Essen. Borussia Dortmund vergab in der Rückrunde einen großen Vorsprung. Es bleibt die Erkenntnis, dass dem BVB die Titelreife fehlt. Ein Kommentar.
War es das? Es sieht so aus. Nach diesem Wochenende ist Borussia Dortmund als Deutscher Meister 2019 kaum noch vorstellbar, auch wenn es noch möglich ist.
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Der BVB gab auch in Bremen wieder ein Rätsel auf. Wie konnten die Spieler in der ersten Halbzeit so dominant auftreten und dann bei Gegenwehr in der zweiten Hälfte die Hosen gestrichen voll haben? Unfassbar, dass eine fußballerisch dermaßen starke Mannschaft plötzlich so ängstlich werden kann. Weil genau das aber in der Rückrunde zu häufig passiert ist, hat sie ihren beeindruckenden Neun-Punkte-Vorsprung verspielt. Es bleibt die Erkenntnis, dass ihr die Titelreife fehlt.
Der BVB hat eine rasante Entwicklung genommen
Von einem Mentalitätsproblem ist daher die Rede, und wenn man fehlende Mentalität allein mit ungenügender Arbeitsauffassung übersetzt, dann hat BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke natürlich absolut recht, wenn er das vehement abstreitet. Die Mannschaft kämpft – das ist zu sehen. Sie tritt auch nicht arrogant auf. Aber sie fängt an zu flattern, wenn es brenzlig wird. Sie kippt um, nachdem sie ins Wanken geraten ist. Mentale Stabilität fehlt ihr also durchaus.
Ihrem Trainer wird vorgehalten, er sei bei aller fachlichen Qualität kein Meister der Motivation. Nun gut, bei einem Verein, der jahrelang das Wirken und Wirbeln Jürgen Klopps bewundern konnte, liegt die Messlatte hoch. Aber: Als man Lucien Favre verpflichtete, wusste man, dass er nicht der Typ Heißmacher ist, der seine Spieler zum Grasfressen auffordert. Wenn die Enttäuschung über die aktuelle Situation verflogen sein wird, wird Favre unbedingt zugutegehalten werden müssen, dass sein Stil das Team überhaupt erst in die Lage versetzt hat, um den Titel mitspielen zu können. Dass das Niveau nicht gehalten wurde, hat der introvertierte Schweizer allerdings auch mit zu verantworten.
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Am Ende der Saison wird man voraussichtlich sagen müssen: Borussia Dortmund hat eine rasante Entwicklung genommen, hat Fehler der Vergangenheit korrigiert, hat die Meisterschaft wieder spannend gemacht – aber der Lernprozess ließ sich nicht so zügig abschließen, wie es nach der berauschenden Hinrunde erhofft werden konnte. Für diese Nervenbündel scheint die Meisterchance zu früh gekommen zu sein.