünschen uns alle, dass es dir und deinem Team gelingt, die Wende herbeizuführen, dafür hast du alle Unterstützung, die wie dir geben können. Am Ende müsst ihr jetzt zeigen, dass ihr in die nächsten beiden schweren Spielen mit einer Haltung geht. Ihr müsst euch straffen. Wir sind immer noch Borussia Dortmund, aber das muss man auch sehen. Dafür, um in Barcelona oder Berlin zu spielen, dafür macht ihr doch diesen Job. Reißt euch zusammen, strafft euch und versucht so aufzutreten, wie es von Borussia Dortmund erwartet wird."
Watzke hat außerdem einen Fehler eingeräumt: "Wir hätten definitiv eine zweite Nummer 9 verpflichten müssen."
Zu Beginn der Mitgliederversammlung hatte Präsident Rauball bei seinen eröffnenden Worten bereits Klartext angekündigt: "Auch an Tag zwei nach der katastrophalen Leistung gibt es sicherlich erhöhten Erklärungs- und und Redebedarf." Am Ende gab es das erwartete Ergebnis: Reinhard Rauball bleibt Präsident von Borussia Dortmund. Der 72 Jahre alte Jurist wurde ohne Gegenstimme von den knapp 1200 anwesenden Besuchern in seinem Amt bestätigt.
Pfiffe und Buh-Rufe für Trainer und Spieler
Nachdem zu Beginng der Versammung die Formalia der Mitgliederversammlung abgearbeitet worden waren, wurde es gleich Ernst: Die BVB-Profis und das Trainerteam wurden nicht gerade herzlich empfangen. Es gibt Pfiffe, Buhrufe und "Schämt euch"-Rufe von den Mitgliedern - aber auch aufmunternden Applaus.
Reus nimmt vor der Mitgliederversammlung Stellung
Bevor die Mannschaft die Halle betrat, hatte sich BVB-Kapitän noch einmal zum Debakel am Freitagabend geäußert: "Wir setzen uns immer zusammen. Aber nach dem Spiel am Freitag war es zwingend notwendig, gewisse Dinge anzusprechen, die aber natürlich intern bleiben. Die Fehler werden immer klar angesprochen", sagte Reus: "Es gehe darum, das ab Mittwoch auf dem Platz zu zeigen und das könnte die Mannschaft. "Dazu gehören gewisse Tugenden, unter anderem Bereitschaft zu zeigen. Das haben wir in der Vergangenheit, wenn wir in Rückstand waren, auch oft gezeigt."
Das Problem sei, dass die Mannschaft momentan immer dann gut spiele, wenn sie das Gefühl habe, nichts zu verlieren haben: "Und das liegt natürlich an der Bereitschaft, von Beginn an zu leiden. In den Momenten zeigen wir es, vorher nicht. Deswegen liegt das Hauptaugenmerk darauf, von Anfang an da zu sein, nicht immer einem Rückstand hinterher zu laufen, sondern auch mal in Führung zu gehen. "
Weiter sagte Reus: "Wir dürfen und können die Verantwortung nicht immer weiterschieben. Wir auf dem Platz müssen in der Lage sein, so sein Spiel am Freitag zu gewinnen. Natürlich stellt der Trainer die Mannschaft auf, aber wir sind diejenigen, die auf dem Platz stehen. Wir haben genug Qualität im Kader, aber wir müssen es kontinuierlich zeigen."
Dann richtete der BVB-Profi den Blick nach vorne: "Gegen Barcelona beginnt es bei Null und wir haben eine riesige Chance, uns für die nächste Runde zu qualifizieren. Das ist unser Ziel, darauf liegt unser Haupt-Augenmerk. Nach Freitag sind Pfiffe natürlich berechtigt. Wir erwarten nicht, dass wir mit Beifall empfangen werden, da müssen wir realistisch bleiben. Wir sind ja selbst nicht zufrieden."