Dortmund. Der BVB sucht nach den Gründen für den erneuten Rückschlag. Favres Elf präsentiert sich nicht titelreif. Die kommende Woche wird richtungweisend.

Mario Götze verließ das Dortmunder Stadion am späten Samstagabend, ohne etwas zum Spiel zu sagen. Dabei hätte der 27-Jährige durchaus Anlass gehabt, über die vergangenen 90 Minuten zu sprechen. In denen er zum ersten Mal in dieser Spielzeit von Beginn an auf dem Rasen stand, ein Tor erzielte, zu gefallen wusste. Götze aber verabschiedete sich nur kurz und verschwand im Trainingsanzug durch die schwere Eisentür in die herbstliche Nacht.

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Vermutlich wäre die überzeugende Rückkehr des BVB-Profis beim 2:2 (2:1) von Borussia Dortmund gegen Werder Bremen die Geschichte dieses Spiels gewesen, wenn der selbst ernannte Titelkandidat sein Heimspiel gewonnen hätte. Wenn das Götze-Tor (9.) und der Treffer von Marco Reus (41.) gereicht hätten, um drei Punkte einzusammeln. Da aber auch Milot Rashica (7.) und Marco Friedl (56.) für Bremen trafen, schlichen die Dortmunder wieder enttäuscht in die Kabine.

Kopfsache.

Physisch, weil Götze (nach Flanke von Lukasz Piszczek) und Reus (nach Flanke von Thorgan Hazard) bei ihren Toren den Kopf benutzten. Genauso wie Bremens Josh Sargent, der vor dem 2:2 das entscheidende Kopfballduell gegen Reus gewann.

Psychisch, weil die Dortmunder in der zweiten Halbzeit den Kopf verloren und die Defensive ohne den verletzten Mats Hummels erheblich wackelte. Wieder mal.

BVB steht nur noch auf dem achten Tabellenplatz

Der BVB konnte nur eins der vergangenen fünf Pflichtspiele gewinnen, steht nur noch auf dem achten Tabellenplatz. Trotz der Millionen-Transfers im Sommer kassiert die Elf von Trainer Lucien Favre immer noch zu viele Gegentore nach Standardsituationen, begeht zu viele Fehler, schlampt bei der Chancenverwertung. In dieser Form reicht es nicht für den Titelkampf.

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Auch Sportdirektor Michael Zorc war die Enttäuschung am Sonntag anzumerken, als er mit dieser Redaktion über den erneuten Rückschlag sprach. „Ich habe dafür noch keine Erklärung“, räumte er ein – vor einer Woche, die dringend erfolgreicher verlaufen sollte. „Wir haben jetzt zwei wichtige Partien vor der Brust. Die für die Tabelle bereits richtungsweisend sind.“

Am Mittwoch (18.55 Uhr/Sky) tritt der BVB in der Champions League bei Slavia Prag an, am Samstag (15.30 Uhr/Sky) reist der Revierklub zum SC Freiburg. Nur lassen sich die Probleme in so kurzer Zeit natürlich nicht alle beseitigen.

„Wir haben zu viele Spieler, die nicht in Bestform sind“, sagte Zorc. Die Folge: „Wir treffen zu oft falsche Entscheidungen. Das ist der Grund, warum wir auf der Stelle treten“.

Beim ersten Dortmunder Gegentor schaffte es zunächst Achraf Hakimi nicht, den Ball zu kontrollieren. Dann verlor Axel Witsel das Duell gegen Davy Klaassen. Beim zweiten Gegentreffer rauschte der Ball nach der Ecke und dem verlorenen Kopfballduell von Reus durch den Fünfmeterraum, in dem die Schwarz-Gelben durch Abwesenheit glänzten. Bremens Friedl bedankte sich. „Das kann nicht sein“, schimpfte Zorc. „Das hat etwas mit Konzentration und absoluter Konsequenz beim Verteidigen zu tun.“

BVB-Profis Bürki und Reus beklagen Einstellung

Fragt sich nur, warum diese Punkte fehlen. Das Wort „Mentalität“ möchte beim Revierklub niemand mehr in den Mund nehmen, nachdem die Debatte um diese schwer zu messende Variable schon die vergangene Woche bestimmt hatte. Allerdings sagte Torhüter Roman Bürki: „Wir haben nicht wie Männer gespielt.“ Marco Reus hielt fest: „Wir haben zu wenig investiert.“ Womit beide ja eigentlich bemängelten, dass die Einstellung (also die Mentalität) nicht gestimmt habe.

Trainer Favre wiederum spricht schon seit Wochen von Kleinigkeiten, die verbessert werden müssten, ohne dass er diese bislang verbessert. Und so droht aus den vielen kleinen Fehlern eine große Krise zu werden, die sich im Kopf festsetzt.