Dortmund. Mit zwei Toren sorgte Neuzugang Brandt für den 2:1-Sieg des BVB gegen Gladbach. Damit sammelte er selbst Punkte – und half auch Trainer Favre.
Mit Abwehrarbeit kennt Julian Brandt sich eigentlich nicht besonders gut aus, dafür ist der Neuzugang von Borussia Dortmund auf dem Platz viel zu offensiv orientiert. Von Abwehrkräften allerdings versteht er etwas. „Ich habe ein gutes Immunsystem“, antwortet er grinsend auf die Frage, wie er sich denn vor jenem Infekt schützt, der unter den BVB-Spielern umgeht und nun neben Torhüter Roman Bürki auch Abwehrchef Mats Hummels niedergestreckt hat. Außerdem: „Warm anziehen, viel Tee trinken – und viel schlafen.“ Und dann verschwindet der 23-Jährige recht vergnügt in die Dortmunder Nacht.
Für die gute Laune gab es am Mittwochabend reichlich Anlass: Brandt hatte die beiden Dortmunder Tore zum 2:1 (0:0)-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach beigetragen, der den Achtelfinal-Einzug im DFB-Pokal bedeutete. Es waren nicht Brandts erste Treffer für den BVB, zum 5:1-Auftaktsieg gegen den FC Augsburg in der Bundesliga hatte er ebenfalls ein Tor beigesteuert. Seine beiden Treffer gegen Gladbach aber waren ungleich wichtiger. Weil sie die Partie drehten, das frühe Aus im Pokal und damit das Verpassen des ersten Saisonziels verhinderten – und weil sie in einer Situation kamen, die alles andere als einfach für den Nationalspieler ist.
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Bislang war Brandt noch nicht wirklich angekommen beim BVB. Er pendelte zwischen Startelf und Ersatzbank, spielte mal im Sturm, mal auf der Außenbahn, selten aber auf der von ihm bevorzugten Zehn, auf der Spielmacherposition also. Vielleicht auch deswegen waren seine unbestreitbar großen Fähigkeiten zuletzt selten zu sehen, war seine Verunsicherung teils mit Händen zu greifen – zumal er als Neuzugang in eine Mannschaft kam, bei der vieles nicht wirklich rund lief.
Die erste Halbzeit war schwach
Auch gegen Gladbach tat er sich lange schwer, obwohl er endlich einmal auf der Zehn randurfte – Kapitän Marco Reus fehlte mit muskulären Problemen. Brandt leitete ein paar gefährliche Szenen ein, verlor aber auch viele Bälle. „Ich hatte in der ersten Halbzeit sicherlich noch meine Schwierigkeiten, musste erstmal reinkommen“, meinte er selbst. „Aber in der zweiten Halbzeit war die Sicherheit etwas mehr da, und die Routine.“
Und dann kam die 78, Minute, als es endlich einmal klappte. Als sein Schuss nicht neben das Tor, sondern doppelt abgefälscht von Nico Elvedi und Denis Zakaria unhaltbar im Tor landete – und kein Schiedsrichter oder Video-Assistent auf Abseits entschied. Und nur wenige Minuten später folgte das 2:1 – per Kopf, was für den immerhin 1,86 Meter großen Brandt eine ziemliche Rarität darstellt. „Für mich war es extrem wichtig, mich einfach selbst mal zu belohnen“, freute er sich. „Und wenn du es dann nach einem 0:1 schaffst, das Spiel noch mit zwei Toren zu drehen, ist es natürlich umso schöner.“
Das Selbstvertrauen fehlt noch
Dass bis zu Gladbachs Treffer in der 71. Minute bei den Dortmundern in der Offensive vieles weiterhin Stückwerk war, dass kaum Chancen herausgespielt wurden, wunderte Brandt nicht: „Dass das Selbstvertrauen nicht zu 100 Prozent da ist, das sieht man momentan“, erklärte er. „Das musst du dir halt erarbeiten und das klappt am besten, indem man Spiele gewinnt.“
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Das tut natürlich auch dem zuletzt heftig in die Kritik geratenen Trainer Lucien Favre gut – und auch zu diesem Thema fand Brandt die passenden Worte: „Viele wünschen sich ja hier in der Gegend einen Trainer, der an der Seitenlinie mehr macht“, sagte der Angreifer. „Ich muss ehrlich sagen: Du hast 80.000 Menschen hier, es ist laut – du hörst den Trainer eh nicht.“
Brandt nimmt den Trainer in Schutz
Natürlich sei Favre nicht so emotional wie der so populäre Vorgänger Jürgen Klopp. „Aber er ist halt so wie er ist“, meinte Brandt. „Es gibt viele Trainer, die sehr ruhig und erfolgreich sind, die nicht so viel an der Seitenlinie herummachen.“ Favre habe einen schweren Stand angesichts seiner Vorgänger – aber die ruhige Art sei kein Problem. „Zumindest nicht für mich, ich komme damit gut klar“, erklärte Brandt.
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Ein Schritt in die richtige Richtung zumindest war an diesem Mittwochabend gemacht. Für Favre. Für den BVB. Und nicht zuletzt für Brandt selbst.