Essen. Unser Autor hat von seinen Freunden eine Cristiano-Ronaldo-Unterhose geschenkt bekommen. Und nun? Will man wirklich so sein wie der Superstar?
Vor ein paar Jahren haben mir Menschen, die behaupten, sie seien meine Freunde, zum Geburtstag mal eine Unterhose geschenkt. Ein seltsames Geschenk? Klar, aber es kommt noch besser. Diese Unterhose, sie war hellblau, trug am Bund den großen Schriftzug „Cristiano Ronaldo“.
Warum ich dieses Wäscheteil bekam, blieb das Geheimnis der Schenkenden. Ich denke mal, sie wollten mich damit aufziehen. Das aber ist ihnen nicht gelungen. Denn ich habe mich begeistert bedankt und dabei versichert, dass ich schließlich schon immer mal so sein wollte wie Cristiano Ronaldo. Nun hatte ich zumindest eine Unterhose wie er – falls er die aus der eigenen Kollektion überhaupt selbst trägt.
So sein wie Cristiano Ronaldo? Na ja, ich konkretisiere: So Fußball spielen wie Cristiano Ronaldo – das kommt der Wahrheit näher.
Diese Kälte vor dem gegnerischen Tor – der Kerl muss Nervenstränge wie Pfosten haben.
Diese Schusstechnik – so viel Sensibilität, wie er im kleinen Zeh hat, haben andere im ganzen Körper nicht.
Dieses Gefühl für den Raum – woher weiß er immer so genau, wohin der Ball gleich gespielt wird?
Diese Kopfbälle – so hoch können viele nicht steigen, so präzise können die meisten den Ball nicht steuern, so hart können manche nicht schießen.
Diese Geschwindigkeit – der Mann ist mittlerweile 34, Profi seit 2002. Und trotzdem immer noch so schnell, dass jüngere Verteidiger ein Lasso bräuchten, um ihn einzufangen.
Ganz sicher kommt zu dem herausragenden Talent, das diesem Mann geschenkt wurde, auch sein Biss. Der ewige Ehrgeiz, der Beste sein zu wollen. Dafür drückt er das Gaspedal voll durch, in jedem Spiel, in jedem Training. Ronaldo kann alles, und trotzdem schiebt er Extraschichten. Profis, die mit ihm zusammenspielten, berichten mit Bewunderung davon. Und sie erzählen auch, dass Ronaldo ein netter und humorvoller Kerl sei.
Ein neues Video von Ronaldo kursiert im Netz
Aber wir sehen ja häufiger den selbstverliebten Gockel, der sich breitbeinig zum Freistoß aufstellt, der oft Triumphgesten bevorzugt, ohne zu lachen. Dazu passt auch das Video, das während der vergangenen Tage im Netz kursierte. Als nach dem Finale der neuen Nations League, das Portugal mit 1:0 gegen die Niederlande gewann, der beste Spieler des Turniers geehrt wurde und der Name Bernardo Silva ausgerufen wurde, stand Ronaldo neben diesem Teamkollegen – und schüttelte den Kopf. Die anderen Portugiesen tätschelten und umarmten Bernardo Silva. Ronaldo rührte sich nicht, sein Blick ging starr woandershin. Ein Mitspieler mal besser als er? Er konnte es ihm nicht gönnen, konnte es nicht ertragen, wollte es nicht wahrhaben.
Deshalb bin ich mir jetzt sicher. Ich will doch lieber so sein wie ich.