Essen. Branko Zebec wäre an diesem Freitag 90 Jahre alt geworden. Den Kampf gegen sich selbst konnte er nicht gewinnen. Unsere Kolumne.

Branko Zebec hatte Mühe, nicht von der Trainerbank zu kippen. Zwischenzeitlich wirkte der Jugoslawe so, als wäre er eingeschlafen. Der Pressekonferenz nach der 0:1-Niederlage seiner Frankfurter Eintracht bei Hertha BSC blieb er fern. Zebec war betrunken.

Die Fotografen legten sich nach dem Spiel auf die Lauer. Die Frankfurter Verantwortlichen aber ließen sich etwas einfallen. Sie wickelten den Trainer in einen Teppich, schmuggelten ihn aus dem Stadion und luden ihn in ein Auto. Das Ablenkungsmanöver war geglückt.

Zebec starb an den Folgen seiner Alkoholsucht

So lustig diese Anekdote aus der Saison 1982/1983 klingen mag, so ernst war der Hintergrund. Denn der Erfolgstrainer Branko Zebec litt an Alkoholsucht. An den Folgen dieser Krankheit starb er 1988 – im Alter von gerade einmal 59 Jahren. In Zagreb fand er seine letzte Ruhe.

In der heutigen Hauptstadt Kroatiens wurde er auch geboren. Er war ein intelligenter Junge, studierte neben Sport auch Mathematik und Physik. Seine Noten waren so gut, dass er eine wissenschaftliche Karriere hätte starten können. Doch Zebec spielte lieber Fußball.

Denis de Haas
Denis de Haas

Er schaffte es in die jugoslawische Nationalmannschaft, bei der WM 1958 war er ihr Kapitän. 1961 erhielt Zebec die Ausreiseerlaubnis und schloss sich Alemannia Aachen an. Da spielte er Libero, der große Gladbacher Günter Netzer erinnert sich mit Grausen: „Wir sind hundertmal ins Abseits gelaufen, weil er als Spieler schon ein Stratege war.“

Verrückt, dass dieser Stratege bei der Trainerprüfung zunächst scheiterte – der strenge Ausbilder Hennes Weisweiler ließ Zebec durchrasseln. Erst im zweiten Anlauf erwarb Zebec den Trainerschein. 1968 holte ihn der FC Bayern. Die Münchener waren erst einmal Deutscher Meister geworden – im Jahr 1932. Zebec wollte den Titel unbedingt, dafür schindete er die Spieler. Franz Beckenbauer sagte einmal: „Bei Branko Zebec endete unsere Jugend.“

Spitzname: "Fernet-Branko"

Die Bayern wurden Meister und Pokalsieger. Zebec kam dabei mit einem Mini-Kader aus, setzte nur 13 (!) Spieler während der Saison ein. Ein Jahr später musste er sich einer Bauchspeicheldrüsen-Operation unterziehen. Die Ärzte sagten, er solle Alkohol meiden. Doch Zebec schlug diesen Rat in den Wind. So kam er zu dem wenig schmeichelhaften Spitznamen „Fernet-Branko“.

1979 machte er den Hamburger SV zum Meister, auch dort wetterten die Spieler. Horst Hrubesch nannte ihn einen Sadisten, Kevin Keegan fluchte: „Sein Training hält keiner aus.“ Der Erfolg gab Zebec Recht. Doch sowohl in Hamburg als auch später in Dortmund und Frankfurt gab es zu viele Alkohol-Eskapaden.

Branko Zebec, der nach außen so willensstark war, den Kampf gegen sich selbst aber nicht gewinnen konnte, wäre am Freitag 90 Jahre alt geworden.