South Bend. Irrwege, Wartezeiten, Jetlag: Über die besonderen Herausforderungen einer Marketingreise in die USA mit dem BVB. Eine Kolumne.

Plötzlich ist er doch da, dieser Moment, in dem die Stimmung umschlagen könnte. In dem aus einer lethargischen Ich-will-nur-noch-ins-Bett-Passivität eine Das-kann-doch-alles-nicht-wahr-sein-Aggressivität zu werden droht. Es ist der Moment, in dem sich die Busfahrerin umdreht und sagt: „Alumni Stadium, wir sind da.“

Irrfahrt über den Uni-Campus

BVB-Profis im Flugzeug während der USA-Reise
BVB-Profis im Flugzeug während der USA-Reise © BVB

Schön. Nur leider wollen wir zum Notre Dame Stadium. Das ist zwar auch auf dem Campus der University of Notre Dame, aber das Gelände so einer US-Elite-Uni ist groß. Verdammt groß. Und wir sind sowieso schon zu spät dran zur Pressekonferenz. Da kann die Stimmung schon einmal etwas gereizter sein – vor allem, wenn man sich 15 Stunden zuvor auf den Weg gemacht hat, um pünktlich zu sein. Wenn man schon seit 31 Stunden auf den Beinen ist.

Zum Aufregen fehlt die Energie

Losgegangen ist der wilde Ritt in Seattle, gleich nach dem Testspiel von Borussia Dortmund gegen die Sounders ging es zum Flughafen. Vier Stunden später und zwei Zeitzonen weiter die Landung in Chicago, 20 Minuten zu früh, was kurzzeitig für gute Laune sorgt. Sehr kurzzeitig, denn dann meldet sich der Pilot: Wegen Gewitters darf niemand die Maschine verlassen. Wir müssen warten, bis es vorübergezogen ist. Eine Stunde. Zwei Stunden. Gewitter in Chicago können offenbar sehr lange dauern. Nach drei Stunden endlich raus aus der Maschine, ran ans Gepäckband. Und dort – Sie ahnen es – wieder warten. Dieses Mal „nur“ eine Stunde. Dann ab in den Bus und knapp drei Stunden später und eine Zeitzone weiter endlich die Ankunft. Am falschen Stadion. Aber zum Aufregen fehlt die Energie.

Wenig Schlaf und Zeitverschiebung

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Ein USA-Marketingtrip bedeutet wenig Schlaf. Das geht den Journalisten so, die wegen der Zeitverschiebung morgens ihre Texte schreiben, damit sie in Deutschland noch gedruckt werden können. Das geht Sportdirektor Michael Zorc so, der noch Spieler verkaufen will. Aber seine Verhandlungspartner sitzen alle in Europa, deswegen gibt es nur am Vormittag ein kurzes Zeitfenster.

Und die Spieler? „Heute ist der erste Tag, an dem ich mich gut fühle“, sagt Thomas Delaney. Am Donnerstag. Bei einer Reise, die am Montag losging. Wer noch einen Beweis brauchte, dass so eine Reise wirtschaftliche und keine sportlichen Gründe hat – hier ist er.

Das genaue Delaney-Zitat weiß ich auch nur noch, weil ich zur Sicherheit alles mit dem Handy aufnehme. In meinen Notizen steht: istd er esrte Tag and m gut viele.

Verdammter Jetlag.